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ADB:Römoldt, Johannes

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Artikel „Römoldt, Johannes“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 128–129, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6moldt,_Johannes&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:15 Uhr UTC)
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Römoldt: Johannes R., Sohn des 1563 verstorbenen Pfarrers Mag. Paul R. aus Waltershausen, verfaßte zu Duderstadt „ein fein Christlich und nützlich Spiel von dem grewlichen Laster der Hoffart“, Eisleben 1564. (Neudruck von K. Goedeke: Johannes Römoldt. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen dramatischen Litteratur des 16. Jahrhunderts. Hannover 1855; zuerst in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1852, erschienen.) In der Zuschrift an die Bürgermeister und den Rath, die Patrone seines lieben Vaterlandes – Duderstadt, 21. December 1563 –, bittet er den christlichen Leser, ihm, wenn er die Komödie nicht so artificiose und so kunstreich gesetzt und geordnet, wie sichs wol geeignet und gebührt hätte, als einem, „der ich in solchen Sachen noch nicht sonderlich erfahren und geübet bin“, verzeihen zu wollen. Der jugendliche Verfasser – er mochte wol eben erst seine Studien vollendet haben – schrieb frisch und natürlich, lebendig und wirkungsvoll, unter Benutzung des „Tugendspieles“ von dem König, der sich überhebt und durch Demüthigung gebessert wird. Er behandelte einen in Deutschland und auch anderwärts vielfach bearbeiteten novellistischen Stoff in einer so geschickten Weise, daß seine Arbeit unzweifelhaft zu den besten dramatischen Erzeugnissen des 16. Jahrhunderts gerechnet zu werden verdient. Dazu hat er es verstanden, unabhängig von den biblischen Historien einen profanen Gegenstand in reformatorischem Sinne zu behandeln. Wenn man die vielen Bearbeitungen des [129] Sagenstoffes durchmustert, so nähert sich Römoldt’s Behandlung am meisten der einfachsten, der des österreichischen Dichters des 13. Jahrhunderts, den man unter dem Namen „der Stricker“ kennt. Der hier ungenannte König heißt bei R. Balenicus, bei anderen Gorneus, Jovianus, bei Hans Sachs Julianus. Dieser König, der Gottes höhere Herrschaft nicht anerkennt und seinen Sängern einen Vers des Magnificat (Lobgesang der Maria, Luc. 1, 46 ff): „Deposuit potentes de sede“ verboten hat, wird, während er badet, durch einen Engel Despotus, der seine Gestalt annimmt, verdrängt, von seiner Gemahlin Basilia und den sämmtlichen Hofleuten als ein Verrückter verhöhnt, bis er, durch den Engel zur Erkenntniß seines Hochmuthes gebracht, den verpönten Spruch wieder herstellen läßt. Das von R. verwerthete komische Element führen die Teufel und Narren ein. Besonders interessant werden die Auftritte der Narren durch die Anlehnung an Brant’s Narrenschiff, aus welchem sogar mehrere Stellen wörtlich entlehnt sind. – Ueber die persönlichen Verhältnisse des Verfassers fehlen die Nachrichten. Am Schlusse der Widmung nennt er sich Besensis. Er stammte wol aus Ober-Bösa im Kreise Weißensee und verlebte seine Jugendzeit in Waltershausen, wo sein Vater geboren war und als Pfarrer gestanden hatte. Rudolf Iring aus Duderstadt fügte der Komödie seines Freundes mehrere lateinische Gedichte bei.

Goedeke, Grundriß II, 896 und der von ihm veranstaltete Neudruck.