Zum Inhalt springen

ADB:Recke, Johann Friedrich von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Recke, Johann Friedrich von“ von Alexander Buchholtz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 504–505, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Recke,_Johann_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Recke, Johann von der
Band 27 (1888), S. 504–505 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Friedrich von Recke in der Wikipedia
Johann Friedrich von Recke in Wikidata
GND-Nummer 116373784
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|504|505|Recke, Johann Friedrich von|Alexander Buchholtz|ADB:Recke, Johann Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116373784}}    

Recke: Dr. Johann Friedrich v. R. (eigentlich Reck) wurde am 1. August 1764 in Mitau, wo sein Vater Bürgermeister war, geboren. Seine Schulbildung erhielt er auf der Mitauer großen Stadtschule, die unter der Leitung der Rectoren K. A. Kütner und Joh. Heinr. Kant (eines Bruders des Königsberger Philosophen) stand, und dann auf dem dortigen akademischen Gymnasium. Nicht geringen Einfluß auf seine Geistesrichtung gewann der herzoglich kurländische Kanzleirath v. Raison und der Buchhändler Hinze, ein gründlicher und geschmackvoller Humanist, der ihn bei seinen Arbeiten, besonders bei der Lectüre der römischen Classiker, unterstützte. Kaum 17 Jahre alt, bezog R. die Universität Göttingen, wo er die Rechte studiren sollte, sich aber vorzugsweise dem Studium der Geschichte und Statistik, Alterthumskunde und Kunst zuwandte. Seine Lehrer, besonders Heyne, Schlözer und Blumenbach würdigten ihn ihrer Freundschaft und versahen ihn, als er sich nach beendetem Cursus zu längerem Aufenthalte nach Paris wandte, mit wichtigen Empfehlungen. Hier ließ er keine Bücher- und Kunstsammlung unbenutzt und, mit reichem Wissen ausgestattet, kehrte R. im J. 1785 nach Mitau zurück, wo er sich zunächst dem Studium der Geschichte seines Vaterlandes eifrigst hingab. Im August 1787 ernannte ihn Herzog Peter von Kurland zum Adjuncten des Archiv- und Lehnsecretärs Hartmann, dessen Stelle ihm bald ganz übertragen wurde. In diesem Amte konnte R. ganz seiner Neigung leben und, wie er selbst sagte, nach Herzenslust in vaterländischen Urkunden stöbern. Eine Gefahr, in welche der ihm anvertraute Schatz gerieth, brachte ihn auch selbst in Gefahr: bei einer im December 1788 im Mitau’schen Schlosse ausgebrochenen Feuersbrunst war R. mit der Bergung der auf den Schloßplatz hinausgeworfenen Schriften außerordentlich thätig und hatte hierbei das Unglück, beide Füße zu erfrieren, so daß er ein viermonatliches schmerzhaftes Krankenlager zu bestehen hatte. – Nachdem Kurland sich Rußland unterworfen hatte (1795) wurde R. Secretär der kurländischen Gouvernementsregierung und darnach Kameralhofsrath. Als die Franzosen während des Krieges von 1812 Kurland occupirt und daselbst eine französische Landesregierung errichtet hatten, erachtete R. es für eine dem Vaterlande gegenüber zu erfüllende Pflicht, seine amtlichen Obliegenheiten fortzusetzen. Dieses wurde ihm von der russischen Regierung sehr verdacht, welche ihn „wegen seiner Anhänglichkeit an den Feind“ zu maßregeln beabsichtigte. Indessen gelang es R. sich zu rechtfertigen und Kaiser Alexander I. bestätigte ihn in seinem bisherigen Amte, in welchem er dem Staate noch manche wichtige Dienste zu leisten vermochte. Nach fast vierzigjährigem Wirken im Staatsdienste nahm R. im J. 1826 seine Entlassung aus demselben, um fortan seine Kraft ganz der von ihm mitgestifteten kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst und dem von ihm geschaffenen kurländischen Provinzialmuseum, in deren Interesse er bis an sein Lebensende unermüdlich thätig war, sowie der Förderung litterarischer Unternehmungen zu widmen. Schon früher hatte er Hiärne’s Chronik bearbeitet und mehrere Jahre lang eine theils der Unterhaltung theils der Besprechung wissenschaftlicher Gegenstände dienende Zeitschrift: „Wöchentliche Unterhaltungen“ [505] herausgegeben; nun nahm er einen langgehegten Plan, die Herausgabe eines „Allgemeinen Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikons der Provinzen Liv-, Est- und Kurland“ wieder auf und führte dieses grundlegende, exacte Werk im Verein mit Dr. C. E. Napiersky in den Jahren 1827–32 durch. – Seine übrigen Arbeiten betreffen Studien auf dem Gebiete der kurländischen Predigergeschichte, Genealogie etc. – In hohem Alter erlebte R. noch zwei Ehrentage: bei der Jubelfeier der Universität Göttingen im J. 1837 fand er als der älteste lebende Schüler der Georgia Augusta ehrenvolle Aufnahme und Anerkennung, und zu seinem 80. Geburtstage (1844) wurden ihm von vielen Seiten die herzlichsten Ehrenbezeugungen dargebracht. Nach kurzem Krankenlager starb R. am 13. (25.) September 1846 zu Mitau.

Allg. Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Liv-, Est- und Kurland III. 485–491. – Mitau’sche Ztg. 1846, Nr. 80. – C. E. Napiersky, Darstellung des Lebens und Wirkens von Dr. Joh. Friedr. v. R. in: Sendungen der kurl. Gesellsch. für Lit. und Kunst 1847, III, 129–143.