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ADB:Rätzsch, Karl Heinrich August

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Artikel „Rätzsch, Karl Heinrich August“ von Christian Johnen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%A4tzsch,_Karl_Heinrich_August&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:25 Uhr UTC)
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Rätzsch: Karl Heinrich August R., Stenograph und Schriftsteller, war geboren zu Dresden am 31. August 1815, studirte von 1835–1840 Rechtswissenschaft in Leipzig und trat dann zu Dresden in die juristische Praxis bei einem Rechtsanwalt ein. Daneben war er Berichterstatter von Zeitungen über den Landtag 1845–1846. Er lernte 1846 die Gabelsberger’sche Stenographie bei Wigard und widmete sich seit 1848 ausschließlich der stenographischen Praxis. Er war Mitglied des unter Wigard’s Leitung stehenden stenographischen Bureaus der Frankfurter Nationalversammlung (vom 18. Mai 1848 bis April 1849), und wirkte in Frankfurt auch als Lehrer der Stenographie. Dann trat er im April 1849 bei der stenographischen Landtagskanzlei in Dresden ein und wurde am 17. Juli 1850 Mitglied des Kgl. Stenographischen Instituts daselbst, dem neben der Aufnahme der sächsischen Landtagsverhandlungen die Ertheilung von Unterricht in der Stenographie sowie die Fortbildung des Gabelsberger’schen Stenographiesystems und die Pflege der stenographischen Wissenschaft obliegt. R. bewährte sich auf allen diesen Gebieten. Er ertheilte im J. 1851 im Auftrage des Ministeriums öffentlichen Unterricht in der Stenographie und arbeitete dazu ein stenographisches Lehrbuch aus. Er nahm hervorragenden Antheil an der ersten Versammlung Gabelsberger’scher Stenographen in München (1854) und gehörte dem Preisrichtercollegium für das dort ausgeschriebene kurze Lehrbuch an. Er gab gemeinsam mit Gerber 1855 den „Militärstenographen“ heraus und trat in demselben Jahre in die Redaction des Dresdener Correspondenzblattes ein, das er in vorzüglicher Weise selbst autographirte. Vor allem aber war er seit 1854 an der von dem Institutsvorstand Häpe eingeleiteten Revision des Gabelsberger’schen Stenographiesystems in maßgebender Weise betheiligt, sodaß das Ergebniß dieser Arbeit, die von der Gabelsberger’schen Schule angenommenen sog. Dresdener Beschlüsse (1857), zu einem großen Theile als sein Werk bezeichnet werden muß. Er wurde denn auch der allgemein anerkannte Ausleger dieser Beschlüsse, indem er dieselben in dem ausführlichen „Lehrbuch der deutschen Stenographie“, das 1860 erschien, im einzelnen zu einem vollständigen System entwickelte, einige Widersprüche beseitigte und weitere Folgerungen daraus zog. Er selbst konnte von diesem Lehrbuche, das lange Zeit als die maßgebende Darstellung des Gabelsberger’schen Systems galt, im J. 1864 die 6. Auflage erscheinen lassen, während die weiteren Auflagen (1896 die 13. Aufl.) vom Stenographischen Institut besorgt wurden. Als einen Auszug aus diesem großen Lehrbuche gab er 1864 den „Kurzen Lehrgang der Stenographie“ heraus, den später sein Sohn Dr. Richard Rätzsch nach den Wiener Beschlüssen neu bearbeitete (67. Aufl. 1897). Außerdem [220] veröffentlichte er noch ein Lesebuch (1858), „Stenographische Vorlegeblätter“ (1858) u. a. R., der 1857 wegen seiner Verdienste um die Dresdener Beschlüsse den Titel „Professor der Stenographie“ erhalten hatte, wurde auch als Vertreter des Instituts bei den Berathungen über die Gründung eines Systemausschusses der Gabelsberger’schen Schule 1863 nach Nürnberg und 1864 nach Bamberg entsandt. Er starb am 8. Februar 1865 zu Dresden. Die 1865 zu seinen Ehren begründete „Rätzsch-Stiftung“, die zunächst der Ausbildung seiner beiden Söhne, dann der Unterstützung von Studenten bei ihrer Ausbildung zu Parlamentsstenographen durch Verleihung von Stipendien sowie der Prämiirung vorzüglicher Schülerleistungen dient, hält sein Andenken in der Gabelsberger’schen Stenographenwelt lebendig.

Vgl. Krumbein, Entw.-Gesch. d. Gabelsb. Stenographie (1901, S. 269). – Heck, Geschichte der Schule Gabelsberger, 1. Theil (1901), S. 51. – Münchener Stenogr. Blätter 1858, S. 97, und 1865, S. 13. – Dresdener Correspondenzblatt 1864, Jubelnummer; 1865, S. 13. – Illustrirte Ztg. 1878, S. 28.