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ADB:Richter, Franz Xaver Joseph

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Artikel „Richter, Franz X. Jos.“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 457–458, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richter,_Franz_Xaver_Joseph&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:36 Uhr UTC)
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Richter: Franz X. Jos. R., historischer Schriftsteller und Bibliothekar, wurde am 18. August 1783 zu Hotzenplotz in österr. Schlesien geboren, woselbst er auch den ersten Unterricht erhielt, im J. 1793 kam er an das Jesuitengymnasium nach Oppeln und hierauf an die philosophische Studienabtheilung nach Olmütz. Mißliche Vermögensverhältnisse seines Vaters veranlaßten ihn, das Studium der Theologie sich zum Lebensberufe zu wählen, er wurde 1806 zum Priester geweiht und kam später als Caplan nach Wildgrub in Schlesien, woselbst er sich mit historischen und Sprachstudien viel beschäftigte. Eine kurze Zeit brachte er hierauf in Teschen zu, und da seine wissenschaftliche Thätigkeit schon die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, wurde er im J. 1808 als Professor der Geographie und Geschichte am Gymnasium in Brünn angestellt. 1815 erhielt er die Professur der Weltgeschichte am Lyceum zu Laibach. In jener Stadt wirkte er auch als Redacteur der „Laibacher Zeitung“ und des vorwiegend belletristischen „Illyrischen Blattes“. Im J. 1825 wurde R. zum Universitätsbibliothekar in Olmütz ernannt, in welcher Eigenschaft er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im J. 1844 im Amte wie litterarisch rastlos thätig verblieb. Er begab sich hierauf nach Wien, wo er am 24. Mai 1856 einem Lungenübel erlag.

Die historischen Arbeiten Richter’s beziehen sich zumeist auf die beiden [458] Länder Krain und Mähren, woselbst er eine lange Zeit seines Lebens zugebracht hatte. Zur Geschichte Innerösterreichs lieferte er mehrere eingehende und genaue Arbeiten. Als im J. 1812 Erzherzog Johann die historische Preisfrage über die Geschichte und Geographie Innerösterreichs im Mittelalter aufstellte, betheiligte sich auch R. an deren Bearbeitung. Seine diesbezügliche Ausarbeitung ist unter dem Titel: „Ueber Innerösterreichs Geschichte und Geographie im Mittelalter insbesondere in der windischen Mark“ in den „Beiträgen zur Lösung der Preisfrage des durchl. Erzh. Johann etc.“ (Wien 1819) enthalten und zeugt von tüchtiger Kenntniß der Quellen und von scharfsinniger Combination. Besondere Beachtung verdienen auch die Werke: „Cyrill und Method, die Apostel der Slaven“ (1825); „Series episcoporum Olomucensium“ (1831); „Die ältesten Urkunden der Olmützer Kirche“ (1831) und „Die Olmützer Kirche in den Tagen der Stürme und Gefahren“ (1831). Die meisten seiner Arbeiten und darunter sehr werthvolle, sind in wissenschaftlichen Zeitschriften verstreut, so insbesondere in Hormayr’s „Archiv für Geschichte“ seit 1815 zahlreiche Aufsätze zur Geschichte der Slaven in Mähren, sowie zur Geschichte Krains, Istriens, Friauls und Innerösterreichs überhaupt, darunter verschiedene biographische Arbeiten, im „Taschenbuch für die Geschichte von Mähren und Schlesien“ 1826 ein „Auszug aus der Geschichte des großmährischen Reiches“, in der „Steyermärkischen Zeitschrift“, in den Wiener „Jahrbüchern der Literatur“, im „Archiv für Kärnten“, im „Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen“ und im „Notizenblatt der kaiserl. Akademie der Wissenschaften“ in Wien. Eine größere biographische Arbeit von R. liegt in „Sigmund Zois, Freiherr von Edelstein“ (1820) vor. Auch verschiedene Gedichte, insbesondere die „Lyrischen Versuche“ (Brünn 1811), sowie mehrere patriotische Dichtungen haben R. zum Verfasser. In seinem Nachlaß fanden sich die Manuscripte verschiedener historischer Werke, darunter eine Kirchengeschichte Krains. Wenn auch die Arbeiten des fleißigen Historikers durch nachfolgende Forschungen öfter überholt wurden, so zählt R. doch zu jenen Männern, welche auf Grundlage reichlich gesammelten Quellenmateriales das geschichtliche Dunkel bestimmter Gebiete zu erhellen bestrebt waren.

Klun, F. X. Richter, eine biographische Skizze in der Grazer Zeitschrift „Der Aufmerksame“ 1857, Nr. 14 nebst genauem Verzeichniß aller Werke und Aufsätze. Darnach auch bei Wurzbach, Biogr. Lex. Bd. XXVI.