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ADB:Reinhard, Johann (Kirchenmusiker)

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Artikel „Reinhard, Johann (Kirchenmusiker)“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 37, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinhard,_Johann_(Kirchenmusiker)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:31 Uhr UTC)
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Reinhard: Johann R., der Amtsnachfolger Heinrich Albert’s, des bekannten Liedercomponisten in Königsberg (s. A. D. B. I, 210). R., über dessen Lebensumstände wir nichts weiter wissen, als daß er um 1651 Organist an der Kneiphofer Domkirche in Königsberg war, trat in die Fußtapfen seiner berühmten Vorgänger Eccard, Stobäus und Albert und gab deren Melodien zu Kirchenliedern in einem Gesangbuch resp. Choralbuche mit einem Bassus generalis versehen heraus. Sowol Winterfeld als Döring erwähnen dieses Choralbuch mehrfach nach Pisanski’s Literargeschichte, doch keinem der beiden Ersteren hat ein Exemplar desselben vorgelegen. Erst in der jüngsten Zeit hat es Josef Müller in der königl. Universitätsbibliothek in Königsberg entdeckt (13479(1) in 8°). Der Titel lautet: Erster Theil, Der Preußischen Kirch- und Fest-Lieder, sambt dero Melodeyen und einem General-Baß, zusammen getragen und zum Druck verfertiget von Johann Reinhard, Organisten im Kneiphoff. Königsberg. Gedruckt durch Joh. Reußnern im Jahr Christi 1653. In 8°. Der 2. Theil hat die verdruckte Jahreszahl 1633, der 3. Theil wieder 1653. Der 1. Theil enthält 34 Lieder, der 2. Theil 25 und der 3. Theil 21 Lieder. Heinrich Albert gehören drei Lieder an, Eccard 43 und Stobäus 33. Auch die Dichter sind zum Theil genannt und zwar Luther, Weißelius, Thilo, Simon Dach, G. Reimann, Hagius, H. Albert und Seb. Artomedes. Reinhard’s Verdienst, soweit uns seine Leistungen bis heute bekannt sind, besteht daher nicht in der Schöpfung neuer Werke, sondern in der Vermittlung zwischen Autor und Publicum, und was jene in das Gewand kunstvoller Chöre kleideten, das vereinfachte er mit geschickter Auswahl in Melodie und Baß, so daß die Lieder nun zum Gemeindegesange benutzt werden konnten. Indem er dadurch dem Bedürfnisse der Gemeinde entsprach, trug er zugleich dazu bei, die Schöpfungen obiger Meister bekannt und allgemein zugänglich zu machen, so daß sie sich von Königsberg aus durch die ganze evangelische Welt verbreiteten. Ein Verdienst, was höher anzuschlagen ist, als wenn R. seine Zeit auf eigene Compositionen verwendet hätte, die vielleicht nur das Niveau der Alltäglichkeit erreichten.