ADB:Schindler, Valentin
Jöcher 1610 falsch, was bei Gesenius (s. u.) aufgenommen). In der Bibliotheca Fabriciana, T. III, p. 239 findet sich die Bemerkung, S. habe sein Leben jung beschlossen (P. J. Bruns, Das Andenken an V. S. … erneuert s. Göttingische Bibliothek der neuesten theol. Lit. hgg. von C. F. Stäudlin, Bd. 4, S. 1–18).
Schindler: Valentin S. war zu Oederan, einer kleinen Stadt im erzgebirgischen Kreise des damaligen Kurfürstenthums Sachsen geboren. Weder über sein Geburtsjahr noch über seine Jugendzeit finden sich irgendwelche Nachrichten. Eine flüchtige Spur weist auf Helmstedt als den Ort seiner Universitätsstudien. Sonst weiß man nur, daß er etwa 1590 Professor in Wittenberg war, und daß er von da 1594 als professor linguae hebraicae nach Helmstedt berufen worden ist, wo er 1604 starb (Bei Lebzeiten gab S. selbst heraus „Institutionum hebraicarum libri VI“, 1581, 4. Aufl. 1603. „De accentibus Hebraeorum tractatus“ 1596; bei Jöcher ist ohne Jahreszahl noch „Epitome bibliorum hebraicorum, chald. syr. graec. lat. german.“ (also eine kleine Polyglottenbibel) angeführt. Sein Hauptwerk war das erst nach seinem Tode herausgegebene „Lexicon pentaglottum“ (s. den vollständigen Titel in Meyer, Gesch. der Schrifterklärung, Bd. 3. S. 62) 1612 Hanau (bei Gesenius, Gesch. der hebr. Sprache S. 114 irrthümlich Hannover); wieder aufgelegt 1649, 1695 zu Frankfurt a. M. (vgl. Wolf, Historia lexicorum hebraeorum, p. 124–128), auch 1653 (s. Hezel, Geschichte der hebr. Sprache. S. 173. Diese Ausgabe liegt dem Unterz. vor). – Ein solches Werk kann richtig nur gewürdigt werden, wenn man nicht die wissenschaftlichen Anforderungen der Gegenwart, sondern die Stellung desselben innerhalb der Geschichte der Lexikographie in Betracht zieht. Da ist mit Recht schon von Gesenius a. a. O. und nach ihm von Diestel, Geschichte des Alten Testaments, S. 447, 452 hervorgehoben worden, daß S. zuerst den richtigen Weg, nämlich den der Benutzung aller verfügbaren Quellen der Lexikographie gewiesen habe. Alle damals bekannten semitischen Dialekte, die wichtigsten Bibelübersetzungen, die Worterklärungen des Hieronymus werden zur Ermittelung der Wortbedeutungen benutzt, der Sprachgebrauch des Alten Testaments wird sorgsam verfolgt und der Versuch gemacht, im Anschluß an diese Grundlagen die gesammte Bedeutungsentwickelung darzulegen. Natürlich sind dabei zahlreiche Fehlgriffe gemacht, die Wortbedeutungen der verwandten Dialekte, deren Vocabeln er in hebräische Zeichen umschrieb, sind von ihm oft falsch verstanden und infolge dessen ist es zu vielfachen unmöglichen oder unhaltbaren Combinationen gekommen. Wenn man bedenkt, wie gering damals der litterarische Apparat aus dem Arabischen war und mit welcher Mühe S. sich denselben verschaffen mußte (s. Bruns a. a. O. S. 15–17), so wird man ihm die Fehler auf diesem Gebiete [292] nicht allzuhoch anrechnen dürfen. Besser war durch die Antwerpener Polyglotte in Bezug auf das Syrische und Aramäische (Chaldäische) vorgearbeitet. – S. legt zunächst den hebräischen Sprachschatz zu Grunde und ordnet denselben nach den Wurzeln. Also z. B. gadal: I groß sein oder groß machen; folgen nun die einzelnen biblischen Stellen mit beigefügter Uebersetzung derselben nach LXX und Targumim, wobei zugleich die Verbindungen, in denen das Verb gebraucht wird, besprochen werden. Dann kommen die abgeleiteten Verbindungen an die Reihe: gadôl, gadêl, gôdel, gedulla, migdal, migdôl etc. II gedal syr. filavit retorsit, worunter gedilîm fila aufgeführt wird. III arab. gadal disputavit, wofür arab. Uebersetzung von Act. 34, 15(?) als Beispiel steht. – Daß Schindler’s Gedanke für seine Zeit ein fruchtbarer war, zeigt der Umstand, daß nach seinem Vorbilde eine ganze Reihe polyglotter Lexika bearbeitet wurde. So das Etymologicum orientale von H. Hottinger 1661, besonders aber das Lexicon heptaglotton von Edmund Castellus 1669, in dessen Vorrede der Verfasser bekennt, „beinahe das ganze Schindler’sche Werk in das seinige übertragen zu haben“, was indessen wohl vorzugsweise nur für die hebräischen Partien Geltung haben wird, da für die andern Dialekte inzwischen bessere Vorarbeiten vorlagen (vgl. Bruns a. a. O. S. 7, Meyer a. a. O. Bd. 3, S. 61–65, 71, 101). Als Herausgeber des Werkes haben sich Engelbert Engels und Walther Keuchen um die Herstellung des Manuscripts für den Druck aus dem Nachlaß des Verstorbenen ein Verdienst erworben. Die Dedication an den Herzog Heinrich Julius von Braunschweig hat Joh. Caselius besorgt, der dadurch zugleich für die mittellosen Hinterbliebenen des Verstorbenen eine Unterstützung zu erlangen suchte, wie er denn zum Schluß seiner Epistel an den hohen Gönner und dessen Sohn diese Beiden geradezu zur Spendung einer solchen ermahnt.