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ADB:Scharold, Karl Gottfried

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Artikel „Scharold, Karl Gottfried“ von August Schäffler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 598–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scharold,_Karl_Gottfried&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:42 Uhr UTC)
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Scharold: Karl Gottfried S., geboren am 26. Juni 1769 als der Sohn eines Bäckers zu Schlüsselfeld im heutigen Oberfranken (Baiern), begann seine Gymnasialstudien wahrscheinlich im J. 1781/82, widmete sich 1786/87 und 1787/88 der Philosophie und studirte darauf die Rechte. Nach Absolvirung dieser hielt er sich als juris practicus an der Amtskellerei zu Schlüsselfeld auf, wurde im J. 1795 von dem Comes Palatinus Reichsgrafen von Etzdorf zum Notar und am 31. Mai 1796 vom Würzburger Fürstbischof Georg Karl Freiherrn v. Fechenbach zum Regierungskanzlisten ernannt und von demselben am 27. August 1797 zum geheimen Regierungskanzlisten befördert. Nach dem Uebergang Würzburgs an Baiern finden wir S. vom 9. September 1802 bis 1. Februar 1806 als zweiten Secretär bei der kurfürstl. bairischen Landesdirection. In der darauffolgenden großherzoglichen Zeit ward er am 21. Juni 1806 mit dem Charakter eines Rathes zum Secretär im dirigirenden Staats-Ministerialdepartement (Staatsrath) ernannt und erhielt am 2. Juni 1814 den Rang und Charakter eines Legationsrathes. Als Würzburg am 28. Juni 1814 zum zweiten Male bairisch geworden, wurde der geheime Staatsrath des Großherzogs aufgelöst und dessen sämmtliche Beamte – so auch S. – außer Dienst gestellt. Später wurde S. vorübergehend als Secretär bei dem Generalcommissariate des Untermainkreises verwendet. Zwei Versuche, die er am 14. Juli 1819 und am 16. Januar 1822 machte, um die ihm weit mehr zusagende Stelle als zweiter Archivar des k. b. Provinzialarchivs in Würzburg zu erhalten, mißlangen; er erreichte nur, daß er vom Jahre 1819 ab dazu verwendet wurde, die Archivalien des aufgelösten Domcapitels in der Neubaukirche und die Acten desselben, welche in der alten domcapitelschen Registratur in schlimmster Verfassung lagerten, zu sichten und zu ordnen. Am 7. Februar 1826 wurde S., noch im Besitze der vollen ungebrochenen Arbeitskraft, plötzlich für immer in den Ruhestand versetzt. Es war dies wohl nicht ganz ohne die Schuld Scharold’s erfolgt, wie es sich bei einem Manne begreift, der sich nie in die bairischen Verhältnisse finden konnte und der durch manche Erfahrungen verbittert und enttäuscht Wort und That nicht immer bedächtig abzuwägen verstand. S. war schon früh als Redacteur verschiedener Zeitschriften, z. B. des Würzburger Intelligenzblattes, der Teutonia, des Allgemeinen Conversations- und Anzeige-Blattes und des Postboten aus Franken, litterarisch thätig gewesen. Auch mit einer Reihe selbständiger Publicationen auf verschiedenen Gebieten war er noch als Beamter hervorgetreten. So veröffentlichte er 1805, Würzburg bei Stahel: „Würzburg und die umliegende Gegend …“; 1806: „Allegorien und Inschriften bei der am 4. Mai in der Stadt Würzburg stattgehabten Beleuchtung“; 1818–20: „Beiträge zur ältern und neuern Chronik von Würzburg“, I. Bd., Heft 1, 2 u. 3; 1819 in Würzburg bei Bonitas: „Handbuch für den Untermainkreis des Königreichs Bayern …“; 1821: „Briefe aus Würzburg über die wunderbaren Heilungen des Herrn Fürsten Alexander von Hohenlohe“ (vier Lieferungen); 1821, Würzburg bei Sartorius: „Lebensbeschreibung des Bauersmannes Martin Michel zu Unterwittighausen, welcher verschiedene Krankheiten durch Gebet heilet“; 1822, Würzburg bei Bonitas: „Alexander, Fürst [599] von Hohenlohe und Waldenburg-Schillingsfürst …“; 1822 bei J. St. Richter: „Zunft-Chronik aller Gewerbe und Handwerke in Würzburg“, I. Bd., 1. Heft; 1824 in Würzburg bei Bonitas: „Martin Luthers Reformation in nächster Beziehung auf das damalige Bisthum Würzburg …“. – Scharold’s für die Wissenschaft fruchtbringendste Thätigkeit fällt aber in die Zeit nach seiner vollen Pensionirung im J. 1826. In den Jahren 1832–46 war S. die Seele des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg. Seiner wissenschaftlichen Begabung, seiner Energie und nimmermüden Mitarbeit war es zu danken, daß unter seiner Redaction in den genannten Jahren die Publicationen des unterfränkiichen Geschichtsvereins im sog. „Archive“ an Werth und Bedeutsamkeit die Veröffentlichungen fast aller Schwestervereine weit überragten. 74 größere und kleinere Beiträge hat S. selbst für das Archiv geliefert. Selbe sind im „Register zu den 16 ersten Bänden des Archives des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg“ (Würzburg 1864), S. 35–38 im einzelnen aufgeführt. Sie erschließen ein reiches, bis dahin unbenütztes archivalisches Material und beziehen sich auf die politische, auf die Cultur- und Kunstgeschichte Würzburgs in verschiedenen Zeiten. Im 7. und 8. Bande des Archives hat S. auch seine reifste Arbeit, die heute noch unübertroffen ist und wohl für immer ihren Werth behalten wird, veröffentlicht, die „Geschichte der königl. schwedischen und herzogl. sachsen-weimarischen Zwischenregierung in Würzburg“ (als selbständiges Buch im J. 1844 in Würzburg bei Voigt & Mocker erschienen). Sonst sind an Arbeiten Scharold’s noch zu nennen, 1835: „Geschichte und Beschreibung der Marienkapelle auf dem St. Nikolausberg bei Würzburg“; 1836 Würzburg bei Ettlinger: „Würzburg und seine Umgebungen“; 1847 in der Walz’schen Buch- und Verlagsdruckerei: „Erinnerungen an Julius Echter von Mespelbrunn, Fürstbischof von Würzburg und Herzog von Franken.“ – Unvollendet durch Scharold’s plötzlichen Tod blieb ein lang vorbereitetes Werk, das er mit dem Regierungssecretär Gessert zu publiciren gedachte: ein Lexikon der Würzburger Künstler. S. starb auf einer Reise nach Kitzingen vom Schlagfluß getroffen am 21. Juni 1847. Mit ihm war ein hochbegabter, wissenschaftlich durch und durch gebildeter, um die Geschichte Würzburgs hervorvorragend verdienter Mann aus dem Leben geschieden. Ihn hatte am 16. Febr. 1824 die philosophische Facultät der Universität Erlangen mit dem Diplom eines Ehrendoctors, hatten im Laufe der Jahre 15 historische Vereine des In- und Auslandes mit Zuerkennung der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.

Siebzehnter Jahresbericht des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg für das Jahr 1846–47. Erstattet … von … Dr. Ignaz Denzinger; einzelne Notizen aus Akten des königl. Kreisarchives Würzburg.