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ADB:Rivet, Andreas

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Artikel „Rivet, Andreas“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 707–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rivet,_Andreas&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:18 Uhr UTC)
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Rive, Andreas
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Rivet Andreas R., reformirter Theolog, 1572 zu St. Maxent in Poitou als Sohn französischer Eltern geboren, welche als Hugenotten schon mancher Gefahr getrotzt und große Noth erduldet hatten. Einem Gelübde zufolge bestimmten sie ihren Sohn für den Dienst Gottes; er erhielt besonders von seiner sehr begabten Mutter eine sorgfältige und fromme Erziehung; der Prediger Blanchiez zu Niort leitete daneben seine erste, wissenschaftliche Bildung. Nachdem er zu Orthez in Bearn Theologie studirt hatte, trat er 1595 zu Thouars als Prediger auf. Bald erwarb er sich als ausgezeichneter Gelehrter und Redner hohe Achtung unter den französischen Protestanten. Neben Molinaeus ward er von der französischen Kirche zu der Synode von Dordrecht abgeordnet und zeigte sich hier als kluger und gemäßigter Theologe. Die Curatoren der Leidener Universität boten ihm daher auch im folgenden Jahre (1620) eine Professur für Theologie an, welche er am 14. October mit einer „Oratio de bono pacis et concordiae in ecclesia“ antrat. Bald ragte er neben seinen Collegen Walaeus, Thysius und Polyander hervor, weil die Art seiner biblischen Begründung der Religionswahrheiten zur Beschwichtigung der damaligen kirchlichen Spaltungen besonders geeignet erschien. Dabei zeichnete sich sein Unterricht durch Klarheit, Schärfe und gründliche Gelehrsamkeit aus, welche auch von seinen Gegnern, wie Episcopius, anerkannt worden ist. Dennoch war er den Remonstranten gegenüber nicht ganz vorurtheilslos und seiner Bibelerklärung fehlte es an Objectivität, indem sie, wie damals so vielfach, durch exegetische Künste dem Erweis der reformirten Kirchenlehre dienstbar gemacht wurde. Gleichwohl war er der erste Theolog, welcher die Hermeneutik wissenschaftlich bearbeitete, wie seine „Isagoge sive introductio generalis ad Scripturam sacram V. et N. Testamenti“, Lugd. B. 1627, darthut. Seine exegetischen Arbeiten verdienen deswegen Anerkennung, besonders die „Psalmorum evangelicorum selectae dodecadis explicatio“, L. B. 1626, „Explicatio Capitis XX Exodi“, L. B. 1632, „Theologicae et scholasticae exercitationes 191 in Genesin“ L. B. 1633 und „Commentarii in librum Mosis secundum“, L. B. 1634. Auch die von ihm, Polyander, Walaeus und Thysius verfaßte „Synopsis purioris theologiae, 52 disputationibus comprehensa“, L. B. 1625, 1642 und Amstelod. 1658, ist für ihre Zeit sehr verdienstlich. Manchmal erwies er sich dabei als ein kräftiger Apologet des Protestantismus, besonders den Jesuiten und Dominicanern gegenüber, den letzteren trat er mit seinen „Remarques et considérations sur la reponse de Nic. Coeffeteau au livre du Sieur Du Plessis contre la Messe“ Saumur 1615, entgegen, und den ersteren in dem „Catholicus orthodoxus, Bailii catholico papistae oppositus“ L. B. 1630 und „Jesuita vapulans sive castigatio notarum Sylv. Petrosanctae Romani in epistulam P. Molinaei, mysteria patrum Jesuitarum ex eorum scriptis fideliter expressa“. Leider überschritt seine Polemik die Grenzen der Unparteilichkeit und Mäßigung, als er sie wider Hugo Grotius wandte, welcher von Laurentius, reformirtem Prediger zu Amsterdam, des Krypto-Katholicismus verdächtigt worden war. Diesem Streit galten seine Schriften „Riveti examen animadversionum H. Grotii“ L. B. 1642, „Riveti apologeticus pro vera pace ecclesiae“ L. B. 1643, und „Riveti Grotianae discursionis διúλυσις“, L. B. 1646. Sehr befreundet war er mit Anna Maria v. Schurmann, mit welcher er einen Briefwechsel über die Beanlagung der Frauen für Wissenschaft und Kunst führte, welchen er als „Amica dissertatio inter A. M. Schurmanniam et A. Rivetum de capacitate ingenii muliebris ad scientias“ zu Paris 1638, zu Leiden 1641 und in französischer Uebersetzung 1646 zu Paris herausgab. In besonders enge Verbindung kam [708] er mit dem Hause Oranien, als der Statthalter Friedrich Heinrich ihm die Erziehung seines Sohnes Wilhelm 1632 anvertraute und seine Wirksamkeit an der Hochschule demzufolge aufhörte. Mit großer Treue und Hingebung erfüllte er diesen ehrenvollen Auftrag und erwarb sich die besondere Hochachtung Friedrich Heinrich’s und seiner Gattin Amalia von Solms, wie auch die Liebe und Freundschaft des Prinzen Wilhelm. 1646 übertrug ihm der Statthalter die Leitung der neu gestifteten hohen Schule zu Breda, deren Weihe er am 17. September vollzog und für deren Wohl er eifrig thätig war, bis er um 1650 anfing zu kränkeln und am 7. Januar 1651 starb. Seine Nichte Maria de Moulin veröffentlichte einen kurzen Bericht über seinen Tod: „les dernières heures de M. Rivet“, dessen holländische Uebersetzung 1651 zu Amsterdam erschien. Seine „Opera theologica“ sind in 3 Thln. zu Rotterdam 1651 herausgegeben.

Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften und die Litteratur findet man bei van der Aa. Biogr. Woordenb. Vgl. auch Glasius, Godgel. Nederl. und Ypey und Dermont II, 395 ff.