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ADB:Schäffer, Eugen Eduard

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Artikel „Schäffer, Eugen Eduard“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 529–530, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4ffer,_Eugen_Eduard&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:29 Uhr UTC)
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Schäffer: Eugen Eduard S., Kupferstecher und Lithograph, war geboren am 30. März 1802 zu Frankfurt a. M. als Sohn eines Gastwirths. Im Juni 1818 kam er als Schüler in das Städel’sche Kunstinstitut und wurde dem Unterricht des Kupferstechers Johann Konrad Ulmer zugewiesen. Im Mai 1821 ging er nach München auf die Akademie, studirte dann 1824–1826 in Düsseldorf unter Cornelius; 1825 entstand hier sein Stich zu Dante’s Paradies nach demselben. Im Frühjahr 1826 wandte sich S. mit Cornelius nach München zurück. Der Künstler scheint damals die Wiedergabe der Cornelius’schen Cartons zur Glyptothek geplant zu haben, vollendet wurde jedoch bloß die Unterwelt (1826–1828). In Schäffer’s Auftrag stach Merz noch in die Umrahmung der Platte das Schwanthaler’sche Relief „Zeus kämpft gegen die Titanen“. [530] Die „Nacht“ wurde von Merz fertig gestochen, der „Olymp“ blieb in den Anfängen stecken. Zu jener Zeit entstanden auch die drei Umrißstiche Peleus und Thetis und dann, je zwei auf einem Blatte, Vermählung und Entführung der Helena, das Urtheil des Paris und die Opferung der Iphigenia, alle nach Cornelius. Im J. 1828 waren das Bildniß des Buchhändlers Campe in Nürnberg und zum Dürerfeste die Dürerstatue nach K. Eberhard entstanden. Im J. 1831 fertigte S. in 2 Blättern den Conturstich „Die sieben Freuden Mariä“ nach Memling. Trotz dieser erfolgreichen Thätigkeit siedelte der Künstler 1832 nach seiner Vaterstadt über, er mag sich nach einer Veränderung seiner abhängigen Stellung von Cornelius gesehnt haben. In Frankfurt machte man ihn 1833 zum Lehrer der Kupferstecherkunst am Städel’schen Institute. Jetzt entstanden u. A. „Romeo und Julia“ nach Cornelius (1835–1836, Münchener Kunstvereinsblatt für 1837), die Verbrecher und Iphigenia nach Kaulbach, die „Euphrosyne“ nach Steinle, „Die Einführung des Christenthums unter den Germanen“ nach Veit (1841), „Germania und Italia“ nach Veit (1842), „Die hl. Genovefa“ nach Steinbrück (1839, Düsseldorfer Kunstvereinsblatt), „Der Erlkönig“ nach B. Neher (1840, Leipziger Kunstvereinsblatt). Im J. 1844 ging S. nach Italien und hielt sich besonders in Florenz auf, wo er die „Madonna della Sedia“ nach Rafael zeichnete. Im Winter 1845 kehrte er nach der Mainstadt zurück und lieferte einen Stich nach dem wunderbaren Gemälde, der durch zarte und liebevolle Behandlung sich hervorthat. Vollendet war die Platte bereits 1849, doch erschien sie im Abdrucke erst 1851. Im August 1852 reiste der Künstler abermals nach Italien und hielt sich hauptsächlich in Rom auf, doch wurden auch Venedig, Bologna, Neapel, Florenz und andere Orte besucht. Nach seiner Rückkunft aus Welschland verweilte er mehrere Jahre in München. Da er seinen Urlaub weit überschritten hatte, wurde er als Professor am Städel’schen Kunstinstitut gestrichen. Im October 1856 kam S. wieder nach Frankfurt zurück. Hier wurde im Herbst die Madonna del Granduca nach Rafael fertig, ein vorzügliches Blatt, obwol der Künstler selbst später nichts davon wissen wollte. Für die Arundel Society lieferte er noch verschiedene der römischen Fresken Fiesole’s aus dem Leben der Heiligen Stephanus und Laurentius und nach Giotto’s Fresken zu Padua die Grablegung Christi und die Erweckung des Lazarus. Andere angefangene Arbeiten wie die irdische und himmlische Liebe nach Tizian und die Poesie nach Rafael wurden nicht fertig; überhaupt merkte man an S. in den letzten Lebensjahren eine eigenthümliche Wandelbarkeit und Unstetigkeit in seinen Entschlüssen. Am 24. November 1870 traf ihn in seinem Atelier ein Schlaganfall und am 7. Januar 1871 erlöste ihn der Tod. S. hatte unleugbar ein anempfindendes Talent für die verschiedenen Meister, weshalb ihm die Weisen von Cornelius und Steinle ebenso gut gelangen als die von Rafael.

Vgl. F. Metz im Beiblatt zu Lützow’s Zeitschrift für bildende Kunst, VI, 1871, S. 153, 172, 181, 197.