ADB:Schwarzel, Karl
Wittola’s Empfehlung, 1779 zum Professor der Polemik, Patristik und theologischen Litteraturgeschichte an der Universität zu Innsbruck ernannt, zugleich zum geistlichen Rathe des Fürstbischofs von Brixen. Am 8. Dec. 1781 weigerte er sich, den Eid auf die unbefleckte Empfängniß abzulegen, der nach den Statuten der Universität alljährlich an diesem Tage abgelegt wurde. Der Fürstbischof von Brixen als Kanzler der Universität entschied gegen ihn. Kaiser Joseph II. aber, vor den die Sache gebracht wurde, nahm davon Veranlassung, am 3. Juni 1782 den Eid in allen deutschen Erbländern abzuschaffen. Ueber die Angelegenheit erschienen mehrere Artikel in Schlözer’s Staatsanzeigen und in den in Holland erscheinenden Nouvelles ecclésiastiques und die Broschüren „Ein Heftlein an den großen Heftmacher der Staatsanzeigen Prof. Schlözer“, 1783; „Widerlegung eines Zeitungsartikels von Innsbruck in der Kirchenzeitung von Utrecht“, 1782; „Erinnerung an den Herrn Zeitungsverfasser in Utrecht“, 1788. Als Mitglied der Commission, welche die sehr weitgehenden liberalen Sätze des Prof. K. Güntherod prüfen sollte, verfaßte S. eine Schutzschrift für diesen. Nach der Aufhebung der Universität Innsbruck im J. 1783 wurde S. Professor in Freiburg, zunächst für Polemik und theologische Litteraturgeschichte, dann 1785 für Pastoraltheologie. Auf seinen Vorschlag wurde 1794 durch das Landespräsidium für die aus der Schule Entlassenen bis zum 20. Jahre der Besuch der sonntäglichen Katechese vorgeschrieben und 1799 ein besonderer akademischer Gottesdienst eingerichtet. Aus einem, ohne Zweifel von S. vor 1799 verfaßten Manuscripte „Freimüthige Gedanken über das Studienwesen in den k. k. Staaten“, wird in dem Freiburger Diöcesan-Archiv, 11. Bd., S. 291 ein interessanter Auszug mitgetheilt. Im Jahre 1805 wurde S. von dem akademischen Consistorium einstimmig auf die Münsterpfarrei in Freiburg präsentirt. Als Münsterpfarrer war er zugleich Director der Normalschule, in welcher er Katechetik und Pädagogik lehrte. – Die bedeutendsten Schriften von S. sind: „Hirtlicher Unterricht von der christlichen Gerechtigkeit“, 1780 (eine Uebersetzung eines ausführlichen Hirtenbriefes des von den Jesuiten als Jansenist angefeindeten Erzbischofs Rastignac von Tours; s. Reusch, Index II, 767); „Unterricht von der Andacht zum Herzen Jesu, wie sie im wahren Verstande zu nehmen sei“, 1781; „Praelectiones theologiae polemicae“, 2 Theile, 1783; „Acta congregationis archiepiscoporum et episcoporum Hetruriae“, 7 Bde., 1790–1794 (eine Uebersetzung der 1787 zu Florenz italienisch erschienenen Actenstücke über die Berathung der kirchlichen Reformpläne des Großherzogs Leopold von Toscana); „Praktischer Religionsunterricht zum Gebrauche katechetischer Vorlesungen“, 2 Bde., 1796; „Die Psalmen aus dem Hebräischen übersetzt, lateinisch und deutsch“, 1799; „Anleitung zu einer vollständigen Pastoraltheologie“, 3 Bde., 1799, 1800 (mit bischöflicher Approbation); „Uebersetzung und Auslegung des Neuen Testaments“, 6 Bde., 1802–5; „Ueber die Nothwendigkeit der katholischen Kirchenversammlungen, sammt einem Anhange von den päpstlichen Concordaten; ein Wort zu seiner Zeit“, 1808 (von dem Verleger [?] Napoleon, „dem Protector des rheinischen Bundes“, und „dem Fürst-Primas Dalberg gewidmet“; s. O. Mejer, Zur Gesch. [257] der römisch-deutschen Frage, I, 294). „Versuch eines deutschen Rituals mit Beibehaltung des religiösen Alterthums“, 1809. Das von S. mitunterzeichnete merkwürdige Responsum facultatis theol. Friburg. de veritate sacramentorum … quae jurati sacerdotes in Alsatia administrant, 1798 (abgedruckt in Henke’s Archiv 6, 458), ist wohl nicht von S. (vielleicht von E. Klüpfel, A. D. B. XVI, 258) verfaßt. – S. war ein kenntnißreicher und wohlmeinender, aber weit nach links gehender Josephiner. Charakteristisch für ihn und die damaligen kirchlichen Zustände in Oesterreich ist, daß er Freimaurer, 1786–87 zu Freiburg sogar Meister vom Stuhl war.
Schwarzel: Karl S. (Schwarzl), katholischer Theologe, geb. zu Eggendorf in Niederösterreich am 19. Februar 1746, † zu Freiburg im Breisgau 4. März 1819. Ein Sohn wohlhabender Landleute, wandte er sich mehr, um den Wunsch der Eltern zu erfüllen, als aus innerem Berufe dem geistlichen Stande zu. Nachdem er einige Jahre in der Seelsorge thätig gewesen war, wurde er, wie es scheint, auf