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ADB:Schubart, Adam

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Artikel „Schubart, Adam“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 587–588, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schubart,_Adam&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:35 Uhr UTC)
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Schubart: Adam S., Reimpaardidaktiker des 16. Jahrhunderts, war jedesfalls in Mitteldeutschland zu Hause; da es nicht feststeht, ob der undatirte Weißenfelser (Geo. Hantzsch) oder der Frankfurter Druck von 1565 der Originaldruck seines „Hausteuffels“ ist, so gestattet der Verlagsort ebensowenig einen Schluß auf seine engere Heimath, wie die leidlich saubern, dialektisch nicht charakteristischen Reime seiner selten durch Dreireim unterbrochenen Verspaare. S. bekennt sich zu Luther und flicht in sein Büchlein einen Excurs ein, in dem ihn ein weiser Mann über die sittliche Verwerflichkeit des Coelibats belehrt. Doch war er schwerlich Geistlicher, wenn es ihm auch an gelehrter Bildung nicht fehlt. Auch in der deutschen Litteratur seiner Zeit ist er einigermaßen belesen; er citirt in der Vorrede des „Hausteuffels“ u. a. Nic. Schmidt’s zehn Teufel der bösen Weiber, die beiläufig gleichfalls bei Hantzsch erschienen waren, übrigens keinen erheblichen Einfluß auf sein Gedicht übten, und benutzt ausgiebiger [588] Andr. Musculus „Ehteuffel“ (1556), dem er z. B. die Deutung der Venus mit der Schildkröte und manches andere entlehnt hat. Doch versteht es S. recht gut, den polternden Predigtton Musculus fern zu halten und ohne Rohheiten eine Dichtung von behaglichem Humor zu schaffen, die bei allem Schelten nie die gute Laune verliert und verdirbt. Im Mittelpunkt steht zunächst der Tyrann Siemann, die Personification der Weiberherrschaft, eine Gestalt, die bei S. ungleich anschaulicher wird, als bei Musculus: ein weiser Mann schildert in Anecdoten und Sittenbildern die Macht jenes Tyrannen über alle Stände; ein groteskes Duell des Dichters mit dem Siemann, der als starkes Weib auftritt und gar nicht todt zu kriegen ist, entlehnt seine Farben ältern Dichtungen im Genre des Mährs vom übeln Weibe. Ein zweiter positiver Theil lehrt die Frauen ihre wahre Stärke kennen; der ungestüme Nordwind entreißt dem Manne den Mantel nicht, wol aber die freundliche Wärme der Sonne. Die rohe Vorstellung von der absoluten Unterordnung des Weibes, das es nächst Gott zumeist ihrem Manne danke, wenn es eine vernünftige Creatur geworden, wird freilich theoretisch auch von S. getheilt, aber in der Ausführung und praktischen Anwendung zeigt er sich weit gerechter und zartfühlender. Trotz manchen ermüdenden und werthlosen Partien, wie etwa den Registern der bösen und guten Weiber aus der Bibel, gehört Schubart’s „Hausteuffel“ durch Darstellung, Stimmung und Mäßigung zu den erfreulichsten Erzeugnissen der ganzen Teufellitteratur.