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ADB:Sayler, Gereon

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Artikel „Sayler, Gereon“ von Wilhelm Vogt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 462–464, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sayler,_Gereon&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:49 Uhr UTC)
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Sayler: Gereon S. (Sailer), Dr. med., spielt in der Augsburger Reformationsgeschichte eine gewisse Rolle und wurde von seinen Zeitgenossen unter die berühmten Aerzte gezählt. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Sein Heimathsort war das im bairischen Herzogthum bei Aichach gelegene Dorf Blumenthal. In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts hielt er sich an der Universität Ingolstadt auf und galt als ein eifriger Humanist. Im J. 1527 erwarb er sich den medicinischen Doctorgrad und siedelte wahrscheinlich noch im gleichen Jahre nach der schwäbischen Reichsstadt Augsburg über, wo er sich bald eines ansehnlichen Rufes als Arzt erfreute. Er sei früher, so wird erzählt, während seines Ingolstädter Aufenthaltes ein eifriger Parteigänger des bekannten Professors Dr. Johann Eck gewesen. Jedenfalls wandte er sich, wie so Viele, in Augsburg der neuen Lehre zu und ließ es seine angelegentlichste Sorge sein, das kirchliche Wesen in der Stadt in Ordnung zu bringen. Das war keine zu [463] leichte Sache. Nachdem Ende der zwanziger Jahre die Wiedertäufer nicht ohne Mühe beseitigt waren, dauerten in den Jahren nach dem Reichstag die Streitigkeiten unter den neukirchlichen theils zwinglianisch, theils lutherisch gesinnten Predigern in Aergerniß und Zwietracht erregender Weise hauptsächlich über das Abendmahl fort. Für den Rath, der erst nach schwerem Kampfe und vielen Bedenken sich für die Reformation entschieden hatte, war dieser Zustand höchst peinlich. Es fehlte an einem tüchtigen Prediger, der, wie vorher Urbanus Rhegius, durch seine Gelehrsamkeit und seinen Charakter den unruhigen Geistern imponirt hätte und so der Gemeinde den ersehnten Frieden zu geben im Stande gewesen wäre. Der Rath sah sich daher nach einem solchen Manne, als welchen man den Magister Ambrosius Blaurer von Constanz ansah, um und betraute S. mit der Mission, denselben durch persönliche Rücksprache zur Uebernahme eines Predigtamtes zu gewinnen. S. reiste im Winter 1530 nach Constanz. In seinem Credenzbrief dd. 26. December 1530 schrieb der Rath an Blaurer, wie es in Sachen des Evangeliums gegenwärtig in Augsburg stehe, werde ihm zur Genüge Dr. Gereon Sayler anzeigen. Höchst nöthig sei es, daß „das Evangelium uß gerechtem Geist, ohne alles Gezenck, senftmüthiglich und getreulich alhie gepredigt, hingegen alle Widerwärtigkeit, Ungleichung und Mißverstand, darinnen unsere vorigen Prediger gestanden und noch bißher verharrt sein, ußgereutet werde“. Deshalb wolle man die Aemter mit andern Predigern besetzen und bitte Blaurer, mit S. unverzüglich nach Augsburg zu kommen, damit er wenigstens eine Zeitlang der Stadt seine Kraft widme. „Denn unser Gemeind sampt uns des Worts also begirig ist, daß je die götlich Warhait lenger nit kann noch mag unverkunt bleiben.“ S. vermochte Blaurer, der übrigens später, im J. 1537, eine kurze Zeit hier predigte, nicht zu überreden. So dauerte denn der unerquickliche Zustand fort, ja steigerte sich derart, daß S. im J. 1535 nach Celle im Lüneburgischen abgeordnet wurde, um Urbanus Rhegius zur Rückkehr nach Augsburg zu bewegen. Rhegius lehnte ab, weil er eben das Amt eines Superintendenten angenommen hatte, und ihn der Herzog Ernst von Lüneburg nicht ziehen ließ. Da wandte sich S. sofort nach Wittenberg an Luther und Melanchthon. Luther gab den beiden Augsburger Gesandten – mit S. machte Kaspar Huber die Reise – einen Brief an den Rath mit dd. 20. Juli 1535, worin er seiner Freude über den Sieg der lutherischen Auffassung Ausdruck gab. „Wir merken, daß es bei den Euren rechter Kraft und uns damit ein schwerer Stein vom Herzen, nemlich der Argwohn und Mißtreu, genommen“. Dr. Gereon, dem er sein ganzes Herz geoffenbart habe, werde dem Rath anzeigen, daß die Rückkehr des Dr. Urbanus Rhegius „nicht zu erheben gewest bey dem fromen Fürsten“. Er werde sich möglichst umthun, einen „geschickten Mann“ für Augsburg ausfindig zu machen. Als solcher kam laut Danksagungsbrief des Rathes an Luther dd. 8. September 1535 Magister Johann Vorster (Forster) – er wirkte bis 1538 in Augsburg. In seiner Antwort vom 5. October desselben Jahres spricht Luther seine Freude aus, daß dem Rath, den Predigern und der Gemeinde „mein Antwort durch Herrn Gereon Doctor so hertzlich gefallen und so ernstlich zur Einigkeit mit uns geneigt“. So war, wie das auch Gasser bezeugt, S. mit Erfolg bemüht, dem unseligen Abendmahlsstreit in Augsburg ein Ende zu machen. Seit 1534 finden wir S. auch unter den Curatoren des Gymnasiums von St. Anna. Auch an wissenschaftlichen Arbeiten betheiligte er sich, so an der Belehrungsschrift, die der bekannte Arzt Dr. Ambrosius Jung 1538 unter dem Titel: „Conclusiones et propositiones universam medicinam per genera comprehendentes etc.“ herausgab und Dr. Konrad Peutinger zueignete. In der Vorrede wird S. neben Ad. Okko, Teyfenbach, Beham, Joh. Vogt als Mitarbeiter genannt. Noch eine andere Schrift [464] wird genannt, die er im Verein mit Ad. Okko, Tieffenbach (Teyfenbach) und Wolfgang Thalhauser herausgab: „Was die Pestilenz an ihr selbst sey, mit ihren Ursachen und Arzneyen“. Augspurg 1535. S. starb 1563.

Veith, August. biblioth. de vita et scriptis eruditorum Aug. Vind. etc. – Rein, Das gesamte Augspurgische evangelische Ministerium etc. – Acten des städtischen Archivs.