ADB:Wölffle, Johannes
Ottilie Wildermuth) kennen lernte. Er verschaffte dem vierzehnjährigen Knaben, dessen Neigung längst auf die Kunst gegangen war, Aufnahme in die neugegründete k. lithographische Anstalt nebst einem Stipendium von 100 fl. W. genoß dort den Unterricht von Dannecker u. A. und konnte neben strenger Arbeit für die kartographischen Aufgaben des topographischen Bureaus sich auch als Maler ausbilden. Im J. 1831 ging er nach München und versuchte sich mit dem Pinsel in Darstellungen aus dem Volksleben, in Landschaften und Jagdstücken. Bald aber zog ihn der Lithograph Ferdinand Piloty an sich, der damals das Prachtwerk herausgab: Sammlung der vorzüglichsten Gemälde aus der k. Gemäldegallerie zu München und Schleißheim in Lithographien, München 1834 ff., später unter dem Titel: K. Bayerische Pinakothek zu München und Gemälde-Gallerie zu Schleißheim in lithographischen Abbildungen, hrsg. von Piloty und Löhle. München 1837 ff. in fol. Zu dieser großartigen Unternehmung, worin auch Nachbildungen von Gemälden neuerer Künstler aus der Privatsammlung König Ludwig’s aufgenommen wurden, hat W. von allen Mitarbeitern nicht bloß die meisten, sondern auch die besten Blätter geliefert (s. d. Verzeichniß bei Nagler, N. a. K. L., Bd. 22, S. 25). Mit beweglicher Phantasie wußte er sich in die Kunstwerke der verschiedensten Zeiten und Gattungen hineinzuleben und mit einem an die Franzosen erinnernden technischen Geschick ihnen die Ausdrucksmittel der Lithographie, um deren Vermehrung und Verbesserung er sich mannigfache Verdienste erwarb, anzupassen. Seine besondere Stärke hatte er in der Landschaft, außerdem war er hervorragend geschickt im Thierstück und im Porträt. Nach Ferdinand Piloty’s Tod im J. 1844 führte er auch die künstlerische Leitung der von diesem im J. 1833 mit Jos. Löhle gegründeten Kunstanstalt.
Wölffle: Johannes W., einer der besten Kunstlithographen der älteren Zeit, war als Sohn eines wenig bemittelten Webers in Ebersbach a. d. Fils, OA. Göppingen, am 26. Juni 1807 geboren und starb in Faurndau am 20. November 1893. Von dem Schicksal, gegen seine Neigung das väterliche Handwerk ergreifen zu müssen, befreite ihn der württembergische Finanzminister Weckherlin, der ihn bei Wölffle’s Pathin, der Pfarrerin Reinfelder in Buoch im Remsthale (dem „Gastfreundlichen Pfarrhause“ derIn München ganz eingelebt, mit den bedeutendsten Künstlern dort eng befreundet, auch mit einer Münchener Tochter verheirathet, verlor der gemüthvolle Schwabe doch nie die Anhänglichkeit an seine Heimath. Alle Jahre kam er [64] dahin zurück und als ihm sein durch überfleißige Arbeit geschwächtes Augenlicht Maßhaltung in der Ausübung seiner Kunst auferlegte, baute er sich in der Nähe seines Geburtsortes, in Faurndau, OA. Göppingen, ein sonniges Landhaus mit dem Blick auf den Hohenstaufen. W. schuf dort noch eine Reihe von großen Ansichten württembergischer Städte, zumal solcher, welche wie Kirchheim, Göppingen u. a. die Berge seiner geliebten Schwäb. Alb zum Hintergrund hatten; sie zeichnen sich besonders durch eine, den Landschaften der Niederländer abgesehene geistreiche Lichtführung aus. Im Sommer von den Münchener Freunden, namentlich aus den Familien Piloty und Miller häufig besucht, erfreute sich der liebenswürdige Greis eines heiteren Lebensabends, viel verehrt und auch viel ausgezeichnet (Medaillen von Bayern, Württemberg, Hohenzollern-Sigmaringen), bis ihn ein sanfter Tod hinwegnahm.
- Vgl. Nagler, N. a. K. Lex. Bd. 22, S. 24 ff. – Nekrolog in der Litter. Beil. d. Staatsanzeigers für Württ., Jhrg. 1894, S. 190 ff., von E. Sch.[üle]. – Schwäb. Kronik (d. Schw. Merkurs), Jhrg. 1893, S. 2403.