ADB:Schwediauer, Franz Xaver
[326] war in hervorragendem Maße schriftstellerisch thätig. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Syphilis und veröffentlichte als Product seiner Erfahrungen ein seiner Zeit viel genanntes und von Fachleuten anerkanntes, übrigens zum nicht geringen Theil compilatorisches Werk: „Traité complet sur les symptômes, les effets, la nature et le traitement des maladies syphilitiques“ (2 Bände, Paris 1798; 7. Aufl. ebd. 1817), worin er u. a. die Ansicht von dem amerikanischen Ursprung der Syphilis lebhaft bekämpfte. Eine deutsche Uebersetzung dieses Werkes erschien nach der dritten französischen Ausgabe unter dem Titel: „Von der Lustseuche etc.“ von Gustav Kleffel. Mit einer Vorrede und Anmerkungen von Kurt Sprengel nebst Zusätzen der vierten französischen Ausgabe (2 Bde. Berlin 1803). Ein dritter Band erschien unter dem Titel: „Darstellung der neuesten Theorien u. s. w. über die syphilitischen Krankheiten“ von Jos. Eyerell (Wien 1802). Eine andere deutsche Uebersetzung unter dem Titel: „Abhandlung über die Zufälle, die Wirkungen und die Behandlung der syphilitischen Krankheiten“ rührte von F. W. Hoven her (Wien 1802, 2 Thle.) Zu bemerken ist noch, daß S., der sich übrigens einer sehr ausgedehnten und lucrativen specialistischen Praxis erfreute, „noch an der Existenz eines syphilitischen Trippers gegen Tode festhielt und von dem, was die pathologische Anatomie, speciell Morgagni, für die Lehre von der Visceralsyphilis geschaffen hatte, keine Vorstellung hatte“ (J. K. Proksch). Andere Schriften Schwediauer’s sind: „Methodus medendi hodierna in nosocomiis Londinensibus ordinata“ (2 Theile, Wien 1777, der erste Theil ist Uebersetzung, der zweite Original und erörtert die Heilungsmethode in Wiener Krankenhäusern); „Practical observations on the more obstinated and inveterated venereal complaints“ (Edinburg 1784; 3. Aufl. ebd. 1788; deutsch unter dem Titel: „Practische Beobachtungen über hartnäckige und eingewurzelte venerische Zufälle“, Wien 1786; französ. von D. M. Gibelin, Paris 1785); „Materia medica seu cognitionis medicamentorum simpliciorum epicrisis analytica“ (Paris 1800; Hamburg 1805; deutsch: Wien 1801, 2 Bde.); „Pharmacopoea medic. pract. universalis sistens praeparata medico-pharmaceutica et medicamina composita cum eorum usu et dosibus“ (2 Voll., Halle 1802; vol. tertium sistens pharmacopoeam chirurgicam ib. 1803; neue Ausgabe von Van Mons in 3 Bänden, Brüssel 1817); „Novum nosologiae methodicae systema“ (2 Thle. in 3 Bänden, Paris 1811–12). Ferner besorgte S. während seines Wiener Aufenthalts kurz nach erfolgter Doctorpromotion noch eine Reihe von Uebersetzungen ausländischer medicinischer und naturwissenschaftlicher Werke ins Deutsche, so Hugo Smith’s „Kurzer Inbegriff der heutigen practischen Arzneikunst sammt einem Anhange über die Wirkungen und den Gebrauch des Aderlassens“ (Wien 1776): von G. Fordyce’s „Anfangsgründe des Ackerbaues und Wachsthums der Pflanzen etc.“ (nach der zweiten englischen Ausgabe, ebd. 1777); von William Cullen’s „Anfangsgründe der practischen Arzneywissenschaft“ (aus dem Engl., ebd. 1777). – Auch war S. während seines Aufenthalts in London anfangs allein, später zusammen mit Simons Herausgeber des „London medical Journal“ und verfaßte noch kleinere Aufsätze „Ueber die beste Art, Fische einzusalzen“, „Ueber den Ursprung des grauen Ambra und des sog. Leichenfettes“ u. a.
Schwediauer: Franz Xaver S. (Swediaur), Arzt und Syphilidolog, geboren am 24. März 1748 in Stadt Steyr in Oberösterreich aus einer schwedischen Familie, studirte in Wien und erlangte hier die Doctorwürde 1772 mit der Schrift „Dissertatio exhibens descriptionem praeparatorum anatomicorum et instrumentorum chirurgicorum quae possidet facultas medica Vindobonensis“. Nachdem er am letztgenannten Orte eine Zeit lang practicirt hatte, machte er eine längere Reise, zunächst nach England, wo er sich besonders in London und Edinburgh aufhielt, und schließlich nach Frankreich, wo er 1789 seinen dauernden Aufenthalt in Paris nahm, sich als Franzose naturalisiren ließ und am 27. August 1824 starb. Seit seiner Niederlassung in Paris schrieb er seinen Namen stets „Swediaur“ und wurde infolge dessen in Frankreich nicht für einen guten Oberösterreicher, sondern für einen Schotten oder Schweden gehalten. S.