Zum Inhalt springen

ADB:Saar, Johann Jakob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Saar, Johann Jakob“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 106–107, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Saar,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Sabinus, Georg
Band 30 (1890), S. 106–107 (Quelle).
Johann Jacob Saar bei Wikisource
Johann Jacob Saar in der Wikipedia
Johann Jacob Saar in Wikidata
GND-Nummer 124827527
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|106|107|Saar, Johann Jakob|Friedrich Ratzel|ADB:Saar, Johann Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124827527}}    

Saar: Johann Jakob S., geboren um 1625 zu Nürnberg, trat mit 19 Jahren in niederländische Kriegsdienste und verbrachte 15 Jahre in militärischen Stellungen in Niederländisch-Indien, meist in Ceylon. Sein Tagebuch hatte er verloren und gab daher aus der Erinnerung mit Hülfe des Pfarrers Müller zu Nürnberg, seines Jugendfreundes, die Reisebschreibung heraus, welche 1662 zu Nürnberg erschien. Sie trägt den Titel: „Ost-Indianische funfzehnjährige Kriegs-Dienste und wahrhafftige Beschreibung, was sich Zeit solcher funfzehen Jahr, von Anno Christi 1644 bis Anno Christi 1659 zur See und zu Land, in offentlichen Treffen, in Belägerungen, in Stürmen, in Eroberungen, Portugäsen und Heydenscher Plätze und Städte, in Marchirn, in Quartirn mit Ihm und andern Seinen Camerades begeben hab, am allermeisten auf der grossen und herrlichen Insel Ceilon.“ 1672 erschien sie zum zweiten Male und 1671 in holländischer Uebertragung. Wenn das Buch sich weiter verbreitet hat als manche andere seines Gleichen, so liegt der Grund mit in der langen, in der 2. (Folio-) Ausgabe 34 Seiten einnehmenden Einleitung des Herausgebers, welche die Frage, ob es erlaubt sein solle, in fremde Kriegsdienste zu gehen, ob christliche Potentaten das Recht hätten, heidnische Völker zu bekriegen [107] und zu unterwerfen u. dgl. mit einem großen Aufwande alter und neuer Citate behandelt. Die Reisen und Erlebnisse Saar’s zeichnen sich nicht vor denjenigen anderer Reisläufer dieses Zeitalters aus und ihre Erzählung würde einen kümmerlichen Eindruck machen, wenn nicht der Herausgeber die zeitgenössische Litteratur in ausgiebige Mitbenützung gezogen hätte. Wir begegnen langen Anführungen aus den Schriften Jürgen Andersen’s, Mandelsloh’s, Iversen’s, Neuhof’s, Olearius’, van der Behr’s. S. kommt als „Adelpursch“ zu den niederländisch-indischen Truppen nach Bantam und Batavia, von wo er Expeditionen nach Engano und den Molukken (1646) mitmachte. 1647 wurde er nach Ceylon gesandt, von dessen Natur und Bevölkerung er, wesentlich mit Hülfe der Herport’schen Berichte, eine eingehende Schilderung entwirft, welche den größten Theil des Buches einnimmt. 1649 fuhr er mit der Geleitflotte nach Surate und Ormus, kehrte im darauffolgenden Jahre nach Ceylon zurück und fand Gelegenheit, die Kriegszüge der Holländer und Dänen gegen die Portugiesen mitzumachen. 1655 wurde er beim Sturm auf Colombo verwundet, war 1658 an der Einnahme von Jaffanapatam betheiligt, die ihm reiche Beute brachte. Anfang 1659 verließ S. den Dienst, berührte auf der Rückreise Palembang, Mauritius, das Cap der guten Hoffnung und kam im Juli 1660 in Middelburgh an. Vor dem Erschienen der zweiten Ausgabe der Reisebeschreibung, also vor 1672, ist S. in Nürnberg gestorben.

Die Reisebeschreibung. – Beckmann, Litteratur II.