ADB:Schultze, Friedrich Albert von
Chr. Albert v. S., ebenfalls Forstmann, geboren am 10. Juni 1808 zu Mainz, † am 9. April 1875 an einem Herzschlage zu München.
Schultze: Friedrich Albert v. S. (jun.), Sohn des MinisterialrathesNach Absolvirung des Gymnasiums (1825) und des Lyceums zu Speyer (1826), bezog er – um sich dem Forstfache zu widmen – Ostern 1826 die Hochschule zu München, wo er drei Jahre lang neben den eigentlichen Fachcollegien auch Vorlesungen über Rechts- und Cameralwissenschaften hörte, um sich eine weitergehende Bildung anzueignen. Hierauf trat er am 26. Mai 1829 bei dem Forstamte Ebrach (Oberfranken) als Forstpraktikant ein, setzte seinen praktischen Nachcursus von 1831 ab an dem Forstamte Frankenstein (Pfalz) fort und wurde noch im Herbste desselben Jahres zum Forstgehülfen in Kaiserslautern ernannt. Ein 1832 mit der Note I in München bestandenes Staatsexamen verschaffte ihm einen guten Ruf und eine rasche Carrière, zu welcher vielleicht auch die hohe Stellung seines Vaters als Chef der bairischen Forstverwaltung mit beigetragen haben mag. 1833 zum Forstamtsactuar in Ebersberg (Oberbaiern) befördert, avancirte er 1834 zum Revierförster in Walchensee, welches Gebirgsforstrevier er 1836 mit Egelharding im Forstamte Ebersberg vertauschte, 1838 zum Forstcommissär bei der königl. Kreisregierung von Oberbaiern, 1840 zum Forstmeister in Partenkirchen und 1847 zum Regierungs- und Forstrath bei der Kreisregierung von Schwaben in Augsburg. 1858 wurde v. S. auf sein Ansuchen in gleicher Eigenschaft in den Regierungsbezirk Oberbaiern nach München versetzt, und am 1. November 1872 – nach v. Mantel’s Tod – rückte er, wie früher sein Vater, als Ministerialrath zum obersten technischen Leiter der Forstverwaltung Baierns auf. Leider erstreckte sich seine Thätigkeit in dieser einflußreichen Stellung nur auf wenige Jahre. Schon früher (1854) mit einer Ordensauszeichnung bedacht, wurde er 1874 durch die Verleihung des Civilverdienstordens in den persönlichen Adelstand erhoben.
S. verband mit gediegenen theoretischen Kenntnissen und einer vorzüglichen praktischen Ausbildung eine energische Arbeitskraft, entfaltete daher in den von ihm eingenommenen dienstlichen Stellungen eine hervorragende Wirksamkeit. Dem äußeren Dienste mit Vorliebe ergeben, entschloß er sich nur ungern zur Uebernahme der Forstdirection, zumal da um diese Zeit, infolge verschiedener Verhältnisse, etwas zerfahrene Zustände unter dem sonst so tüchtigen und berufsfreudigen bairischen Forstpersonal eingetreten waren. Da er aber alle zu einer Dirigentenstelle erforderlichen Eigenschaften (gediegene Grundlage, klaren Kopf und Festigkeit) in sich vereinigte und zudem durch das ihm untergebene Forstpersonal unterstützt wurde, gelang es ihm binnen kurzem, die centrale Leitung wieder in das richtige Fahrwasser zu bringen und der Centralstelle das allgemeine Vertrauen zurück zu erobern. Als Mann vom alten Schlage dem Doctrinarismus und der Ueberstürzung abhold, hatte er doch, infolge seiner guten allgemeinen und forsttechnischen Bildung, volles Verständniß für die berechtigten Forderungen seiner Zeit und trat für das von ihm als richtig Erkannte mit unbeugsamer [735] Energie ein. Vor allem hegte er ein lebhaftes Interesse für die forstliche Unterrichtsfrage, welche er lediglich im Sinne der Universitätsbildung gelöst haben wollte. Die Gründung forstlicher Lehrstühle an der Universität München erlebte er zwar nicht mehr; jedoch darf nicht vergessen werden, daß er durch sein entschiedenes und muthiges Auftreten in dem betreffenden Kampfe den ersten wirksamen Stoß gegen die Forstakademie geführt hat. In gleicher Weise war seine Fürsorge noch im hohen Lebensalter dem damals erst entstehenden forstlichen Versuchswesen zugewendet, indem er durch ein zweckmäßiges Organisationsstatut zugleich den Anschluß Baierns an den Verein deutscher forstlicher Versuchsanstalten und die Berufung entsprechender Kräfte zur Leitung und Ausführung der Versuche veranlaßte. Außerdem beschäftigten ihn neben seinen umfangreichen laufenden Dienstgeschäften unausgesetzt die Vorarbeiten für ein Waldschutz- und ein Forstrechtsablösungsgesetz, welche Materien in Baiern noch heute auf ihre Erledigung harren.
S. war auch ein trefflicher Charakter und opferwilliger Freund. „Er war nicht kleinlich, nicht nergelnd und erhielt die Leute dadurch bei gutem Willen.“ Nie als unfehlbarer Dictator auftretend, besprach er bei seinen mit peinlicher Sorgfalt ausgeführten Inspectionsreisen alles eingehend mit dem Localforstpersonale und trug bei seinen Anordnungen den Verhältnissen gebührende Rechnung. Diese bei Vorgesetzten nicht immer vorhandene Eigenschaft in Verbindung mit seinem lebendigen Gerechtigkeitsgefühl verschafften ihm bei dem Personal, obschon er im Dienste strenge Anforderungen stellte, eine große Beliebtheit. Erwähnt mag noch werden, daß er zugleich ein waidgerechter Jäger und vorzüglicher Schütze war; ein erfolgreicher Pürschgang im Gebirge war für ihn vielleicht der größte Genuß.
- Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1873, S. 111 (kurze biographische Notiz) und 1875, S. 179 (Todesnachricht). – Monatschrift für das Forst- und Jagdwesen 1875, S. 317 (Todesnachricht), S. 365 (Nekrolog). – Forstliche Blätter, N. F. 1875, S. 160 (Todesnachricht), S. 193 (Nekrolog). – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III. S. 75, Bemerkung 57 (einige Zahlen sind nicht genau). – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc. 1885, S. 332.