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ADB:Schlegel, Christian

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Artikel „Schlegel, Christian“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 371–372, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlegel,_Christian&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
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Schlegel: Christian S., Numismatiker und Biograph, der Sohn eines Geistlichen, geboren am 30. Januar 1667 in Saalfeld, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung auf dem Gymnasium in Koburg, wohin sein Vater infolge einer Berufung übergesiedelt war, und widmete sich seit 1688 in Jena anfangs der Theologie, nachher aber unter dem Einflusse des Professors Kaspar Sagittarius, in dessen Hause er fünf Jahre lang wohnte, der Kirchengeschichte und der heimathlichen Münzkunde. Durch seine „Historia vitae Georgii Spalatini“, die er unter dem Vorsitze des genannten Gelehrten vertheidigte, erwarb er sich 1693 den Magistertitel und lebte später einige Jahre in Dresden, wo ihm drei weitere Schriften: „De numis Altenburgensibus cruce manuque signatis“ (1696); „De numis antiquis Salfeldensibus, Arnstadiensibus et Jenensibus“ (1697) und „Kurze Lebensbeschreibungen der Superintendenten in Dresden“ (1697 und 1698) die Aussicht auf eine archivalische Anstellung zu eröffnen schienen. Zwar erfüllte sich diese Hoffnung nicht, dagegen berief ihn Fürst Anton Günther von Schwarzburg auf Anregung des bekannten Berners Andreas Morel, der bei ihm als Hofrath und Antiquar in Diensten stand und bei seiner damaligen körperlichen Schwäche eines Gehülfen bedurfte, 1700 als Bibliothekar und Antiquar zu sich nach Arnstadt. Hier bildete ihn die Beschäftigung mit dem reichhaltigen, von dem Fürsten gesammelten Münzcabinete und der stete Umgang und die gemeinsame Arbeit mit jenem hervorragenden Gelehrten zu einem bewährten Kenner seines Faches, so daß ihm der Fürst nach Morel’s Tode (16. April 1703) dessen Amt zu selbständiger Führung übertrug. Er verwaltete dasselbe bis 1712, wo Anton Günther, in vorgerückterem Alter seines bisherigen Lieblingswerkes müde, seine numismatischen Schätze für 100 000 Thaler an Friedrich II. von Sachsen-Gotha verkaufte. Nach dem Friedensteine übergeführt, wurden diese nun mit dem von Ernst dem Frommen und Friedrich I. herrührenden Münzbestande vereinigt und fanden ihren Platz in geschmackvoll eingerichteten Räumen auf der östlichen Galerie des Schlosses. Schon am 16. October des gleichen Jahres erklärte sie dann der Herzog als nichtzutheilenden Besitz seiner Nachfolger, den diese zwar vermehren, nicht aber verringern, auseinander bringen oder veräußern dürften. Mit dem Cabinete zog auch S. nach Gotha und übernahm in der Eigenschaft eines Secretärs und Antiquars dessen Verwaltung. Seine Aufgabe bestand nicht bloß darin, den sich mehrenden Besuchern die Münzen vorzuweisen und zu erklären, sondern auch einen ausführlichen, zum Druck bestimmten Commentar auszuarbeiten, damit die gelehrte Welt den ungewöhnlichen Reichthum dieser numismatischen Erwerbung kennen lerne. Um seinen Antiquar für die Lösung der letzteren Aufgabe noch tauglicher zu machen, sandte ihn der Herzog auf seine Kosten wiederholt nach Holland, wo er wichtigere Sammlungen besuchte und mit bedeutenden Männern seines Faches verkehrte. 1715 erhielt er von Friedrich I. und den übrigen regierenden Ernestinern den Titel eines herzoglich sächsischen Historiographen, feierte zwei Jahre später nach dem Beispiele seines Gönners und Freundes, des Kirchenrathes E. S. Cyprian, in mehreren Schriften, darunter die „Initia reformationis Coburgensis in vita Jo. Langeri, primi Superintendentis ac Pastoris hujus urbis evangelici“, das Andenken der Lutherischen Kirchenverbesserung, erlebte noch 1719 infolge der [372] italienischen Reise der beiden ältesten Prinzen Friedrich (III.) und Wilhelm die Bereicherung des Cabinetes durch zahlreiche antike Münzen, starb aber schon am 17. October 1722, erst 55 Jahre alt, ohne die ihm aufgetragene Beschreibung vollendet zu haben. Die von ihm hinterlassenen Materialien benutzte dann sein Amtsnachfolger Chrn. Sigismund Liebe bei der Ausarbeitung des unter dem Titel „Gotha Numaria“ 1730 erschienenen Commentars. – Ein Verzeichniß von Schlegel’s Schriften gibt Schlichtegroll a. u. a. O. Außer den bereits genannten seien hier noch hervorgehoben: „De numis antiquis Isenacensibus, Mulhusinis, Nordhusinis et Weissenseensibus“ (1702); „De numis antiquis Gothanis, Cygneis, Coburgensibus, Vinariensibus et Merseburgensibus“ (1717); „De numis Abbatum Hersfeldensium“ (1723), der erst nach seinem Tode mit einer Vorrede Cyprian’s und einer Biographie Schlegel’s von dem Ruhlaer Pfarrer Johann Zeitzschel veröffentlichte „Bericht von dem Leben und Tode Casparis Aquila“ (1737) und endlich die Beiträge, welche er zu dem von S. Haverkamp 1752 herausgegebenen „Thesaurus Morellianus, continens XII priorum Imperatorum Romanorum numismata“ geliefert hatte (in Liebe's „Gotha Numaria“ mit Verbesserungen wiederholt).

Jöcher. – Chrph. Sax, Onomasticon literarium V (1785), S. 428 f. – Fr. Schlichtegroll, Historia Numothecae Gothanae, Gotha 1799, S. 23–25, 80–35. – S. Baur, Neues Histor.-B.-L. Handw. IV. Bd. (1809), S. 901 a. – Chrn. Ferd. Schulze, Leben des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg Friedrich II., Gotha 1851, S. 197.