ADB:Schenck, Wolfgang
**): Wolfgang Sch. (seltener Schenk), ein Erfurter Buchdrucker und Buchhändler vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Geburts- wie Todesjahr sind unbekannt. Erstmals taucht er im J. 1480 [164] auf, in dem er als Wolfgangus Schengk de Lipczk (Leipzig) in die Universitätsmatrikel von Leipzig eingetragen ist. Warum er später auf sein akademisches Bürgerrecht verzichtete, ist nicht ersichtlich. Dann kommt er erst wieder 1499 vor, und zwar nun als Buchdrucker in Erfurt. Hier war nach Braun (s. u.) schon 1493 ein Hans Schenck als Buchdrucker thätig gewesen, ohne daß jedoch Drucke von ihm bekannt wären; es ist nicht unmöglich, daß dies sein Vater oder etwa auch sein Bruder war. Wolfgang Sch. entwickelte als Buchdrucker von 1499–1507, aus welchem Jahr sein letzter datirter Druck stammt, eine nicht unbedeutende Thätigkeit – wir haben gegen 50 Drucke gezählt, die aus seiner Presse stammen – und zwar stellte er letztere fast ausschließlich in den Dienst der Universität und des damals an derselben aufblühenden Humanismus. Dem Vorgang der Humanisten folgend, übersetzte auch er seinen Namen, indem er sich auf mehreren Drucken Lupambulus Ganimedes, Lup. Pocillator, Lup. οινοχοος nannte. Bemerkenswerth ist, daß Sch. zwar nicht, wie man auf Grund einer Stelle in einem seiner Drucke vielfach annahm, der Erste war, der griechischen Druck in Deutschland anwandte, wenn auch noch ohne Spiritus und Accente, aber doch einer der Ersten. Denn er that dies schon in seiner ersten Zeit, in dem Interpretatorium in Psellum des Nik. Marschalk von 1499, einem Druck, dem er dann sofort eine Anzahl anderer, gleichfalls mit griechischen Typen folgen ließ. Da hierunter auch Elementarbücher zur Einführung ins Griechische waren, so kann man wohl sagen, daß Sch. an seinem Theil dazu beigetragen hat, der Kenntniß dieser Sprache in Deutschland Bahn zu machen. Gleich von Anfang an führte er auch ein Druckerzeichen: ein quadratisches schwarzes Feld, in dem sich, durch weiße Linien eingefaßt und selbst von weißen Linien gebildet, ein nach unten runder Schild befindet, in diesem wieder drei kleine weiße Schilde, darüber das astronomische Zeichen des Sternbildes der Wage; in den unteren Ecken der quadratischen Einfassung die Buchstaben WS. (Reicher ausgeführt findet sich dieses Druckerwappen nach Bauch a. u. a. O. S. 364 in den Regule congruitatum s. a., indem der größere Schild von zwei Bischöfen gehalten und das Ganze von zwei gothisch stilisirten Bäumen umrahmt wird.) Neben dem Buchdrucke trieb Sch. aber auch einen Bücherhandel; denn als er 1504 zum Bürgerrecht in Leipzig zugelassen wurde, heißt er „buchfurer“, wobei nicht etwa an einen anderen Träger des Namens Sch. zu denken ist, da im Verzeichniß der Steuerrestanten von 1507 bei seinem Namen steht: ist zu erfurt. Die Wiederanknüpfung der Beziehungen zu seiner Vaterstadt galt jedenfalls den Zwecken seines Bücherhandels. Kurze Zeit hatte er in Leipzig auch eine Commandite, bei Jak. Thanner. Freilich viel gewonnen scheint W. Sch. weder durch Buchdruck noch durch Buchhandel zu haben; sonst wäre er wohl nicht von 1507 an seine Leipziger Bürgersteuern schuldig geblieben. Letztmals ist er uns 1510 begegnet; seine Presse ging ihrem wichtigsten Bestande nach an Matth. Maler (s. o. Band XX, S. 138) über. Ob die Drucker Wolfgang und Nikolaus Sch., von denen nach Braun der eine um 1560, der andere bis 1608 in Erfurt vorkommt, irgendwie mit unserem W. Sch. zusammenhängen, muß dahingestellt bleiben.
Schenck- Vgl. J. Braun, Geschichte der Buchdrucker und Buchhändler Erfurts im 15. bis 17. Jahrh., im Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels X, 1886, S. 73 ff. – G. Bauch, Wolfg. Schenck u. Nic. Marschall, im Centralblatt für Bibliothekswesen, XII. Jahrg., 1895, S. 354 ff. – Ders., Die Universität Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus, 1904 (s. Reg.) u. das gen. Archiv an verschiedenen Stellen (s. das Gen.-Reg. im 20. Band). – Die von Braun und Bauch gegebenen Listen der Schenck’schen Drucke [165] finden durch die bibliographischen Werke von Hain, Panzer, Weller, Proctor und Copinger Ergänzung.
[163] **) Zu Bd. LIII, S. 749.