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ADB:Rosweyd, Heribert

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Artikel „Rosweyd, Heribert“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 281–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rosweyd,_Heribert&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:10 Uhr UTC)
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Rosweyd: Heribert R., Jesuit, geb. zu Utrecht am 22. Januar 1569, † zu Antwerpen am 5. October 1629, trat mit 20 Jahren in das Noviziat der Gesellschaft Jesu und lehrte nach vollendeten Fachstudien die Philosophie und Theologie zu Douai und Antwerpen, bis er die Erlaubniß erhielt, den Lehrstuhl zu verlassen und einzig seinen Studien zu leben. Er trug sich nämlich mit dem Plane einer vollständigen aus den Quellen geschöpften Hagiographie. Schon als Student hatte er zu diesem Zwecke in seinen freien Stunden Codices der Klosterbibliotheken in der Umgebung Douai’s excerpirt und als er später die ersehnte Muße erlangt hatte, sammelte er mit geistiger und materieller Unterstützung seines Freundes und Gönners, des Benedictinerabtes von Liesse im Hennegau, Anton Winghe († am 31. August 1637), ein reiches Material von Büchern und Abschriften aus allen belgischen Bibliotheken. – Daraus veröffentlichte er zunächst im Jahre 1607: „Fasti sanctorum, quorum vitae in belgicis bibliothecis manuscriptae. Item acta praesidalia ss. martyrum Tharaci, Probi et Andronici“. Antverp. ex off. Plantiniana, ein Büchlein von 92 Octavseiten, das den Plan seines auf 18 Bände berechneten Unternehmens enthielt, das nun zwar den Beifall und die Ermunterung der gelehrten Mitwelt, aber auch den nicht unberechtigten Zweifel wachrief, ob die einzige Feder eines fast 40jährigen Mannes zu leisten im Stande sein werde, wozu nach Cardinal Bellarmin’s Meinung ein Lebensalter von 200 Jahren kaum genügen würde. Und die Zweifler sollten Recht behalten. R. ermüdete zwar nicht im Sammeleifer, [282] aber lebhaften Geistes wie er war, ließ er sich bald zur Abfassung nützlicher volksthümlicher Bücher in der Landessprache bewegen, bald wieder in die Streitfragen des Tages hineinziehen und zu polemischen Arbeiten verleiten. So, um anderes zu übergehen, war er im Streite über den wahren Verfasser des Büchleins von der Nachfolge Christi der erste Kämpe, welcher für Thomas von Kempen in die Schranken trat und die Aufstellungen des Abtes zum hl. Bavontius in Rom, Constantin Cajetan, der das Büchlein im J. 1616 unter Gersen’s Namen und mit einer defensio pro hoc ipso librorum autore veröffentlicht hatte, zu erschüttern suchte mit seiner Ausgabe: „Thomae a Kempis … de imitat. Christi ll. quatuor, nunc postremo ad autographorum fidem recensiti. Cum Vindiciis Kempensibus … adversus Const. Cajetanum“, Antverp. 1617, 12°. Als Cajetan darauf 1618 mit einer vermehrten Ausgabe seiner defensio oder concertatio und mit angehängter apologetica responsio … advers. Herib. Rosw. S. J. antwortete, edirte R. im J. 1621 das mit dem bekannten zeitgenössischen Zeugnisse für Thomas ausgestattete „Chronicon canonicorum regularium ord. s. Aug. capituli Windesemensis auctore J. Buschio, can. reg. … Accedit chronicon montis s. Agnetis auctore Thoma a Kempis can. reg. nunc primum in lucem edita. Unacum vindiciis Kempensibus pro libro de imitat. Christi“, Antv. 8°. Dieser Ausgabe der Vindiciae sollte nach dem Separattitelblatte ein commonitorium gegen Cajetan’s Apologie beigefügt sein, allein man sucht dasselbe vergebens im Buche, doch erschienen dafür in der zweiten Ausgabe der Nachfolge Christi, welche R. im J. 1626 veranstaltete, „Certissima testimonia, quibus Thomas a Kempis auctor asseritur librorum de imit. Chr.“ Der weitere Verlauf des Streites, der sich an die Vindiciae besonders durch den Gersenisten Fr. Valgrave knüpfte, kommt hier außer Betracht, da er schon in die Zeit nach Rosweyd’s Tod fiel. Aber so ganz ohne litterarische Frucht war der Sammelfleiß Rosweyd’s doch nicht geblieben. Im J. 1613 gab er zu Antwerpen heraus: „Vetus Romanum Martyrologium hactenus a card. Baronio desideratum et Adonis Viennens. archiep. Martyrologium (una cum notationibus in horum Martyrologior. difficiliora aliquot loca)“, Fol., das auch der gleichzeitigen Antwerpener Ausgabe des römischen Martyrologs von Baronius angehängt wurde. Täuschte sich auch R. darin, daß er damit glaubte, das ursprüngliche schon von Gregor dem Großen in seinem Briefe an den Patriarchen Eulogius von Alexandrien erwähnte römische Martyrerverzeichniß aufgefunden zu haben, indem sein Ordensgenosse Bolland († 1665) darin nur einen Auszug desselben und sein späterer Ordensbruder Sollier († 1740) gar nur einen Grundriß von Ado’s Märtyrerbuch erkannte, so war damit doch eine willkommene Bereicherung der Martyrologienlitteratur gegeben. Noch werthvoller ist das Werk, welches R. auf Anbringen und Kosten des obengenannten Abtes Winghe, im J. 1615 nach vierjähriger Arbeit veröffentlichte: „Vitae patrum. De vita et verbis seniorum ll. X historiam eremiticam complectentes, auctoribus suis et nitori pristino restituti ac notationibus illustrati. Accedit onomasticon rerum et verborum difficiliorum cum multiplici indice“, Antverp. ex off. Plantin. Fol. welches im J. 1628 in zweiter vermehrter Auflage, 1617 in niederländischer und 1691 zu Dillingen in deutscher Uebersetzung ausgegeben wurde. Konnte R. darin auch nicht den griechischen Originaltext jener Stücke bieten, so hat er doch eine lateinische Ausgabe geliefert, die alle früheren an Reichhaltigkeit und kritischem Werthe übertraf, da er für dieselbe 19 Drucke und 23 Handschriften, worunter einige ziemlich alte, vergleichen konnte. Auch fügte er eingehende Prolegomena und reichhaltige Noten hinzu. Ob er im gleichen Jahre das Pratum spirituale des Joh. Moschus auch separat herausgab, wie Backer angibt, ist zweifelhaft. Es bildet sonst das 10. und letzte Buch in den Vitae [283] patrum. Außer diesen Werken veröffentlichte R. noch: „Vindiciae inferiarum Justi Lipsii contra Jos. Scaligerum“, Antv. 1608, 8°; „De fide haereticis servanda … dissertatio …, in qua quae de Husso historia est excutitur“, Antv. 1610, 8°, und als der Professor zu Sedan, Jakob Cappell, dagegen auftrat mit Assertio bonae fidei adversus praecipuas Herib. Rosweydi strophas, Sedan 1619, antwortete R. sogleich mit dem „Syllabus malae fidei Capellianae“, Antv. 1619; „Lex talionis XII tabularum card. Baronio ab Js. Casaubono dicta retaliatione retorta“, Antv. 1614, 8°. Auf die Gegenschrift Jak. Cappell’s Vindiciae Casaubonianae, Sedan 1619, schrieb R. seinen „Anti-Capellus“, Antv. 1619; „D. Eucherii, ep. Lugdunensis, de contemptu mundi epistola paraenetica ad Valerianum cognatum. Accedit vita D. Paulini Nolani“, Antv. 1621, 12°; „D. Eucherii de laude eremi ad Hilarium Lerinens. monachum libellus (cum notis)“ Antv. 1621, 12°; „D. Paulini ep. Nolani opera“, Antv. 1622, 8. Auch in flamändischer Sprache veröffentlichte R. mehrere Werke, theils allein, theils in Verbindung mit Anderen, theils Original, theils Uebersetzung, so u. a. „Leben der Einsiedler Aegyptens und Palästinas“, Antw. 1619; eine Kirchengeschichte nach Baronius, Antw. 1623 und eine Belgiens, Antw. 1626 und mehrere Biographien von Heiligen. Er starb an einer contagiösen Krankheit, die er sich bei einem Armen, den er zum Tode vorbereitete, geholt hatte, eben als er im Begriff war, den ersten Band seines geplanten hagiographischen Werkes druckfertig zu machen. An seine Stelle kamen auf Betreiben des mehrgenannten Abtes von Liesse seine Ordensgenossen Bolland und Henschen, die freilich erst 14 Jahre später damit in die Oeffentlichkeit traten. Es ist das Riesenwerk der Acta sanctorum. Bolland charakterisirt darin R. als: „Acer judicio vir, stylo robustus, omnibus disciplinis et doctrinis politus et perfectus“.

Acta sanctorum. Praefatio tomi primi Januarii. – Backer, Bibliothèque des écrivains de la comp. de Jésus, Liège 1853, I, 648. – Hurter, Nomenclator literarius, Oenip. 1873, I, 659.