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ADB:Prochaska, Eleonore

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Artikel „Prochaska, Eleonore“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prochaska,_Eleonore&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:39 Uhr UTC)
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Prochaska: Marie Christiane Eleonore P. wurde am 11. März 1785 in Potsdam als die Tochter eines Unterofficiers im 2. Bataillon Garde geboren und 1794, als ihr Vater in den Krieg marschirt war, „weil die Mutter die Kinder vernachlässigte“, in das dortige Militär-Waisenhaus aufgenommen. Obgleich ursprünglich katholisch, ward sie auf den Wunsch ihres Vaters dort im evangelischen Glauben erzogen. 1797 nahm der Vater, welcher inzwischen pensionirt war und Musikunterricht gab, die Kinder wieder in sein Haus, in welchem Eleonore blieb, bis sie als Köchin in Dienste trat; in ihren Mußestunden blies sie die Flöte; bei einem im Hause ihrer Herrschaft gegebenen Familienfeste spielte sie mit Erfolg Theater. Das Jahr 1813 erfüllte sie in solchem Maße mit patriotischer Begeisterung, daß sie Potsdam heimlich verließ und unter dem Namen August Renz als freiwilliger Jäger in die Reihen des Bataillons der Lützow’schen Schaar trat, in welcher später, unter dem Namen Kruse, auch Anna Lührmann aus Bremen diente (Soldatenfreund, Zeitschrift, begründet von L. Schneider, Märzheft 1886). Um sich Männerkleidung anschaffen und mit Büchse, Hirschfänger und Czako ausrüsten zu können, verkaufte sie ihre Habseligkeiten; ihre hohe, schlanke Gestalt trug dazu bei, daß ihr Geschlecht nicht erkannt wurde; das Quartier theilte sie, wenn dies nicht zu vermeiden war, mit einem fünfzehnjährigen Kameraden. In der Geschichte des Corps wird ihr Name nicht eher erwähnt, als bis ihr Heldentod das Geheimniß ihrer Geburt offenbarte. Es war am Tage des Treffens bei der Göhrde, am 16. September 1813. Damals galt es, eine Höhe zu nehmen, auf welcher französische Infanterie im Quarré und eine Haubitze standen. Eleonore hatte einem gefallenen feindlichen Tambour die Trommel abgenommen und schlug den Sturmmarsch. „Du schneiderst, kochst, wäschst, singst und schießest wie Keiner von uns und nun kannst du auch trommeln“, sagte einer ihrer Kameraden. „Dafür bin ich ein Potsdamer Soldatenkind“, erwiderte sie. So ging es vorwärts, dem Kartätschenhagel entgegen. Da stürzte sie mit dem Ausrufe: „Herr Lieutenant, ich bin ein Mädchen!“ mit welchem sie sich an Dr. Fr. Förster (vgl. dessen Geschichte der Befreiungskriege 1813–15, Berlin 1855, I, 28, 859) wandte, zu Tode getroffen nieder; ein Schuß durch den linken Schenkel hatte sie hingestreckt. Am 5. October erlag sie zu Dannenberg ihrer Wunde. Fünfzig Jahre später wurde ihr auf dem dortigen Kirchhofe ein Denkmal errichtet. „Sie genoß als wohlgesittet, bescheiden und dienstfertig die Freundschaft und Achtung ihrer Kameraden und Vorgesetzten“, heißt es in der „Geschichte des Lützow’schen Freicorps“ von Ad. S(chlüsser), Berlin 1826, S. 108.

Der Soldatenfreund. Zeitschrift für faßliche Belehrung und Unterhaltung [622] des preußischen Soldaten, herausgegeben von L. Schneider. Berlin 1865/66, S. 857. – F. Arnd, Die deutschen Frauen in den Befreiungskriegen, Halle 1867.