ADB:Springer, Julius
[319] wäre; einzelne Fächer aber erscheinen ganz besonders gepflegt, vor allem die Forstwissenschaft, die uns in vielen, darunter den bedeutendsten Namen und einigen Zeitschriften entgegentritt, sodann die Pharmacie und die technischen Fächer im engeren Sinn. Außerdem mag namentlich hervorgehoben werden, daß S. dem schweizerischen Erzähler Jeremias Gotthelf durch eine Gesammtausgabe und zahlreiche Einzelausgaben seiner Werke eine Heimstätte in Norddeutschland geschaffen, sowie daß die Schachlitteratur in ihm, dem Freunde des edlen Spiels, einen Förderer gefunden hat (Werke, wie die von Dufresne, van der Linde, Neumann, Zukertort und die Neue Berliner Schachzeitung sind bei ihm erschienen). Endlich hat er, ein freigesinnter Mann, der für die Fragen des öffentlichen Lebens die lebhafteste Theilnahme hatte und wiederholt als Stadtverordneter von Berlin (so schon 1848) und in anderen städtischen Aemtern eine bemerkenswerthe Thätigkeit entfaltete, einer Reihe von politischen Flugschriften der freieren Richtung die Flügel geliehen. – In dieser seiner Verlegerthätigkeit liegt die eine Seite der Bedeutung des Mannes; die andere, zum wenigsten ebenso wichtige, ruht in dem, was er im Dienste seiner Berufsgenossen und seines ganzen Standes wirkte und schaffte. Nicht nur, daß er bei allen wichtigen Vorkommnissen im Buchhandel seine Stimme im Börsenblatt vernehmen ließ und auch privatim in den zahlreichen Fällen, da einzelne Collegen in schwieriger Angelegenheit sich an ihn wandten, seinen Rath ertheilte; er bekleidete auch mit viel Erfolg eine Anzahl von Ehrenstellen, zu welchen den thatkräftigen und geschäftsgewandten Mann das Vertrauen seiner Standesgenossen berief. Volle 26 Jahre saß er im Vorstand der einflußreichen Vereinigung der Berliner Buchhändler, seit 1862 war er auch in der Leitung des Unterstützungsvereins der deutschen Buchhändler, von 1871 an als dessen Vorstand, thätig, und ebenfalls im Jahre 1862 wurde ihm das ehrenvolle Amt eines Mitgliedes des Litterarischen Sachverständigenvereins für Preußen übertragen, das er bis zu seinem Tode verwaltete. Den Höhepunkt seiner gemeinnützigen Thätigkeit bezeichnen aber die Jahre 1867–73, in welchen er das Amt eines Vorstehers des buchhändlerischen Börsenvereins verwaltete. Als solcher hat er sich um das Zustandekommen des Reichsgesetzes, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, vom 11. Juni 1870, ein hervorragendes Verdienst erworben, zu Vorarbeiten für eine neue gesetzliche Regelung des Verlagsvertrags wenigstens die Anregung gegeben und den neuen internationalen litterarischen Verträgen durch Herstellung des Entwurfes eines Normalvertrags wesentlich vorgearbeitet. Nehmen wir dazu, daß S. als Vorstand des Börsenvereins auch auf praktische Fragen, wie die Gestaltung des Meßverkehrs, und auf litterarische, wie die Hebung des Börsenblatts und der Bibliothek des Vereins, bestimmenden Einfluß genommen hat, so darf wohl gesagt werden, daß seine Wirksamkeit nach den verschiedensten Richtungen hin für die Entwicklung des buchhändlerischen Standes und Berufes seit der Mitte dieses Jahrhunderts von Bedeutung geworden ist.
Springer: Julius S., hervorragender Buchhändler des 19. Jahrhunderts, geb. zu Berlin am 18. Mai 1817, † ebendaselbst am 17. April 1877. Er ist der Gründer der bedeutenden Berliner Handlung, die noch heute seinen Namen trägt. Als Sortiments- und Commissionsgeschäft hatte er sie 1842 errichtet, bald war aber auch der Verlag hinzugetreten, und dieser war es, dem er sich seit dem Jahr 1858 nach Verkauf des ersteren Geschäftes ausschließlich und mit großem Erfolg widmete. Sehen wir uns den umfangreichen Katalog seiner Verlagswerke näher an, so ist kaum ein Zweig des Schriftthums, der hier nicht vertreten- Vgl. Börsenblatt f. d. deutsch. Buchhandel 1877, Nr. 136 u. 140. – Pfau, Biogr. Lexikon des deutschen Buchhandels der Gegenwart, Leipzig 1890, S. 353 ff. (in der Hauptsache ein Auszug des letzterwähnten Aufsatzes).