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ADB:Schmiterlow, Nikolaus (gest. 1485)

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Artikel „Schmiterlow, Nikolaus I.“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 37–38, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmiterlow,_Nikolaus_(gest._1485)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:48 Uhr UTC)
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Schmiterlow: Nikolaus S. I., Bürgermeister von Greifswald, stammte aus einer dortigen Patricierfamilie, welche ein redendes Wappen mit einem von einem Keulenträger gebändigten Löwen führt und seit 26. September 1723 unter dem Namen „von Schmiterlöw“ in die schwedische Ritterschaft aufgenommen wurde. Als Sohn von Dietrich (1430) und Enkel von Hans S. (1394) am Anfange des XV. Jahrhunderts geboren, gelangte er durch seine Heirath mit Katharina Lotze, aus einer sehr angesehenen und bei den pommerschen Herzogen beliebten Familie, zu bedeutendem Wohlstande und Einfluß, infolge dessen er nach Dr. H. Rubenow’s Tode (1463), in Gemeinschaft mit dessen Schwager Henning Hennings und Joh. Erich, in den Rath gewählt wurde. Mit letzterem zeichnete er sich in der Verwaltung der Kämmerei, u. A. bei den städtischen Bauten, in der Weise aus, daß man ihm (1480), an Stelle Peter Warschow’s, die Bürgermeisterwürde verlieh. In diesem Amte wirkte er nicht allein mit großem Eifer in städtischen Angelegenheiten, sondern übte auch auf die Geistlichkeit und die Universität einen wesentlichen Einfluß aus, während er zugleich den jugendlichen Herzog Bogislaw X. mit seinem Rathe unterstützte. In diesem Sinne vermittelte er (1481) in dem Streit zwischen dem Bischof Marino de Fregeno von Cammin und dem Greifswalder Domcapitel, sowie, in Gemeinschaft mit den herzoglichen Räthen, in Bezug auf die Klage, welche die Stadt Greifswald wegen des auf ihrem Gebiete von den fürstlichen Vasallen durch Ueberfall und Brandstiftung veranlaßten Schadens bei Bogislaw angestellt hatte. In dem bei der Universität seit der Berufung der Professoren Ter Porten, Vust, Wortwyn und Sartoris (s. A. D. B. XXX, 379) ausgebrochenen Zwist, welcher namentlich in den Gegensätzen des Nominalismus und Realismus seinen Grund hatte, neigte sich S., dessen Söhne damals (1481–82) in Greifswald studirten, zu der letzteren Richtung, als deren Hauptvertreter Joh. Sartoris, ein Schüler des Thomas v. Kempen und Anhänger des praktischen Christenthums, anzusehen ist. Auch hegte er ein lebhaftes Interesse für den in ähnlichem Sinne wirkenden Franciscanerorden und nahm an der durch den Minister desselben, Dr. Hilleman, in Gemeinschaft mit dem Rathe unternommenen Revision des Greifswalder Klosters [38] theil. Unter Schmiterlow’s Schutze mußten die Gegner der Realisten, u. A. H. Melberg, G. Ugla, E. Kleene und Joh. Petri sich zum Nachgeben verstehen, und der letztere, infolge eines vom Rathe gegen ihn gerichteten Processes, welchen der Präpositus Parleberg und der Decan Schlupwachter (1481) verglichen, sogar eine öffentliche Abbitte leisten. Dieser dogmatische Streit wurde jedoch bald auf das politische Gebiet übertragen, insofern die Nominalisten sich mit der Demokratie gegen das Patriciat verbanden. Jene hatte in den beiden Wortführern der Bürgerschaft Nik. Wangelkow und Arn. Schmarsow, dieses in S. und den Rathsherren Wedego Lotze (s. A. D. B. XIX, 290) und Pet. Quant ihre Vertreter. Infolge eines vom Rathe wegen Kornmangels erlassenen Ausfuhrverbotes entstand wiederholt (1481–83) ein so heftiger Aufruhr, daß S. in das Franciscanerkloster flüchtete und sich von dort mit seinen Freunden nach Stralsund begab. Von hier aus erwirkte er durch Herzog Bogislaw X. nicht nur den Sieg der Realisten, infolge dessen die Mehrzahl ihrer Gegner Greifswald verließen, sondern auch seine eigene Restitution in das Bürgermeisteramt, während der ihm befreundete Professor Lorentz Bokholt nach Parleberg’s Tode (1483) die Präpositur erhielt. Er überlebte diese Genugthuung jedoch nur kurze Zeit und starb schon im Sommer 1485 bei der damals herrschenden Pestepidemie. Aus seiner Ehe mit Kath. Lotze stammen 3 Söhne: Nikolaus II., Bürgermeister von Stralsund (siehe diesen Artikel), Johannes, welcher (1480–81) in Greifswald studirte und von 1493–1525 Mitglied des Greifswalder Rathes war, sowie Bartholomäus, (1482) gleichfalls studirend und mit Peter Quant’s Tochter verheirathet, deren Tochter Katharina, vermählt mit Nik. Sastrow, die Mutter des berühmten Stralsunder Bürgermeisters Barth. Sastrow (s. A. D. B. XXX, 398) wurde. Eine Tochter von Nikolaus S. I. war mit dem Greifswalder Rathsherrn Heinrich Baveman (1477–85) vermählt, welcher (1483) seinem Schwiegervater feindlich gegenübertrat und deshalb vom Herzoge in Ukermünde gefangen gehalten wurde. Aus dieser Ehe stammten 2 Söhne, Heinrich B., Rathsherr zu Greifswald (1508–22) und Nikolaus B., Rathsherr zu Stralsund (1520–37), dessen Sohn Peter B., Rathsherr zu Stralsund (1553–80), die Baveman’sche Stiftung begründete.

Lib. Cam. Gryph. XXXIII, f. 144 v. d. a. 1394. – Pyl, Pom. Genealogien II, 229–298. – Dinnies, Stemmata Sundensia s. n. – Pyl, Geschichte der Greifsw. Kirchen, S. 816 ff., 1135. – Schwed. Wappenbuch. S. 58. Nr. 1740. – Kantzow, h. v. Böhmer, S. 136, 141; h. v. Medem, S. 301; h. v. Kosegarten II, 184.