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ADB:Staudinger, Lucas Andreas

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Artikel „Staudinger, Lucas Andreas“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 513–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Staudinger,_Lucas_Andreas&oldid=- (Version vom 31. Oktober 2024, 23:07 Uhr UTC)
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Staudinger: Lucas Andreas St., Landwirth und Inhaber eines Pachtgutes zu Groß-Flottbeck bei Hamburg, † daselbst am 30. November 1842. Als Sohn eines Kammerdieners zu Ansbach am 27. Januar 1770 geboren, wurde er schon früh seinen Großeltern zur Erziehung übergeben, wuchs aber bis zum 10. Lebensjahre ohne Schulunterricht und fast wie im Zustande der Verwahrlosung auf. Erst mit der Uebersiedelung seines Vaters nach Nürnberg konnte der zügellos gewordene Knabe einer solchen Verwilderung entrissen, als Chorschüler an St. Lorenz untergebracht und somit auch zum regelmäßigen Besuch der Schule gezwungen werden. Im 15. Jahre confirmirt, verließ er das elterliche Haus und führte ein abenteuerndes Leben, gelangte nach einigen Jahren auf seinen ziellos unternommenen Wanderungen zu Schubart, damals Director des deutschen Theaters in Stuttgart, der sich des gesangskundigen ehemaligen Chorschülers annahm und ihm auch nach Ablauf einer gewissen Beobachtungsfrist die Aufnahme an der Karlsakademie erwirkte. Nach kurzer Zeit jedoch wieder vom Wandertriebe erfaßt, begab sich St., mit einem Empfehlungsschreiben seines Gönners versehen, nach Hamburg zu Klopstock, von welchem er an den Baron von Voght zu Klein-Flottbeck verwiesen wurde. Hier fand er vorerst eine Verwendung [514] zu schriftlichen Arbeiten und, als er sich darin bewährt hatte, wurde ihm die Verwaltung des genannten Gutes übertragen, durch welche er nunmehr, im Alter von 25 Jahren, für den landwirthschaftlichen Beruf gefesselt werden sollte. Mit vollem Interesse und großer Energie widmete er sich dieser Thätigkeit und übernahm schon nach wenigen Jahren, vom Drange zur Selbständigkeit getrieben, eine Pachtung zu Groß-Flottbeck, wo er später noch eine landwirthschaftliche Schule errichtete und bis zum Jahre 1812 unterhalten konnte. Hier wandte er sich bald weitergehenden Aufgaben zu, indem er einerseits bemüht war, gewisse abnorme Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzencultur durch Beobachtungen zu ergründen resp. zu erklären, andererseits zugleich auch auf Abstellung mancher Mängel in den landwirthschaftlichen Zuständen seiner neuen Heimath energisch hinwirkte und durch Beispiel wie durch Belehrung zur Hebung des während der kriegerischen Zeit gesunkenen Wohlstandes seiner Berufsgenossen beizutragen suchte. Schon 1805 zum Ehrenmitgliede der „Hamburgischen Gesellschaft zur Förderung der nützlichen Gewerbe und Künste“ ernannt, nahm er regen Antheil an deren Aufgaben. Später auch als Vorstand der Section zur Beförderung des Land- und Gartenbaues thätig, lieferte er viele schriftliche Arbeiten für hamburgische, holsteinische und mecklenburgische Zeitschriften und gab noch verschiedene Abhandlungen über Pflanzenkrankheiten heraus. So fand er, dem in der Jugend kaum die Aussicht auf eine nützliche Mitwirkung im Bereiche der gesellschaftlichen Thätigkeit eröffnet zu sein schien, noch ungeahnte Anerkennung durch seine Leistungen auf einem Gebiete, welches damals fast überall der rationellen Pflege entbehrte und daher schon dem natürlichen Scharfsinn, wie dem mit fester Willenskraft verfolgten Streben viel Gelegenheit zur Erzielung bedeutender Erfolge bieten konnte.

Vergl. Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. XX.