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ADB:Schmettau, Woldemar Graf von

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Artikel „Schmettau, Woldemar Friedrich Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 647–648, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmettau,_Woldemar_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 10:28 Uhr UTC)
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Band 31 (1890), S. 647–648 (Quelle).
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Schmettau: Woldemar Friedrich Graf v. S., ein verdienstvoller Schriftsteller, am 25. Februar 1749 zu Celle geboren, Sohn des Grafen Hermann Woldemar v. S. (s. d.), wurde durch den Einfluß seines Vaters schon in seinem 8. Lebensjahre in die Listen des dänischen Heeres eingetragen. Dieser ließ ihn aber, damit er nicht das Fortkommen verdienter Hinterleute beeinträchtige, nicht eintreten, sondern widmete ihn dem diplomatischen Dienste. 1767 ging er als Gesandtschaftssecretär nach Madrid, 1769 nach Warschau und 1771 als Geschäftsträger nach Dresden. 1769 ernannte ihn der König zu seinem Generaladjutanten; es war dies aber nur ein Titel, S. blieb dem Heere fern und schied 1773 ganz aus dem dänischen Dienste, um in den kurpfälzischen überzugehen, welchen er schon im folgenden Jahre aus Anlaß eines Streites mit einem angesehenen Manne wieder verließ. Er ging nun auf Reisen, lebte längere Zeit in Paris, verkehrte viel mit dem Cardinal Rohan und schrieb als „Lettre à Mr. Aubri sur la littérature allemande“ die Vorrede zu einer unter dem Titel „Les passions du jeune Werther par Aubri“ 1777 zu Paris erschienenen Uebersetzung von Werther’s Leiden. 1778 nahm er seinen Wohnsitz in Ploen und war nun mehrfach schriftstellerisch thätig. Zunächst ohne Nennung seines Namens, indem er „Abrégé du droit public d’Allemagne“ (Amsterdam 1778) nebst einem Discours préliminaire und „Ein kleiner Beytrag zur Kenntniß des französischen Staats von einem Nordteutschen, als ein Anhang zu den beiden Schriften: Finanzzustand des französischen Staats und Necker in Briefen an Iselin“ (o. O., 1784) veröffentlichte. Seine Beantwortung der Frage „Welches [648] sind die leichtesten, sichersten und wohlfeilsten Mittel, die Heerstraßen wider Räubereien und Gewaltthätigkeiten zu sichern?“ (Hannover 1789, auch im Hannoverschen Magazin für 1789 und in des Verfassers kleinen Schriften, 1. Theil, abgedruckt) ward von der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen mit einem Preise gekrönt. 1790 ertheilte ihm der König von Dänemark, welcher ihm 1781 eine Pension bewilligt hatte, den Auftrag, im Plönischen Landgerichte und im dortigen Consistorium zu sitzen. Er erhielt dafür keine Besoldung, nahm sich aber der Arbeit mit großem Eifer ein und machte sich durch seinen auf keine Weise zu beeinflussenden Gerechtigkeitssinn bekannt. Eben so groß wie seine Unparteilichkeit waren die Offenheit und der Freimuth, welche seine Schriften kennzeichnen. Am meisten kamen diese Eigenschaften in dem zuerst 1792 zu Altona erschienenen Buche (3. Auflage mit Nennung seines Namens ebenda 1795, auch in das Dänische übersetzt) „Patriotische Gedanken eines Dänen über stehende Heere, politisches Gleichgewicht und Staatenrevolutionen“ zum Ausdruck. Das Buch verwickelte den Verfasser in mehrfache litterarische Streitigkeiten und zog ihm sogar einen fiskalischen Proceß zu, obgleich im dänischen Staate weitestgehende Preßfreiheit bestand. Die wichtigsten Actenstücke des Processes sind im Jahrgange 1794 des historisch-politischen Magazins und des politischen Magazins abgedruckt. Aus dem Buche und den Gegenschriften bringt die Allgemeine Teutsche Bibliothek, XV, 127–175, Auszüge. Ein Verzeichniß der Streitschriften, sowie sämmtlicher Veröffentlichungen Schmettau’s ist im Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller von J. G. Meusel, 12. Band, Leipzig 1812, abgedruckt. Den Streitigkeiten und zugleich Schmettau’s langjährigen durch die Gicht hervorgerufenen und mit großer Geduld ertragenen Leiden machte sein am 7. Juli 1794 zu Ploen erfolgter Tod ein Ende. Auf seinem Grabe ward eine gebrochene Marmorsäule mit der Inschrift „Frangor non flector“ aufgestellt. Nach seinem Tode erschien ein Theil seiner Arbeiten, gedruckter wie ungedruckter, unter dem Titel „Kleine Schriften etc.“, Altona 1795, 2 Theile; ein 3., welcher zugleich Nachrichten über Schmettau’s Leben bringen sollte, ist nicht herausgekommen.

B. Kordes, Lexikon der Schleswig-Holsteinischen etc. Schriftsteller, Schleswig 1797, S. 498 ff. – F. C. G. Hirsching’s Historisch-litterarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben, fortgesetzt von J. H. M. Ernesti, 11. Band, 1. Abtheilung, Leipzig 1808.