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ADB:Schilder von Babinberg

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Artikel „Schilder von Babinberg“ von Otto Donner von Richter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 207–208, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schilder_von_Babinberg&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
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Schilder: S. v. Babinberg ist die mehrfach irrthümlich angewendete Bezeichnung des Meisters Johann, Schilder (d. h. Maler) von Babinberg (d. h. Bamberg), Bürgers zu Oppenheim. Unter letzterem Namen ist er uns durch eine von ihm selbst im J. 1382 am ersten Sonntag nach Frohnleichnam (8. Juni) aus gestellte Urkunde (vgl. Böhmer: Cod. dipl. Moenofr. S. 759 u. Barth. Stift-Bücher Ser. I Nr. 22b. fol. 43) als der Künstler bekannt, welcher für den Hochaltar des Chores im Dome zu Frankfurt a. M. die Gemälde auf Holztafeln ausgeführt hat. Dieser Dom erhielt seine jetzige Gestalt durch Vergrößerung der schon 1293 vollendeten und dem „Erlöser unserm Herrn Jesus Christus und dem heiligen Bartholomäus“ geweihten Salvatorkirche. Im J. 1315 wurde diese Umgestaltung begonnen; schon 1349, am 13. April, konnte der Hochaltar in dem neuen Chore zu Ehren des heiligen Bartholomäus geweiht werden, dessen Namen die Kirche auch fortan führte. (Vgl. Lersner T. II Lib. II S. 169.) Aber weder der Altarschrein noch dessen Gemälde sind uns erhalten. Von beiden besitzen wir jedoch Abbildungen, wenn auch sehr ungenügende, in den Kupferstichen des Krönungsdiariums von Kaiser Mathias (1612). Dieser Altarschrein mit zwei Eckthürmchen, auf welchen die Statuen des heiligen Bartholomäus und Karls des Großen mit dem Modell der Kirche stehen, und einer höheren thurmartigen Spitze in der Mitte ist durchaus in dem Rundbogenstyl gehalten und man erkennt daran, daß er aus dem alten Chor in den neuen herübergenommen [208] worden ist; man wollte denselben offenbar nicht aufgeben, aber man ließ ihn mit neuen Gemälden durch den damals ohne Zweifel hochgeschätzten Meister Johann von Bamberg schmücken. (Vgl. Lersner T. II Lib. II S. 168, woselbst bestätigt wird, daß dieser alte Altar über 400 Jahre gestanden hat. Lersner T. I Lib. II S. 105 macht doppelte Verwechslung, indem er einen Johann Schildknecht als Stifter jener Gemälde angibt.)

Aus den Abbildungen erkennt man deutlich, daß diese Arbeit zusammengesetzt war aus einem Hauptmittelbild und je zwei Flügeln rechts und links, welche zugeklappt das Hauptbild bedeckten. Das letztere stellte Christus als Weltrichter mit erhobenen Armen, thronend auf Wolken dar, aus welchen sich Strahlen hinab nach dem untern Theile des Bildes hin senken. Zu dem Erlöser aufblickend knieen rechts und links auf der Basis des Bildes je zwei Männerfiguren, Apostel oder Heilige, deren Persönlichkeiten nicht zu bestimmen sind. Die zunächst an das Hauptbild anstoßenden Flügel enthalten ein jeder eine knieende Männerfigur, während die beiden äußeren Flügel je eine knieende Frauenfigur zeigen, von welchen die zur Linken die Hände wie jammernd über dem Haupt zusammenschlägt, während jene zur Rechten anbetet. Sowohl die Wolken als auch die Lichtstrahlen des Mittelbildes ziehen sich in die oberen Theile der Seitenflügel hinein. Keinerlei Angabe von landschaftlichem Hintergrunde ist vorhanden und es ist daher anzunehmen, daß, entsprechend der Sitte der Zeit, alle diese Figuren auf Goldgrund gemalt, die Strahlen aber in Relief ausgeführt waren, wofür auch die selbst in der Abbildung noch erkennbaren, knopfartigen Enden derselben sprechen. Der Zeichner des Diariums hat die Figuren nur ungefähr in der ihm angewöhnten Zeichnungsweise seiner Zeit wiedergegeben, ohne genaue Beibehaltung des alten Stiles; letzterer hätte verlangt, daß um die Figur Christi herum die Mandorla angegeben und seine ganze Bewegung ruhiger, strenger gehalten sei.

In der erwähnten Urkunde quittirt Meister Johann, „das die ersamen herren des stiftes zu Ste. Bartholome zu Frankfurt mir fruntlichin und wol beczalt hant die dafeln die sie vor zyden umb mich gekaufft hant, mit namen für acht hundirt gulden, und gaben mir zu liepnieße acht gulden vor eyn par cleider“. Auch verspricht er für sich und seine Erben, weder an die damaligen Stiftsherren noch an ihre Nachfolger irgend weitere Forderungen zu stellen. Den Ritter Johann Kemmerer, „den man nennet von Talburg“, hat er mitzuunterschreiben gebeten. Ziehen wir in Betracht, daß diese Tafeln mit der für die damalige Zeit sehr beträchtlichen Summe von 808 Gulden bezahlt wurden und doch nur eine sehr mäßige Anzahl von Figuren enthielten, so dürfen wir darin eine sehr große Schätzung des Meisters Johann erkennen und müssen es bedauern, das einzige seiner beurkundeten Werke verloren zu haben. Nach seinem Geburtsort Bamberg zu urtheilen, muß er wohl der fränkischen Schule angehört haben, während im folgenden Jahrhundert ein der kölnischen Schule angehöriger Meister zur Ausschmückung des Chores mit Wandmalereien herangezogen wurde. Das Altarwerk mit den Gemälden Meister Johann’s mußte im Jahre 1663 einem neuen im Geschmacke der damaligen Zeit weichen, welches mit der Copie einer Himmelfahrt Mariä von Rubens geschmückt wurde und zwar im Einklang mit der nunmehrigen Weihung des Altares zu Ehren der Jungfrau Maria.