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ADB:Riecke, Leopold Sokrates

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Artikel „Riecke, Leopold Sokrates v.“ von Franz von Winckel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riecke,_Leopold_Sokrates&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 20:58 Uhr UTC)
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Riecke: Leopold Sokrates v. R., geb. zu Brünn in Mähren am 10. October 1790, studirte auf den Universitäten in Tübingen, wo Froriep sein Lehrer war, Wien, Göttingen und Würzburg. 1811 wurde er Militärarzt und machte als solcher die Feldzüge von 1813–15 mit. Auf Grund einer Dissertation: „Utrum funiculus umbilicalis nervis polleat an careat“ wurde er 1816 zum Docotor medicinae promovirt und bereits 1820 zum Professor extraordinarius ernannt. 1827 avancirte er zum Professor ordinarius für Chirurgie und Geburtshülfe in Tübingen und von 1843 ab vertrat er bis 1848 nur noch die Geburtshülfe. 1827 gründete er mit vielen anderen deutschen Geburtshelfern die gemeinsame deutsche Zeitschrift für Geburtshülfe. In demselben Jahre veranlaßte er seinen Neffen V. A. Riecke in seiner Inauguralabhandlung eine Uebersicht der in den Jahren 1821–25 in Württemberg vorgekommenen Geburten nach den amtlichen Tagebüchern sämmtlicher Geburtshelfer und Hebammen zu geben. Diese von L. S. v. Riecke mit einer Vorrede versehende Schrift ist als eine in vieler Beziehung werthvolle, häufig von Schriftstellern benutzt und schon damals von der Kritik darauf hingewiesen worden, es bleibe nur zu wünschen, daß ein jeder Staat mit Ernst und Nachdruck auf die genaue Ausführung der solchen Arbeiten zu Grunde liegenden amtlichen Listen achte; ein Wunsch, der leider noch heutigen [513] Tages nicht in allen deutschen Staaten in Erfüllung gegangen ist. Gleichen Beifall fand die 1830 von R. angeregte und mit Vorwort versehende Schrift: „Ueber das baldige künstliche Entfernen der Nachgeburt nach den amtlichen Tagebüchern der Geburtshelfer Württembergs“ von J. F. Blumhardt. Außer manchen kleineren Aufsätzen publicirte R. 1846 den „Uebungskurs in der geburtshülflichen Diagnostik“ (Stuttgart, 52 S.), ein Werkchen, dessen Werth in vieler Beziehung anzuerkennen ist. Wenn Verfasser in der Vorrede sagt: „Das geburtshülfliche Auscultiren habe ich nicht in den Kreis dieser Uebungskurse aufgenommen; so wenig ich den Werth desselben verkenne, ich selbst bin in einem zu vorgerückten Alter, um in einer so jungen Sachen den meisterhaften Lehrer machen zu können“, so ist dieses offene Bekenntniß der Ursache eines Mangels in seinem Werke ein schönes Zeugniß für den Charakter dieses Gelehrten. 1838 hatte R. mit dem württembergischen Kronenorden den persönlichen Adel erhalten; 1848 wurde er als Obermedicinalrath nach Stuttgart berufen, nach seiner Pensionirung wurde er Ehrenmitglied des Medicinal-Collegiums und starb am 26. April 1876.

Nach Klüpfel, Callisen, Gurlt-Hirsch (Biographisches Lexicon).