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ADB:Stilke, Hermann

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Artikel „Stilke, Hermann“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 239–240, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stilke,_Hermann&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:51 Uhr UTC)
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Stilke: Hermann St., Historienmaler, wurde am 29. Januar 1803 [nach anderen Angaben erst im J. 1804 (?)] zu Berlin geboren. Anfangs beabsichtigte er sich der Landwirthschaft zu widmen, trat aber, als sich die Lust am Zeichnen in ihm regte, zur Kunst über, wobei er an der Berliner Akademie von dem Historienmaler Karl Wilhelm Kolbe die erste Anleitung erhielt. Er wandte sich hierauf nach Düsseldorf, wo er als einer der ersten Schüler an Cornelius sich anschloß. Seine Leistungen müssen dem Meister sehr gefallen haben, da er ihm und Karl Stürmer die Ausführung eines großen, das jüngste Gericht darstellenden Deckengemäldes im Assisensaal zu Coblenz übertrug, das aus Mangel an Mitteln und wegen Intriguen der Coblenzer Geistlichkeit unvollendet bleiben mußte. Die dazu nöthigen Kenntnisse der Freskotechnik hatte er von Cornelius erlernt, dem er im J. 1821 nach München gefolgt war, um ihm bei der Ausführung der Fresken in der Glyptothek zu helfen. In jenen Jahren abwechselnd in Düsseldorf und München thätig, malte er an letzterem Orte unter den Arkaden des Hofgartens die „Krönung Ludwig’s von Baiern“ und die „Zerstörung von Godesberg“. Von München aus besuchte er im J. 1827 Oberitalien und reiste im folgenden Jahre über die Schweiz nach Rom, wo er zwei Jahre blieb, bis ihn Krankheit nöthigte, die Stadt zu verlassen. Nach der Rückkehr einige Zeit in Berlin ansässig, ließ er sich im J. 1833 in Düsseldorf nieder, wo er sich ausschließlich der Oelmalerei widmete und noch einmal bei Schadow in die Schule ging. Die Stoffe, die er seitdem in seinen Bildern behandelte, waren durchweg romantischer Natur, und auch ihre Ausführung, die sich in einer übertriebenen Glätte gefiel, läßt erkennen, daß ihm die Düsseldorfer Romantik weit mehr zusagte, als der Classicismus seines früheren Lehrers Cornelius. Mit Vorliebe wählte er Episoden aus der Geschichte der Kreuzzüge zum Vorwurf. Er malte z. B. „Kreuzfahrer auf der Morgenwacht“ (1834), einen „verwundeten Kreuzritter, aus dem Kampfe mit einem todten Saracenen zurückkehrend“ (1837) und „Kreuzritter im Hospitium der Ordensbrüder“. Der Geschichte der Jungfrau von Orleans gehören zwei weitere Gemälde des Künstlers an. Als sein bestes Werk aus jener Zeit werden die im J. 1834 entstandenen „Pilger in der Wüste“ bezeichnet. Einst im Besitz des Grafen Raczynski, ist dieses Gemälde heute in der Berliner Nationalgalerie zu sehen, die noch ein zweites Werk von seiner Hand, „Der Raub der Söhne Eduard’s IV. von England“ (1852?), aufbewahrt. Im J. 1842 erhielt St. von König Friedrich Wilhelm IV. den Auftrag, den Rittersaal der Burg Stolzenfels am Rhein mit Freskogemälden zu versehen. Er entledigte sich dieses Auftrages bis zum Jahre 1846, indem er die deutschen Tugenden der Tapferkeit, der Treue, der Minne, [240] des Gesanges, der Gerechtigkeit und der Beharrlichkeit durch sehr figurenreiche Historienbilder zu symbolisiren suchte. In der Zwischenzeit lieferte er im Auftrage des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen ein Kaiser Heinrich III. darstellendes Oelbild für den Kaisersaal im Römer zu Frankfurt a. M. Nach Vollendung der Bilder für Stolzenfels lebte St. wiederum eine Zeit lang in München. Seit dem Jahre 1850 finden wir St. in Berlin, wo er Mitglied der Akademie der Künste war und im J. 1854 den Professortitel erhielt. Er malte dort im J. 1855 unter anderen Bildern die Plafondgemälde für das herzogliche Hoftheater zu Dessau, in welchen er auf zehn kreisrunden Feldern die Leistungen des Theaters und die geistigen und künstlerischen Quellen, aus denen sie hervorgehen, darstellte. Auch für das königliche Schloß in Berlin hatte er Bilder zu liefern. Im Kuppelsaal des Neuen Museums rührt das die Erhebung des Christenthums zur Staatsreligion darstellende Wandgemälde von ihm her. Nebenbei lieferte er für die Cotta’sche Buchhandlung Zeichnungen zur Illustration verschiedener Classiker. Sein bedeutendstes Illustrationswerk aber wurde der 1851 vollendete „mecklenburgische Landesvergleich“, in dem alle historischen und allegorischen Darstellungen von ihm herrühren. Er starb zu Berlin am 22. September 1860. St. war seit dem Jahre 1835 mit Hermine Peipers, einer vorzüglich als Blumenmalerin berühmt gewordenen Künstlerin, verheirathet. Geboren am 3. März 1808 (1803?) zu Stolberg bei Aachen, war sie schon als junges Mädchen in nahe Beziehung zu St. getreten, der ihr in Düsseldorf den ersten künstlerischen Unterricht ertheilt hatte. Ursprünglich, wie ihr Gatte, der Historienmalerei zugewandt, erkannte sie doch bald die Grenzen ihrer Begabung und widmete sich seitdem mit solchem Erfolge der Initialen- und Blumenmalerei, daß sie, als sie am 30. Mai 1869 in Berlin starb, in dem Ruf, eine der bedeutendsten Künstlerinnen dieses Faches zu sein, stand. Ihre Aquarelle wurden vom Kunsthandel in Chromolithographien verbreitet und dienten mancher Sammlung lyrischer Dichtungen zum Schmuck. Nach ihrem Tode wurde ihr gesammter Nachlaß von der Schneider’schen Buch- und Kunsthandlung zur Ausstellung gebracht.

Vgl. A. Fahne, Die Düsseldorfer Maler-Schule in den Jahren 1834, 1835 und 1836. Düsseldorf 1837. S. 98 und 148. – H. Püttmann, Die Düsseldorfer Malerschule. Leipzig 1839. S. 67–69, 89, 90, 192, 238. – Wolfgang Müller von Königswinter, Düsseldorfer Künstler. Leipzig 1854. S. 78–83. – R. Wiegmann, Die kgl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Düsseldorf 1856. S. 155–159. – Illustrirte Zeitung 1856, Nr. 697 und 1869, Nr. 1372. – Ernst Förster, Geschichte der deutschen Kunst. Leipzig 1860. 7, S. 302–305. Vgl. auch das Register. – Max Jordan, Katalog der kgl. National-Galerie zu Berlin. Berlin 1880. II, S. 203, 204. – Hermann Becker, Deutsche Maler. Leipzig 1888. S. 167–168. – Deutsches Kunstblatt hrsg. von F. Eggers. 1852. Nr. 10. S. 82, 83. – Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1869, Nr. 343, 9. December.