ADB:Stenzel, Theodor Reinhold
Stenzel: Theodor Reinhold St., Pastor, Vorsteher des herzoglichen Münzcabinets in Dessau, war geboren zu Lausigk bei Quellendorf in Anhalt am 12. December 1824 als Sohn des dortigen Pastors Franz Stenzel. Er besuchte das Gymnasium zu Zerbst, 1846 die Universität Leipzig und studirte Theologie. 1850 wurde er Substitut seines Vaters, 1851 Vicar nach dem eben erfolgten Tode seines Vaters zu Eichholz bei Zerbst, zugleich Vorsteher des herzoglichen Münzcabinets zu Dessau. Nachdem er als Hülfsprediger in Zerbst 1857, von 1857–1875 als Pastor in Nutha bei Zerbst, dann in Dohndorf bei Biendorf thätig gewesen, kam er am 1. Juli 1879 nach seinem Geburtsort Lausigk. Er starb am 22. April 1894 im 70. Lebensjahre.
St. hat wie sein Großvater, Vater Franz Stenzel (Herausgeber des genealogischen Taschenbuches Kronos) und Oheim Gustav A. H. Stenzel (siehe A. D. B. XXXVI, 53) (Vorstand des Provinzialarchivs in Breslau, Verfasser der Anhaltinischen Geschichte) sich mit historischen, genealogischen und vor allem numismatischen Studien insbesondere seiner Heimath befaßt. Die „Beschreibung des Bracteatenfundes von Freckleben“ 1862 ist seine erste größere, äußerst fleißige und gediegene Arbeit. Dann folgten seine „Numismatischen Studien“ (I. zur Geschichte des Anhaltinischen Münzwesens, II. der Bracteatenfund von Jessen, III. der Bracteatenfund von Gerbstedt 1876). Leitzmann’s numismatische Zeitschrift, die Blätter für Münzfreunde, die Berliner Blätter [477] für Münz-, Siegel- und Wappenkunde, A. v. Sallet’s Zeitschrift für Numismatik, die Wiener numismatische Zeitschrift und R. v. Höfken’s Archiv für Bracteatenkunde, endlich der Numismatisch-sphragistische Anzeiger in Hannover enthalten viele kleinere numismatische Beiträge von ihm. St. verfügte über reiche historische Kenntnisse, eine scharfsinnige Beobachtungsgabe, so daß seine Bestimmungen und Resultate, die er bescheiden und vorsichtig, aber bestimmt äußerte, als gut und gewissenhaft begründete anzusehen sind. Reich ist seine Thätigkeit für den Anhaltinischen Geschichtsverein, den er mit dem Geheimen Hofrath Dr. Hosaeus im J. 1875 gründete, in dessen Zeitschrift die auch separat gedruckten „Beiträge zur Mansfeldischen Münzkunde“ 1878 erschienen. Auch der Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit und die Mittheilungen des Thüring.-sächsischen Alterthumsvereins bringen von ihm kleinere numismatische Abhandlungen. Wer mit St. in Berührung kam, war erstaunt über die große Gelehrsamkeit, entzückt von der Liebenswürdigkeit und herzlichen Fröhlichkeit des Mannes. Sein Tod wurde in der Heimath und weit darüber hinaus in Fachkreisen tief betrauert. Im Anhaltischen Geschichtsverein wurde sein Andenken in einer eigenen Sitzung am 16. Mai 1894 gefeiert, wo Archivrath Kindscher die Gedächtnißrede hielt (Anhalt. Staatsanzeiger 22. Mai 1894), ein äußerst warmer Nachruf wurde ihm von Freundes- und Fachseite durch Professor Dr. A. Düning (Quedlinburg) im Numismatisch-sphragistischen Anzeiger 1894, Nr. 5 zu Theil. In den Blättern für Münzkunde 1894 S. 1907 hat Geh. Hofrath Dr. Julius Erbstein sein Lebensbild entworfen.