Zum Inhalt springen

ADB:Schweinitz, Ludwig Christian Friedrich von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schweinitz, Ludwig Christian Friedrich von“ von Alexander Glitsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 363–364, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schweinitz,_Ludwig_Christian_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schweinitz, David von
Band 33 (1891), S. 363–364 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Mai 2014, suchen)
Ludwig Christian Friedrich von Schweinitz in Wikidata
GND-Nummer 138386374
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|363|364|Schweinitz, Ludwig Christian Friedrich von|Alexander Glitsch|ADB:Schweinitz, Ludwig Christian Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138386374}}    

Schweinitz: Ludwig Christian Friedrich v. S., geb. am 26. März 1778 zu Kleinwelka bei Bautzen (Königreich Sachsen) – Sohn Moritz Christ. Friedr. v. S., und mütterlicherseits Enkel Wolf Abraham’s v. Gersdorf (kurfürstlich sächsischer geh. Kriegsrath, später Kanzler der evangelischen Brüderunität) –, erhielt seine Gymnasialbildung in den Jahren 1791–97 in dem Pädagogium der Brüdergemeine zu Barby und studirte bis zum Jahre 1800 Theologie in dem theologischen Seminar der Brüdergemeine zu Niesky bei Görlitz. Nachdem er neun Jahre als Lehrer an Schulen beschäftigt gewesen war, verließ er den theologischen Beruf und bekleidete mehrere Jahre Vorsteherämter theils zu Sarepta in Rußland, theils anderwärts. 1823 übernahm er die Redaction der „Nachrichten aus der Brüdergemeine“. Als er 1825 von der Direction der Brüderunität beauftragt wurde, das Specialarchiv der Brüdergemeine Herrnhut durchzusehen und zu ordnen, erkannte er sowohl als andere den in ihm schlummernden Beruf. Während Johannes Plitt (der Archivar und Historiograph der Brüderunität in neuerer Zeit) seine „Denkwürdigkeiten der Brüderunität“ (ein bis jetzt seines Umfangs wegen handschriftlich gebliebenes Werk) schrieb, ging ihm S. zur Hand und fertigte neben seinen Redactionsarbeiten nach Plitt’s Disposition ein Specialrepertorium des Archivs der Brüderunität zu Herrnhut an. In 18 mehr oder weniger umfangreichen Folioheften nahm er den Inhalt des Archivs, häufig mit kritischen und hinweisenden Anmerkungen versehen, auf, und kam dadurch dem Geschichtschreiber auf das kräftigste zu Hülfe. Von 1841 an bekleidete er auch dem Titel nach das Amt des Archivars und Bibliothekars der Brüderunität, dessen Geschäfte er aber schon bis dahin zum großen Theil geführt hatte. Eine große Anzahl Bände seiner Excerpte, Monographien, Biographien und Dechiffrirungen schwer lesbarer Manuscripte zeugen von seiner Geschicklichkeit, Ausdauer und Fleiß. So wenig er im theologischen Beruf die Gabe der freien Rede besaß, so wenig schaffende Productivität sein Talent war, um so mehr leistete er reproductiv, um so tüchtiger war er im Gebrauch der Feder. Durch die Beschränkung aller seiner Kräfte auf dies eine Gebiet, sowie durch seine außerordentliche Begabung, nicht allein innerhalb der Mauern des Archivs Wichtiges aufzusuchen und aufzufinden, sondern auch von allen Seiten her nützliche Erwerbungen für dasselbe zu machen, dasselbe zu sichten, das Gefundene an den rechten Mann zu bringen; durch seine persönliche Umgangsgabe und gesprächsweise lebendige Darstellung von Specialitäten, durch seine weitläufige Correspondenz, durch seine schon erwähnten zahlreichen Elaborate hat er sich diesem Institut unendlich nützlicher gemacht, als wenn er sich durch seine nicht geringe Kenntniß der Geschichte der erneuerten Brüderunität zu größeren geschichtlichen Arbeiten hätte verleiten lassen, wozu es ihm an Aufforderungen nicht fehlte.

Sein Sammelfleiß beschränkte sich aber nicht bloß auf historische Manuscripte und Druckwerke, deren von ihm erworbene Anzahl nicht gering ist, sondern er war auch überaus thätig bei der Reorganisation einer brüdergeschichtlichen Gemälde- und Cimeliensammlung, die gegenwärtig über 400 Porträts und sonstige Bilder aufzuweisen hat. In seiner Eigenschaft als Unitätsarchivar war er Mitglied dreier Synoden der Brüderunität, welche 1848, 1856 u. 1857 zu Herrnhut gehalten wurden. Mit dem Schluß der Sitzungen der letzten derselben war seine bis in das 80. Lebensjahr ihm gebliebene Geisteskraft gebrochen, und nachdem er noch zwei Jahre lang in seinem Amt nach Vermögen thätig gewesen war, machte am [364] 4. August 1859 ein Schlaganfall seinem langen und arbeitsreichen Leben ein rasches Ende.