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ADB:Schreyer, Sebald

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Artikel „Schreyer, Sebald“ von Ernst Mummenhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 492–494, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreyer,_Sebald&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 06:15 Uhr UTC)
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Schreyer: Sebald S., geboren am 8. Juni 1446 zu Nürnberg, † daselbst am 22. Mai 1520 als der letzte seines Geschlechts, verbrachte einen Theil seiner Jugendzeit am Hofe Kaiser Friedrich’s III., an dessen Römerzug er theil nahm. Späterhin trat er in den Dienst seiner Vaterstadt. So finden wir ihn 1479 in der Commission, welche berufen war, die Revision des Nürnberger Civilgesetzbuches, der sogenannten Nürnberger Reformation, vorzunehmen, 1482 wurde er Kirchenmeister bei St. Sebald, ein Amt, das er bis zum Jahre 1503 auf das gewissenhafteste verwaltete. Er erwarb sich um den Ausbau der Thürme und die Restauration der Kirche hervorragende Verdienste. Bei der Stiftung der nach ihm benannten, von Adam Kraft ausgeführten und zu dessen bedeutendsten Bildwerken zählenden sogenannten Grablegung Christi außen am Ostchore von St. Sebald war er in besonderem Maaße betheiligt. Die Beiträge flossen reichlich. Sebald S. und seine Gesellschaft gaben an erster Stelle 117 fl. 12 Heller, Hans Stark 100 fl., Imhoff und seine Gesellschaft 60 fl., Sigmund Fürer und seine Gesellschaft 80 fl. Weiterhin nahm er zugleich mit dem Kirchenpfleger Anton Tucher, dann Peter Imhoff und Sigmund Fürer im J. 1507 den schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Ruprecht Haller und Paul Volkamer ins Auge gefaßten Plan der Herstellung eines künstlerisch vollendeten Grabdenkmals des h. Sebald wieder auf. Im Mai des genannten Jahres faßten sie den Beschluß, des heiligen Himmelsfürsten St. Sebald Sarg mit Gottes Hülfe und frommer Menschen Almosen durch Meister Peter Vischer anfertigen zu lassen. Diese seine Thätigkeit hing, wie schon bemerkt, zum Theil wenigstens mit seiner Stellung als Kirchenmeister bei St. Sebald zusammen, sie läßt übrigens erkennen, mit welch’ einem Eifer und Ernst und mit wie hohem Verständniß er seinen Beruf auffaßte, um die bedeutenden Ziele, die er sich gesteckt, zu erreichen. In der gleichen Stellung als Kirchenmeister bekundete er seinen wissenschaftlichen Sinn dadurch, daß er die sehr bedeutende Kirchenbibliothek durch den bekannten Chronisten Sigmund Meisterlin katalogisiren ließ. Zusammen mit seiner Gemahlin Margaretha, einer Tochter des Heinrich Kammermeister, stiftete er eine Capelle im Karthäuserkloster. Das von Jörg Keyper gestiftete große Almosen ins Abwesen gerathener Bürger setzte er 1485 als Pfleger zugleich mit Hans Gartner und Hans Ingram ins Werk und vermehrte es durch [493] eine ansehnliche Schenkung. Ungleich bedeutender noch war die Wirksamkeit, die er entfaltete, um die von Sigmund Toppler letztwillig gemachte Schenkung dem geeignetsten Zwecke zuzuführen. Als Mitvormünder dieser Stiftung waren Sigmund Besler und Konrad und Lienhard Marstaller aufgestellt. Aber von S. ging doch allem Anschein nach der Gedanke aus, das Toppler’sche Vermächtniß zum Bau und zur Unterhaltung eines Spitals für Pestkranke außerhalb der Stadt zu verwenden, und er war dann bei der Ausführung dieses Unternehmens die eigentlich leitende und treibende Kraft. So entstand denn nach mannichfachen Hindernissen in den Jahren 1504–15 das St. Sebastiansspital unterhalb der Weidenmühle, bei dessen Bau S. die Rechnungsführung und Oberaufsicht als Pfleger oblag. Er war der „Baumeister“, wie man es damals nannte.

S. ist ferner für Nürnberg als eifriger Förderer der humanistischen Wissenschaften bemerkenswerth. Mit Celtis unterhielt er einen regen und innigen Verkehr. Johann Werner verehrte in ihm, wie Celtis, seinen Gönner. In einem Briefe an ihn vergleicht er ihn mit Cato von Utica und hebt besonders hervor, daß S. noch in vorgerückteren Jahren die griechische Sprache erlernt habe, aus keinem anderen Grunde, als um jede Lücke in seiner Bildung auszufüllen. Seine lateinischen Briefe bezeugen eine nicht geringe humanistische Bildung, wenn er auch selbst einmal in seiner Bescheidenheit an Celtis schreibt, er selbst sei ungebildet, die Form seines Ausdrucks aber noch weniger gebildet und geglättet. In einer Ode, die er seinem Freunde „Clamosus“ widmete, rühmt ihn Celtis, daß er die Reliquien der Wissenschaft vor dem Untergange bewahre und einem edlen Herzenszuge folgend die Jünger der Musen unablässig ansporne, „den künftigen Jahrhunderten die Denkmale ihres geistigen Schaffens zu vererben“.

S. regte wissenschaftliche und künstlerische Unternehmungen nicht bloß an, er unterstützte sie auch und führte sie aus eigenen Mitteln zum guten Ende. An erster Stelle ist hier die Schedel’sche Weltchronik zu nennen, zu diesem für seine Zeit hervorragenden Werk, das heute noch durch die Eigenart seiner Ausstattung anmuthet, lieferten Michel Wolgemut und sein Stiefsohn Wilhelm Pleydenwurf die 2000 Holzschnitte, die es schmücken. S. hatte nicht allein den ersten Anstoß zu dem Werk gegeben, sondern er trug auch mit seinem Schwager Sebastian Kammermeister die gesammten Kosten und das Risiko, während der Drucker Anton Koburger den commissionellen Vertrieb übernommen hatte. Ein weiteres Unternehmen, dessen Ausführung S. ermöglichte, war der „Archetypus triumphantis Romae“ von Peter Danhauser, eine Chrestomathie römischer Dichter, Redner und Geschichtschreiber. Die Abbildungen lieferte Sebald Gallenstorfer auf Schreyer’s Kosten, der auch dem Verfasser das Honorar zahlte. Die Gesammtkosten, die sich für S. ergaben, betrugen hier 334 fl. 2 Pfennig.

So sehen wir ihn ebenso gewissenhaft und opferwillig in seiner amtlichen Stellung, als freigebig, wenn es gilt, wissenschaftliche und künstlerische Interessen zu fördern. Den ausgebildeten Geschmack eines feinfühligen und reichen Humanisten zeigt am besten die Ausstattung seines Wohnhauses (Burgstraße Nr. 7). Bilder des Amphion, Orpheus und Apollo, sowie der sieben Weltweisen schmückten die Wände des einen Zimmers, während in dem gegenüberliegenden die Bilder der neun Musen angebracht waren. Unter jedem Bilde waren Epigramme von Celtis zu lesen, die dieser dem Freunde von Ingolstadt aus 1495 übersandt hatte. In den Nischen aber hingen die Porträts von Celtis und Danhauser, unter denen gleichfalls kurze Verse von Celtis standen.

Will u. Nopitsch, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon. – Baader, Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs. – Hartmann, Konrad Celtis in Nürnberg, [494] in Heft 8 der Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. – Urkunden im städtischen Archiv zu Nürnberg.