ADB:Schildo, Eustachius
[1], Moralist des 16. Jahrhunderts, lutherischer Cantor zu Kirchhain in der Niederlausitz, später zu Luckau ansässig, von wo er am Martinstage 1557 die Vorrede seines „Spielteufels“ datirt. Dieser mehrfach aufgelegte Prosatractat, der 1569 in das Theatrum diabolorum aufgenommen wurde, gehört durchaus in den Rahmen der damaligen Teufellitteratur hinein: in breiter Predigt, deren Sprache deutlichen Einfluß Luther’s zeigt, wird ausgeführt, wie der Spielteufel eine ganze Legion anderer Teufel, sogar den Mordteufel, im Gefolge habe, wie der Spieler alle zehn heiligen Gebote durch sein Laster übertrete, wie schon die vier Farben der Karten den Verständigen warnen müßten. Origineller klingt die Einleitung: die Schrift beginnt mit einem Ausschreiben der Spitzbuben, Dopler und aller Spielbrüder, in dem sie im Namen ihres Abgotts, des Spielteufels, zum Eintritt in ihre Brüderschaft einladen, ihre guten Werke und ihres Gottes Ablaß rühmen, alles natürlich ironisch. Aber diese Einkleidung ist nicht Schildo’s Eigenthum. Ihn regte zu ihr, wie zu seiner ganzen Arbeit, sichtlich die 1556 erschienene 2. Auflage von Math. Friedrich Saufteufel an, wie zahlreiche Anklänge beweisen: leugnete Friedrich, daß Saufen besser sei als Spielen, so kehrt S. den Spieß um, und beide citiren als abschreckendes Beispiel zwiespältiger Ehe die Strophe „wehre, wehre, Else, wehre“. Friedrich aber hatte in jene 2. Auflage ein älteres Schriftchen Joh. v. Schwarzenberg’s aufgenommen, das einen instruirenden, zum Zechen ermunternden Sendbrief des Satans und seiner Stände an die Zutrinker und ein Edict Maximilian’s gegen das Zutrinken enthielt: daher bei S. jenes Ausschreiben der Spieler, daher sein Wunsch, daß die Obrigkeit auch gegen das Spiel einschreite.
Schildo: Eustachius S.[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 209. Z. 17 v. o.: Schildo stammte aus Liebenwerda und wurde am 19. Mai 1545 in Wittenberg immatriculirt (Förstemann, Album acad. Viteberg., p. 224). [Bd. 36, S. 790]