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ADB:Thysius, Antonius

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Artikel „Thysius, Antonius“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 239–240, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thysius,_Antonius&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:27 Uhr UTC)
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Thysius: Antonius Th., reformirter Theolog, Professor zu Harderwick und Leiden, war am 9. August 1565 zu Antwerpen geboren, und erhielt dort seine vorbereitende classische Erziehung unter Leitung des vorzüglichen griechischen Sprachkenners Bonaventura Vulcanius. Diesem Lehrer folgte er 1581 nach Leiden und studirte hier unter Lambertus Danaeus Theologie. Als dieser aber schon im folgenden Jahre nach Gent zog, verließ auch Th. die Leidener Universität und trat nun eine mehrjährige Studienreise an, verweilte zu Neustadt, Frankenthal, Genf, wo er Beza’s Unterricht genoß, besuchte weiter Lausanne, Bern, Zürich, Basel und Straßburg, und ging nach einem vierjährigen Aufenthalt zu Heidelberg, 1589 nach England, wo er zu Oxford und Cambridge William Whitaker und John Rienold hörte. Am 12. August 1590 kehrte er nach Leiden zurück und versah auf kurze Zeit den Predigtdienst zu Harlem. Da rief ihn seines Vaters Tod nach Frankfurt. Von da aus durchreiste er die norddeutschen Lande, hielt sich zu Danzig, Rostock, Stade, Emden und Groningen auf, wo er überall mit den gelehrtesten Männern verkehrte, und kam endlich 1594 nach Amsterdam. Hier trat er in diesem und dem folgenden Jahre als Hülfsprediger auf, schlug aber eine feste Anstellung in dieser Gemeinde aus, um wiederum zu reisen, diesmal nach Frankreich. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt, besonders zu Montpellier und Toulouse, finden wir den reiselustigen und Belehrung suchenden Mann um 1600 wieder zu Leiden. Dort erneuerte er die früheren freundschaftlichen Verhältnisse mit Gomarus, Treleatius[WS 1], Junius, Scaliger und Raphelengius, welche den höchst gelehrten und reichgebildeten Mann jetzt an einen Lehrstuhl zu fesseln versuchten. 1601 erhielt er auf Gomarus’ Empfehlung die Lehrkanzel für Theologie zu Harderwick, welche er am 16. August antrat. Achtzehn Jahre verwaltete er dies Amt eifrig und treu und erwies sich nicht nur als ausgezeichneter Lehrer, dessen Unterricht für Wissenschaft und Kirchendienst das höchste Lob erwarb, sondern auch als bedächtiger und gemäßigter, [240] wiewol calvinistischer, Theolog. Diese Milde trat deutlich hervor als er den Arminius, dessen Ansichten er sich gleichwol später widersetzte, für eine theologische Professur zu Leiden empfahl, wie auch in der Mißbilligung der überaus harten Denkungsart des Gomarus. Th. konnte freilich nicht unbetheiligt bleiben an den remonstrantischen Streitigkeiten, deren Ausgleichung mittels einer Nationalsynode er schon um 1612 gewünscht hatte. Er trat als Vertheidiger des Calvinismus auf mit den Schriften: „Anglicana scripta de praedestinatione“, 1613, Leere ende order der Nederlandsche, soo Duytsche als Waelsche Gereformeerden Kercken in een ligchaem vervat“, Amst. 1615 und „Responsio in Remonstrantium remonstrantiam“, 1617. Daher wurde er auch 1618 zur Dordrechter Synode abgeordnet, wo er sich manches Auftrags rühmlich entledigte, auch unter die Revisoren der Bibelübersetzung und besonders des Alten Testaments gewählt wurde. Ungeachtet seiner Abneigung gegen den Remonstrantismus, verleugnete er seine mildere Gesinnung dennoch nicht und Bogerman’s Heftigkeit war ihm äußerst zuwider. Bald nach Beendigung der Nationalsynode nach Harderwick zurückgekehrt, erhielt er von den Curatoren der Leidener Universität einen Ruf als Professor für Theologie und trat dies Amt am 10. December 1619 mit einer „Oratio de theologia ejusque studio capessendo“ an. Neben Polyander, Rivet und Walaeus, mit welchen er 1625 eine „Synopsis purioris theologiae, disputationibus 52 comprehensa“ zu Leiden veröffentlichte, war er Jahre lang eine Zierde der Hochschule, bis er am 7. November 1640 starb. Zu Harderwick hatte er sich 1602 mit Johanna de Raadt vermählt, und sein Sohn Antonius Thysius war seit 1637 an derselben Universität Professor für Poesie und nachher an Stelle des verstorbenen Daniel Heinsius Historiograph der holländischen Staaten.

Meursius, Athen. Batav. p. 332–338. – Bouman, Gesch. d. Geldersche hoogeschool I, 35. – Glasius, Godg. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Falsch geschriebener Name im Lemma der ADB