Zum Inhalt springen

ADB:Sturm, Jakob (Kupferstecher)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sturm, Jakob“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 20–21, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sturm,_Jakob_(Kupferstecher)&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Sturm, Johann
Band 37 (1894), S. 20–21 (Quelle).
Jacob Sturm bei Wikisource
Jacob Sturm (Kupferstecher) in der Wikipedia
Jacob Sturm in Wikidata
GND-Nummer 117363898
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|20|21|Sturm, Jakob|Ernst Wunschmann|ADB:Sturm, Jakob (Kupferstecher)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117363898}}    

Sturm: Jakob St., Kupferstecher, Herausgeber ikonographischer naturwissenschaftlicher Werke, geboren zu Nürnberg am 21. März 1771, † ebendaselbst am 28. November 1848. Schon frühzeitig erlangte St., von seinem Vater unterwiesen, bei angeborenem Talente eine ungewöhnliche Fertigkeit in der Kunst des Kupferstechens. Anfänglich übte er seine Kunst nur im figürlichen Fache aus. Infolge eines zufälligen Umstandes aber, der überdies seiner Neigung zur Naturbeobachtung entgegen kam, wandte er sie bald und ausschließlich auf die Darstellung von natürlichen Objecten aus dem Thier- und Pflanzenreiche an. Als nämlich seinem Vater eine Kupferplatte, die dieser zu einem entomologischen Werke von Pallas zu fertigen hatte, von dem mit der Revision des Werkes betrauten Professor und Geheimrath Schreber (s. A. D. B. XXXII, 465) als ungeeignet beanstandet wurde, erhielt sie der Sohn, erst 16 Jahre alt, zur Ausführung überwiesen und führte sie, nachdem er die bezüglichen Insecten von dem Entomologen Panzer in natura sich hatte zeigen lassen, so vorzüglich aus, daß die beiden Gelehrten, in Erkennung seines ausgesprochenen Talentes als Naturzeichner, ihn für ihre speciellen Wissenschaften gewannen, Schreber für Botanik, Panzer für Zoologie. St. begann nun, sich selbst eine Insectensammlung anzulegen, die allmählich zu einer der größten Privatsammlungen anwuchs. Auf Grund derselben gab er 1791 seine erste Sammlung von Abbildungen heraus, ohne Text, unter dem Titel: „Insecten-Cabinet, nach der Natur gezeichnet und gestochen“, wovon 4 Hefte, jedes mit 25 colorirten Kupfertafeln erschienen sind. Bald darauf wurde er auch litterarisch thätig. 1796 ließ er das erste Verzeichniß seiner Insecten-Sammlung drucken, dem infolge des Anwachsens der letzteren 1800 ein zweites, 1826 ein drittes und 1843 ein viertes, jedes Mal vergrößertes, sich anschlossen. Ebenfalls 1796 begann St. seine bedeutendste Arbeit, die seinen Ruf als bedeutenden Kupferstecher begründete: „Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen“. Das Werk erschien in Heften mit je 8–16 colorirten Kupfertafeln in Taschenformat. Je 4 Hefte bilden einen Band. Es zerfällt in 3 Abtheilungen, mit zusammen 163 Heften und 2472 colorirten Tafeln. Die erste, die Phanerogamen enthaltend, umfaßt Heft 1–96 und 1576 Tafeln und erschien von 1798–1855. Die nach dem 1848 erfolgten Tode des Herausgebers veröffentlichten Stiche (Heft 62–96), rühren von seinen Söhnen her, die schon von Heft 44 an sich aushelfend betheiligt hatten. Zu den Tafeln der Hefte 1–4 dieser Abtheilung lieferte G. F. Delavigne einen französischen Text, 1801–1802. Die zweite Abtheilung begreift die Kryptogamen in sich, mit Ausschluß der Pilze. Sie erschien 1798 bis 1839, enthaltend Heft 1–31 und 416 Tafeln und die letzte Abtheilung, welche die Pilze bringt, zählt Heft 1–36 und 480 Tafeln. Diese erschien 1813–1853. An dem descriptiven Theil dieser Flora, der, ohne systematische Ordnung, ausführliche Beschreibungen, aber nicht immer die Synonyme enthält, betheiligten sich neben dem Herausgeber viele, zum Theil sehr bedeutende Botaniker. [21] Diese für sein Werk herangezogen zu haben bildet für St. ein nicht geringeres Verdienst, wie die künstlerische Ausführung der Tafeln. Zu den Mitarbeitern der ersten Abtheilung gehören: Schreber, Hoppe, Panzer, Schnizlein, Graf Kaspar von Sternberg, L. Reichenbach, Fieber und vor allem W. Daniel Jos. Koch; zu denjenigen der zweiten: Hoppe, Blandow, Voit, Kaulfuß, Funck, C. Gottl. Nees v. Esenbeck, Corda und Laurer, und an der dritten nahmen Theil: Dittmar, Corda, Preuß, Rostkovius, Schnizlein, F. v. Strauß. Die erste Abtheilung enthält auch einige monographische Bearbeitungen von Pflanzengattungen: so die Trifolieen von Schreber, die Vicieen von Hoppe, die Myosotis-Arten von Reichenbach und die Carices von Hoppe und St. Für die zweite und dritte Abtheilung sind die Tafeln zu den letzten Heften ebenfalls von Sturm’s Söhnen gestochen. Ein ähnlich angelegtes Unternehmen wie das eben geschilderte botanische, nahm St. auch für die Zoologie fast gleichzeitig in Angriff: „Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen“. Es erschien von 1797 an und enthielt in den drei, die Amphibien, Insecten und Würmer behandelnden Abschnitten 624 Kupfertafeln, die größtentheils von St. und seinen Söhnen ausgeführt wurden. Neben diesen, seiner eigenen Initiative entsprungenen Arbeiten lieferte St. auch noch die Illustrationen zu einer großen Reihe von naturhistorischen Werken anderer Autoren. Ein vollständiges Verzeichniß derselben liefert der in der Fußnote angezeigte Nekrolog von Hilpert (S. 19–24). Endlich betheiligte sich St. auch noch an der von G. Nees v. Esenbeck und Fr. Hornschuch herausgegebenen, aber nicht vollendeten deutschen Moosflora: Bryologia germanica, von der 2 Theile 1823–1831 mit zusammen 43 Tafeln erschienen sind. Sturm’s Thätigkeit brachte ihn mit einer großen Zahl von Naturforschern in wissenschaftliche Verbindung und die Beziehungen mit manchen derselben gestalteten sich durch seine künstlerische Tüchtigkeit und seinen außerordentlich anspruchslosen Charakter zu dauernden Freundschaftsverhältnissen. Sturm’s Verdienst um die Wissenschaft wurde anerkannt durch seine Aufnahme zum Mitgliede oder Ehrenmitgliede zahlreicher gelehrter Gesellschaften, und noch zwei Jahre vor seinem Tode, 1846, ernannte ihn die philosophische Facultät der Breslauer Universität zum Dr. phil. honoris causa. Es geschah dies gelegentlich des fünfzigjährigen Jubiläums seines künstlerischen und wissenschaftlichen Wirkens. Um dieselbe Zeit wurde er aus Anlaß der Reorganisation der von ihm schon 1801 gegründeten naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg zu deren Director ernannt. Diese Ehrenbezeugungen überlebte er aber nicht mehr lange; denn schon 1848 verschied er in einem Alter von nahezu 78 Jahren.

St. hinterließ zwei Söhne, welche beide das Kunsthandwerk ihres Vaters ergriffen und ihn in den letzten Jahren seiner Thätigkeit erfolgreich unterstützt hatten. Der ältere von beiden, Dr. Joh. Heinr. Christ. Friedrich St., starb 1862 in Nürnberg im fast vollendeten 57. Lebensjahre. Er war als Künstler und Naturhistoriker, wie der Vater, Mitglied der Kaiserl. Leopold.-Carol. Akad. der Naturforscher gewesen. Der zweite, Joh. Wilh. St., hat sich auch durch schriftstellerische Leistungen, hauptsächlich über Gefäßkryptogamen, bekannt gemacht. Er schrieb einen Beitrag zur Farn-Flora Chiles und betheiligte sich an der Herausgabe der Martius’schen Flora brasiliensis durch die Bearbeitung einiger Familien kryptogamer Gewächse. Zu Nürnberg am 19. Juli 1808 geboren und ebendaselbst am 7. Januar 1865 gestorben, erreichte er dasselbe Lebensalter wie sein Bruder.

Joh. Wolfg. Hilpert, Zum Andenken an Dr. Jakob Sturm. Nürnb. 1849. – Pritzel, Thes. lit. bot.