ADB:Pechlin, Marten
Joh. v. Pechlin, S. 307), einer der wildesten und blutigsten Corsaren der Nord- und Ostsee im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, war 1525 neben den doch edleren Claus Kniphoff und Schiffer Clement, 2 dänischen Männern, mit dem ebenso raubenden Brun von Göttingen in den Niederlanden in die Dienste des ausgewiesenen Königs Christian II. von Dänemark getreten und führte einen schonungslosen Krieg gegen die Hansen und die früheren Reiche des Königs. Nach Kniphoffs Fall (s. A. D. B. XVI, 291 ff.) waren diese Beiden der Schrecken der Meere: in einem einzigen Tage hatte P. 12 Kauffahrer (Schuten), die nach Schweden fuhren, genommen und 105 Mann „über Bord gehauen“, d. h. die Besatzungen ins Wasser geworfen. 3 Lübische Kriegsschiffe wagten sich nicht an ihn. Für gewöhnlich wurden die erbeuteten Fahrzeuge versenkt oder sonst vernichtet, falls nicht hohe Lösegelder versprochen wurden. Auch Kirchen wurden ausgeraubt, 1526 waren Werne und andere Kirchen und Klöster der norwegischen Küste geplündert. Als am 31. October 1526 ein Sturm im Skagerak den Lübischen Bergenfahrer Karsten Thode, den Alten, und den Wismarschen Schiffer Claus Wendt auf ihrer Fahrt von Bergen nach der Trave zwang den kleinen norwegischen Hafen hinter der Insel Hellöe anzulaufen, fanden sie im Scheerfund (Westerripsen) hinter der Schäre Rysö, einem bekannten Seeräuberhafen, den „Stangenkreyer“ Pechlin’s mit starker Besatzung von Knechten Bruns liegen. Thode und Wendt beschlossen sich auf’s Aeußerste zu wehren und trafen ihre Vorbereitungen, mit Geschütz waren sie wohl versehen. Den bald erfolgenden Angriff vermittels eines Branders wußten sie abzulenken, kalten Blutes und sicher dann den Kreyer selbst zu empfangen, endlich zu entern und zu nehmen. P. wurde während des Kampfes durch den lübischen jungen Kaufmann Gert Korffmaker (A. D. B. XVI, 703 f.) niedergeschossen, auch Brun von Göttingen fand seinen Tod, von der 80 Mann starken Bemannung wurden [309] nur 6 gefangen und nach Seerecht über Bord geworfen, und nur 13 entkamen zunächst in 2 Booten. 4 davon fing ein Rostocker Schiffer und hieb sie über Bord; 8 wurden in Warberg in Halland von ihrem neunten, dafür freigegebenen Genossen geköpft. Die gemachte Beute theilten nach Kriegsrecht die Mannschaften der 2 sieghaften Schiffe, welche im Kampfe 11 Todte, nachher noch einen Verwundeten verloren hatten. Jeder der 91 Mann bekam den Werth von 70 Mark Lübisch; das Räuberschiff wurde verbrannt; die Flagge Pechlin’s in der Marienkirche zu Lübeck aufgehängt. Den Kampf beschrieb Korffmaker selbst 1527, D. Schäfer hat den Bericht jetzt herausgegeben. Der Ruf der Schlacht lief aber rasch durch den Norden und veranlaßte ein bald verbreitetes historisches Volkslied, daß Hans von Göttingen den Bergenfahrern Lübecks widmete. Von den 65 Zeilen sind V. 25–65 nichts als die in Reim umgesetzte Erzählung Korffmakers; V. 1–24 schildern die Schandthaten Pechlin’s von 1524–25 in der Nordsee, Bülk bei Kiel, Fehmarn, Falsterbode.
Pechlin: Marten P. oder Pechelyn, von der Insel Fehmarn gebürtig, (vgl. o.- Siehe Schäfer in den Hans. Geschichtsbl. VI (1876). – Lappenberg, in der Zeitschr. d. Hamburg. Gesch.-V. 2, 143. – Hildebrand, 100 histor. Volkslieder, Nr. 20. – v. Liliencron, Histor. Volkslieder III, S. 534, Nr. 398. – K. Goedeke, Grundriß II², S. 292, Nr. 72.