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ADB:Schmidt, Martin Heinrich August

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Artikel „Schmidt, Martin Heinrich August“ von Heinrich Pröhle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 4–5, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Martin_Heinrich_August&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:22 Uhr UTC)
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Schmidt: Martin Heinrich August S., rationalistischer Geistlicher und Schriftsteller. Seine Familie stammte aus Preußen, doch wurde er am 26. Mai 1776 in Braunschweig geboren. Seine Mutter war eine geborene v. Möhring, sein Vater aber Kürschner. Er besuchte das Gymnasium Carolinum und legte dann am Collegium Carolinum selbst noch unter Eschenburg den Grund zur Tüchtigkeit der Familie im Englischen. Darauf studirte er in Helmstedt bei Henke und in Göttingen, wo jetzt sein Enkel Martin (durch seine Mutter ein Abkömmling der bekannten Familien Balzer und Wislicenus) bereits Assistent ist, bei Plank. Durch einen Freund erhielt er eine Patronatspfarre in der Altmark. In einem Processe verlor jedoch der Freund das Patronatsrecht. Um noch in den Besitz der Stelle zu kommen, ging S. nach Berlin, machte die Bekanntschaft des einflußreichen Propstes v. Hanstein und wurde durch ihn Feldprediger bei den Gardes du Corps. Durch die Schlacht bei Auerstedt verlor er 1806 seine Bagage und machte den Rückzug bis Memel mit. Nur noch ein einziger Feldprediger war der königl. Familie dahin gefolgt und an Arbeit fehlte es nicht. Dennoch bekam S. so wenig Gehalt, daß er sein Talent zu malen verwerthen mußte. Er verdiente in einem Jahre durch Porträtiren vornehmer russischer Officiere 800 Thaler. 1810 heirathete er als Brigadeprediger in Berlin eine geborene Schiller, die Tochter des Seniors der braunschweigischen Geistlichkeit. 1812 wurde er Pfarrer in dem durch seine Rüben berühmten märkischen Städtchen Teltow. Da dieses nur eine Stunde von Großbeeren entfernt lag, so hatte er 1813 durch die siegreiche Schlacht bei dem letzteren Orte nicht viel weniger zu leiden als durch die Schlacht bei Auerstedt. 1817 wurde er Oberprediger in dem Städtchen Derenburg, welches in einer der fruchtbarsten Gegenden der Ebene und sehr angenehm in der Ostseite des von Halberstadt, Wernigerode, Blankenburg und Quedlinburg gebildeten Viereckes gelegen ist. Superintendent der Diöcese Derenburg war damals der Vater von Karl Wilhelm Drumann (s. A. D. B. V, 436). Da Pastor Drumann in Danstedt starb, wurde S. Superintendenturverweser, zog sich aber von den Superintendenturgeschäften zurück, weil er es den Umständen nach für unangemessen hielt, daß man von dem Colloquium vor definitiver Uebernahme der Superintendentur gerade bei ihm nicht absehen wollte. Er gab dann auch mit seinen benachbarten Amtsbrüdern Tiede und Herold eine eben auf die Pastoraltheologie, um die es sich bei jenem Colloquium [5] vorzugsweise handelt, bezügliche theologische Zeitschrift, den „Euphron“, heraus. Auch als Belletrist trat er auf, als Mitarbeiter des von Herrn v. Puttkammer herausgegebenen preußischen Volksfreundes, der Abendzeitung und als Uebersetzer von Young’s Nachtgedanken. Von dieser Uebersetzung erschien jedoch 1825 in Dresden wegen eines Streites mit dem Verleger nur der Anfang. Als Lyriker ahmte S. Schiller nach, besang z. B. die Freiheitskriege, die große von Wilhelm Müller beschriebene Säcularfeier von Klopstock’s Geburt und den ganz nahe bei Derenburg gelegenen Regenstein. Das Gedicht auf den letzteren wurde jedoch nicht aufgenommen in die „Auswahl der Gedichte des verstorbenen M. H. A. Schmidt“ (2 Bändchen, Halberstadt 1831). Die Herausgeber der Sammlung waren Tiede und Herold, seine Mitredacteure vom „Euphron“. Dieselben erwarben sich ein Verdienst durch die Lebensgeschichte, welche sie der Auswahl als Einleitung vorausschickten. S. war 54 Jahre alt am 7. März 1830 gestorben. Wäre es ihm vergönnt gewesen, an der Entwicklung der Deutschen noch nach 1830 theilzunehmen, so wäre er vermuthlich selbst darauf geführt worden, daß sein schriftstellerisches Talent in der ausführlicheren Aufzeichnung seiner Erlebnisse von Auerstedt, Memel und Großbeeren bei weitem die dankbarste Aufgabe hätte finden können. Seine Witwe, die Schwester Karl Schiller’s in Braunschweig (s. A. D. B. XXXI, 251), widmete sich in Halberstadt ganz der Erziehung ihrer beiden noch lebenden Söhne, deren Begabung schon Tiede und Herold erkannt hatten. Dr. Albert S., Prediger in Aschersleben, gab noch neuerdings ein höchst umfassendes und bedeutendes naturwissenschaftliches Werk über die Diatomaceen heraus. Immanuel S., Professor am Cadettenhause in Groß-Lichterfelde, ist Verfasser eines der verbreitetsten englischen Lehrbücher und mit Herausgabe der Bearbeitung eines weitumfassenden Wörterbuches für englische und englisch-amerikanische Sprache, sowie des Shakespeare in der Tauchnitz’schen Ausgabe beschäftigt.

Ein Verzeichniß der Schriften von M. H. A. S. in 10 Nummern steht auf S. XXIV der „Auswahl“.