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ADB:Schwarz, Johann Ludwig

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Artikel „Schwarz, Johann Ludwig“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 240–242, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarz,_Johann_Ludwig&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:28 Uhr UTC)
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Schwarz: Johann Ludwig S., Landwirth und langjähriger Director des westpreußischen landwirthschaftlichen Centralvereins, königl. preußischer Landesökonomierath, † am 18. Januar 1867. Auf dem väterlichen Gute Sanskau bei Graudenz am 28. October 1790 geboren, erhielt er seine Schulbildung am Jesuitencollegium zu Graudenz und wurde demnächst seinem im Kreise Kulm angesessenen Onkel zur Erlernung der Landwirthschaft übergeben. Nachdem er dieser Aufgabe nach den strengen Anforderungen seines nur praktisch geschulten Lehrmeisters genügt hatte, ging er 1809 nach Berlin, um dort bei Albrecht Thaer und Hermbstädt, sowie an der Thierarzneischule Vorlesungen zu hören. Bis 1811 widmete er sich diesen Studien und wandte sich dann der ausübenden Landwirthschaft zu, indem er 1812 ein Gut in der Marienwerder Niederung zur Bewirthschaftung übernahm. Sehr bald erkannte er die großen Mängel des in jener Gegend noch herrschend gebliebenen landwirthschaftlichen Betriebes und gelangte zu der Ueberzeugung, daß dieselben mindestens ebenso sehr wie die Folgen der kriegerischen Unruhen und der englischen Kornbill zum Rückgange in der Landwirthschaft seiner Heimath geführt hatten. Er stellte sich daher die Aufgabe, nicht nur durch das in seiner eigenen Wirthschaft gegebene Beispiel, sondern auch durch belehrende Rathschläge die Landwirthe der Marienwerder Niederung über die verschiedenen Mißstände aufzuklären und auf Mittel zu deren Abstellung hinzuweisen. Hatte er dabei auch anfänglich viel mit Mißtrauen und anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, so gelang es doch seinen unausgesetzten Bemühungen, im Kreise seiner Berufsgenossen endlich die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer wirthschaftlichen Reform zu wecken und damit auch bei ihnen die Bereitwilligkeit zur Annahme einer rationellen Wirthschaftsweise und zur Einführung lohnender Culturpflanzen hervorzurufen. Wo seine Rathschläge befolgt wurden, da sprachen auch bald die Thatsachen zu seinen Gunsten, es gaben sich die besten wirthschaftlichen Erfolge und mit denselben auch die ersten Zeichen eines wiederkehrenden Wohlstandes kund. Nunmehr fand auch sein Wirken in der ganzen Marienwerder Niederung allgemeine Beachtung und seine Forderungen galten als die Quellen eines lange vermißten wirthschaftlichen Segens. Dadurch ermuthigt war er nur darauf bedacht, noch weitere Verbesserungen in den verschiedenen Richtungen des landwirthschaftlichen Betriebes herbeizuführen und somit eine durchgreifende Reform anzubahnen; zugleich gewann er immer größeren Einfluß auf die Hebung der wirthschaftlichen Zustände in der Provinz und legte auf diese Weise den Grund zu neuem Wohlstande in der ganzen fruchtbaren Weichselniederung. Sein gemeinnütziges Streben fand ungetheilte [241] Anerkennung und bald war sein Ruf über die Grenzen der heimathlichen Provinz hinausgedrungen. Inzwischen hatte er sich durch den Ankauf des Rittergutes Münsterwalde bei Marienwerder einen größeren Wirkungskreis für seine Privatthätigkeit bereitet, von hier trat er mit dem derzeitigen Landschaftsdirector (Freiherr v. Rosenberg) und anderen namhaften Männern seines Berufes zusammen, um zur Gründung eines westpreußischen landwirthschaftlichen Vereins zu gelangen. Für eine Reihe von Jahren als Director desselben in Anspruch genommen, wandte er der Förderung der Landwirthschaft fortgesetzt seine ganze Sorgfalt zu und war Mitbegründer der westpreußischen Hagel- und Feuerversicherungs-Societät; er lieferte ferner glänzende Beweise seiner Umsicht und Intelligenz, als durch große Ueberschwemmungen im J. 1829 neue Calamitäten über die Landwirthschaft seiner heimathlichen Provinz hereingebrochen waren. Mit großer Energie und Sachkenntniß suchte er die Aufgabe zu lösen, auf den inundirt gewesenen Ländereien die früher bestandene Fruchtbarkeit großentheils wieder herzustellen.

In Anerkennung seines verdienstvollen Wirkens wurde ihm 1835 der Rothe Adlerorden IV. Classe verliehen und seine Berufsgenossenschaften veranstalteten ihm zu Ehren ein ländliches Fest, wobei auch den Gefühlen der Dankbarkeit durch Ueberreichung eines kostbaren Geschenkes Ausdruck gegeben wurde. Viele auswärtige landwirthschaftliche Vereine ernannten ihn zum Ehrenmitgliede, da er auch Mitarbeiter der meisten namhaften landwirthschaftlichen Zeitschriften war, denen er lehrreiche Berichte über die Resultate der von ihm angestellten zahlreichen Culturversuche und Forschungsarbeiten lieferte. Von der Universität Dorpat wurde ihm bei der um 1840 dort stattgehabten Errichtung eines landwirthschaftlichen Lehrstuhls die betreffende Professur angetragen, allein er gab den Wünschen seiner Freunde wie der preußischen Regierung Folge und lehnte diesen ehrenvollen Ruf ab. Als er im J. 1841 seine Besitzung Münsterwalde nebst dem väterlichen Gute Sanskau verkauft und dafür das Rittergut Jordanowo (Kreis Inowrazlaw) käuflich erworben hatte, eröffnete sich ihm mit diesem Besitzwechsel ein neuer Wirkungskreis, in welchem er ebenfalls als Förderer der Landwirthschaft eine segensreiche Thätigkeit entfaltete. Durch ihn wurden auch in der Provinz Posen viele bäuerliche Musterwirthschaften eingerichtet und wohl an 40 größere Besitzungen Kujawiens einer wirthschaftlichen Reform theilhaftig gemacht, außerdem wirkte er als eifriges Mitglied des landwirthschaftlichen Kreisvereins zu Inowrazlaw in verschiedenen Richtungen bald anregend, bald führend mit. So erwarb er sich auch hier nach wenigen Jahren dankbare Anerkennung und wurde im Herbste 1862, als er das 50. Jahr seines selbständigen Wirkens auf dem Gebiete der Landwirthschaft vollendete, durch eine seitens der Mehrzahl der Landwirthe des Regierungsbezirks Bromberg veranstaltete Jubiläumsfeier geehrt. Bei diesem Anlaß ernannte ihn der König von Preußen zum Landesökonomierathe, nachdem ihm schon 1845 der Rothe Adlerorden III. Classe verliehen war.

Um jene Zeit stellten sich mehrfache Gesundheitsstörungen bei ihm ein, die zu einem leichten Schlaganfall und bald zu bleibender Kränklichkeit führten, infolge dessen sah er sich genöthigt, schon 1865 sein Gut Jordanowo wieder zu verkaufen und sich jeder Berufsthätigkeit zu enthalten. Er nahm sodann Wohnung in Inowrazlaw, um nach den Erfordernissen seiner Gesundheitspflege zu leben, dadurch gewann er noch eine kurze Frist von zwei Jahren, bis ein erneuter Schlaganfall plötzlich seinem Leben ein Ziel setzen sollte. Sein Andenken ist auch heute noch in den landwirthschaftlichen Kreisen der Provinzen Westpreußen und Posen lebendig geblieben und mit dankbarer Pietät erinnert man [242] sich daran, daß er durch seine verdienstvollen Bestrebungen für das Wohl der Berufsgenossen, durch seine mit gediegenen Kenntnissen verbundene große Thatkraft und seinen von wahrer Humanität durchdrungenen Charakter ein leuchtendes Vorbild für Mit- und Nachwelt gegeben hat.

Vgl. Westpreußische landwirthschaftliche Mittheilungen, Nr. 44, Jahrg. 1890, Danzig bei A. W. Kafemann, und Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Hauptvereins westpreußischer Landwirthe, verfaßt von dessen Generalsecretär Dr. P. Oemler 1872.