ADB:Schwarz, Johann Georg Gottlob
Karl Friedrich Bahrdt, war in Grebenau im Hessen-Darmstädtischen am 5. Februar 1734 geboren und wurde von seinem Vater, dem dortigen Metropolitan, in den Anfangsgründen der Wissenschaft unterrichtet, worauf er in Jena und Gießen studirte und sich namentlich an Darjes und Reusch in Jena, Böhm und Roll in Gießen anschloß. Nachdem er 1762 Magister der Theologie geworden war, erhielt er 1763 die zweite Stadt- und Burgpredigerstelle in Gießen und wurde 1771 außerordentlicher Professor der Theologie. In beiden Stellungen entfaltete er eine außerordentlich erfolgreiche Thätigkeit und trieb außerdem umfangreiche dogmatische und kirchengeschichtliche Studien, die er in einer Reihe von Abhandlungen und einem „Grundriß der Kirchengeschichte bis zur Reformation“ (Gießen 1772) niederlegte. Aber sehr bald verwickelten ihn [240] sein theologischer Eifer und sein hitziges Temperament in heftige Streitigkeiten mit dem damals als Prediger und Professor in Gießen wirkenden, später durch seine ausschweifende Lebensweise berüchtigt gewordenen freigeistigen Theologen Bahrdt. Gegen dessen 1772 herausgegebene Predigten veröffentlichte er in demselben Jahre eine scharfe, mit Eifer für die Heiligkeit und Reinheit der geoffenbarten Religion eintretende Polemik („Abhandlungen für die Reinigkeit der Religion, 1. Stück“), die den Anstoß zu einer heftigen Streitschriftenlitteratur für und wider Bahrdt gab, welche viel Aufsehen erregte. Bald darauf mußte er aus nicht näher bekannten Gründen seinem Rivalen weichen und wendete sich von da ab von der Bibelexegese immer mehr rein philosophischen Speculationen zu, wobei er in eine skeptisch-kritische Richtung gerieth. 1777 wurde er Inspector in Alsfeld, wo er am 4. März 1788 starb.
Schwarz: Johann Georg Gottlob S., hessischer Theologe, bekannt durch seine Streitigkeiten mit dem berüchtigten freigeistigen Theologen und Philanthropen- Vgl. Bahrdt’s Geschichte seines Lebens, 4 Bde., Berlin 1790, die aber sehr parteiisch gegen S. ist und Strieder’s Hessische Gelehrten-Geschichte XIV, 132–143.