ADB:Schweintzer, Hans
Valentin Crautwald (s. A. D. B. IV, 570) und war mit diesem dann auch wohl in Liegnitz zusammen, wo er Domherr und (wie Crautwald) Lector war. Hier kam er auch mit Kaspar Schwenckfeld zusammen, für dessen eigenthümliche Lehren er bald gewonnen ward. Als Schwenckfeld nach Straßburg übersiedelte, zog auch S. dorthin. Hier errichtete er eine Buchdruckerei; er druckte theils allein, theils in Gemeinschaft mit Petrus Schäfer. Zu den Werken, welche sie gemeinsam druckten und herausgaben, gehören Crautwald’s lateinischer Commentar zu den drei ersten Capiteln der Genesis (In tria priora capita libri Geneseos annotata. Argentorati 1530, Petrus Schaefer et Johannes Apronianus); ferner noch in demselben Jahre: „De oratione fidei epistola“ (ein Brief an Schwenckfeld); Schwenckfeld’s Buch „Vom wahren und falschen Verstand und Glauben“, „Albinus seu Alcuinus de trinitate ac mysteriis Christi“; und dann im J. 1531 „Epistola apologetica adversus Erasmum“. Dagegen druckte S. allein im J. 1530 Schwenckfeld’s Bekenntniß vom h. Sacrament des Leibes und Blutes Christi, und im J. 1531 die deutsche Uebersetzung des Bekenntnisses der vier Städte, der sogen. Tetrapolitana, nebst der Vertheidigung dieses Bekenntnisses gegen die Confutation desselben, die den Gesandten der vier Städte zu Augsburg vorgelesen war. Alle diese Drucke sind nicht häufig; spätere Drucke von S. allein oder von ihm und Schäfer gemeinsam sind dem Schreiber dieser Zeilen nicht bekannt. Als S. im J. 1536 die Schrift des Joh. Ludw. Vives De communione [365] rerum in deutscher Uebersetzung herausgab (Von der Gemeinschaft aller Dingen), ließ er sie bei J. Kammerlander in Straßburg drucken. Später übersetzte S. die Osiander’sche Evangelienharmonie, die lateinisch in Basel 1537 erschienen war, ins Deutsche; die Uebersetzung wurde von Cyriacus Jacobi in Frankfurt a. M. gedruckt und kam 1541 heraus; nach dem mit diesem Drucker und Verleger am 27. Nov. 1540 geschlossenen Vertrage bekam S. bei einer Auflage von 1200 Exemplaren als Honorar für seine Uebersetzung einen Kreuzer pro Exemplar. – S. hat auch deutsche geistliche Lieder gedichtet; im Straßburger Gesangbuch von 1537 befinden sich drei Lieder von ihm, und ein viertes findet sich handschriftlich in der Sudermann’schen Liederhandschrift von 1596; die drei schon 1537 gedruckten haben dann auch in spätern Gesangbüchern mehrfach Aufnahme gefunden, das eine (O höchster Gott in deinem Thron) noch 1561; nachher kommen sie wohl nicht mehr vor. – In den Jahren 1539 und 1554 stand S. in Briefwechsel mit Schwenckfeld und noch im J. 1556 hatte er wegen seiner Beziehungen zu diesem ein Verhör zu bestehen, in welchem er sich freimüthig verantwortete. – Sowohl das Jahr seiner Geburt wie das seines Todes scheint unbekannt zu sein.
Schweintzer: Hans S., auch Schweinitzer und Schwintzer genannt und lateinisch Apronianus, soll zu Schweidnitz in Schlesien geboren sein (und daher seinen Namen haben?). Er war ein Schüler von- A. F. H. Schneider, Zur Literatur der Schwenckfeldischen Liederdichter u. s. f., Berlin 1857, S. 5 f. – G. H. A. Rittelmeyer, Die evangelischen Kirchenliederdichter des Elsasses, Jena 1855, S. 29. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl. II, 153 f. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied III, 796 ff. – Goedeke² II, 184. – Ueber die von S. gedruckten und herausgegebenen Bücher sind zu vergleichen: Wackernagel, Bibliographie, S. 146. – Baum, Capito und Butzer, S. 595. – Dobel, Memmingen im Reformationszeitalter IV, 9. – Kuczynski, Nr. 2710. – Möller, Andreas Osiander, S. 537. – (v. d. Hardt) Autographa Lutheri II, 237. – Panzer, Annales VI, p. 119, Nr. 817 und p. 121, Nr. 832. – Ueber den Vertrag: Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels, S. 315. Außerdem vgl. Archiv f. Gesch. d. deutschen Buchhandels IV, 1879, S. 29.