Zum Inhalt springen

ADB:Sagstätter, Gottfried Hermann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sagstätter, Gottfried Hermann“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 173–175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sagst%C3%A4tter,_Gottfried_Hermann&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sagner, Kaspar
Band 30 (1890), S. 173–175 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hermann Sagstätter in der Wikipedia
Hermann Sagstätter in Wikidata
GND-Nummer 116743719
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|173|175|Sagstätter, Gottfried Hermann|Hyacinth Holland|ADB:Sagstätter, Gottfried Hermann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116743719}}    

Sagstätter: Gottfried Hermann S., Genre- und Historienmaler, geb. 1808 zu München als der Sohn eines Bürgers, verlor frühzeitig die Eltern und wurde dadurch dem bittersten Leiden preisgegeben, da ihm die Habsucht eines Gläubigers nicht nur kein Vermögen übrig ließ, sondern dem Minderjährigen auch noch die bürgerliche Gerechtsame seines Vaters entzogen wurde. So verbrachte er eine harte Jugend in großer Armuth. Mit Vorliebe der Zeichenkunst zugethan, fand S. an Cornelius eine Stütze, machte an der von ihm geleiteten Akademie in kurzer Zeit glänzende Fortschritte, fiel aber gegen Erwarten vorläufig von der Historienmalerei ab, da er einen glücklichen Sinn für das Genrefach entwickelte. Seine seit 1831 ausgestellten, in der Manier der beiden Dietrich gehaltenen Bildchen fanden großen Beifall. So malte S. 1831: [174] einen „Citherspieler“ und eine „Spinnende Alte“, einen „Dorfzeitungsleser“ und eine „Schmuggler“-Scene; 1832: einen „Schützen“; ein „Weibliches Bildniß“ in ganzer Figur; einen „Landmann“, der sich bei einem Glase Wein eines glücklichen Kaufes freut; eine „Schwarzwälder-Familie“, welche im Wirtshause zu Tutzing ihren Bergkasten zeigt; einen mit seinem Gewehr beschäftigten „Schützen“; 1833: einen „Korbmacher“, dann jenes damals vielgerühmte Bild, wie „Barmherzige Schwestern am Vorabende eines Festes“ ihr Madonnenbild mit Blumen schmücken (als Kunstvereinsgeschenk für 1833 auf Stein gezeichnet von J. Wölffle). Die Enthüllung der sogenannten „Otto-Säule“ im Walde zu Höhenkirchen (errichtet 1834 durch Steinmetzmeister Anton Ripfel (Kunstblatt 1834 S. 104) zur Erinnerung an den Abschied König Otto’s bei seiner Abreise nach Griechenland); ein sich „Rasirender Bauer“, ein alter „Hochzeitlader“; ein wohlmeinende „Lehren ertheilender Landgeistlicher“; eine „Waise auf dem Grabe ihrer Eltern“ folgten 1834. Darauf kamen 1835 ein „Cither spielender Postillon“ und die im Wirthshaus „Karten spielenden Bauern“, welches Graf Raczynski als Muster eines guten Genrebildes für seine „Geschichte der neueren Kunst“ lithographiren ließ; 1836 ein „Hochzeitlader“, eine „Schenke mit Bauern, welche über den Ludwigs-Donau-Maincanal discutiren“ (angekauft von der Königin Caroline, lithographirt von Bodmer), dazu „spielende Kinder“ und eine „Scene aus dem bairischen Volksleben“; 1837 ein Kindern vorspielender „Musikant“; 1840 die „Heimkehr eines Soldaten“, 1841 zwei musicirende Bauernkinder, eine „Näherin“; 1842 ein „Fischer“, eine alte „Frau am Spinnrade“, eine „Wirthshaus-Balgerei“ (lithographirt von J. Bergmann), die „Dankbaren Kinder“ u. s. w. Im Jahre 1843 kam noch ein „Angeheiterter Hochzeitlader“; 1846 ein „Winterbild“, und 1851 ein „Alter Musikant“. Damit schloß S. rechtzeitig dieses in der Folgezeit so reich bebaute Gebiet und ging dann zu Kirchenbildern über, welche er mit großer Gewandtheit für ländliche Bedürfnisse nach Schwabing, Haching, Dorfen, Berg am Laim, Gilching, auch für die Wigibertskirche zu Paderborn u. s. w. lieferte und wobei ihm seine Frau Anna (Anna Fuchs, geboren zu Schwäbisch-Gmünd, † 1866 zu München), welche nach seiner Aussage „ebenso gut wie Overbeck“ den Pinsel zu führen verstand, weidlich assistirte. Auch componirte er viele Cartons für Glasfenster, insbesondere im hohen Chore des Kölner Domes (Proben davon in Nr. 1283 der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ vom 1. Februar 1868), natürlich in strengster Stilisirung, wozu S. eine ganz besondere Passion und Bravour entfaltete. Ebenso zeichnete er einige Blätter mit je acht mittelalterlichen Frauen und Heiligen als „Buchzeichen“ (in Holzschnitt, gedruckt bei Dr. C. Wolf u. Sohn) und zu gleichem Zwecke die im Stile altdeutscher Miniaturen mit Figuren und Ornamenten reichgeschmückten „Buchstaben längst vergangener Zeit, alter deutscher Herrlichkeit“, auch sammelte er einige „Alphabete“ im romanischen Charakter und Spitzbogenstyl, welche von Bruno Keller und Kleinknecht auf Stein gravirt und in gehörigem Farben- u. Golddruck, als Vorlagen und Muster zu Stickereien und anderem Hausgebrauch dienen sollten. Große Popularität und die weiteste Verbreitung fanden ein „Ecce homo“ (Kniestück gezeichnet von J. Raab), eine große Madonna und seine Porträts von Luther und Melanchthon (lithographirt von W. Straucher). Als guter Frescotier und Historienmaler bewies sich S. mit zwei Wandbildern für das Rathhaus zu Landsberg (Lützow 1877 XII, 207). Besonderen Dank aber verdiente er für die pietätvolle und fleißige Restauration der von Johann Schraudolph und Joseph Anton Fischer für die Fensterbilder der Auer Kirche und des Kölner Domes gezeichneten colorirten Cartons, welche Director v. Hüther († am 23. October 1888) bei Auflösung der früheren königl. Glasmalereianstalt glücklich vor weiterem Verderben [175] rettete, und durch S. musterhaft restaurirt, in der Neuen Pinakothek zur verdienten Geltung brachte. König Ludwig II. ehrte darob den Künstler durch Verleihung der Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft. – S. zeichnete viele Adressen und Diplome, zahlreiche Illustrationen für Lang’s „Sonntagsblatt“ und L. Auer’s „Ehrenpreis der Wittelsbacher“, machte außerdem vielfache Versuche in Farben- und Zinkdruck, auch war ihm seit Jahren die Anfertigung der baierischen Staatspapiere anvertraut. Er starb am 25. December 1883 zu München.

Vgl. Raczynski II, 410. 1840. – Nagler 1845. XIV, 105 und dessen Monogrammisten 1861. III, 588 (Nr. 1451) und Beilage 44 „Allgemeine Zeitung“ vom 13. Febr. 1884.