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ADB:Pastorius von Hirtenberg, Joachim

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Artikel „Pastorius, Joachim“ von August Bertling in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pastorius_von_Hirtenberg,_Joachim&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:14 Uhr UTC)
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Pastorius: Joachim P. (v. Hirtenberg), am 20. September 1611 in Glogau geboren, Sohn eines Predigers, in den religiösen Anschauungen der Socinianer erzogen und ihnen auch ergeben (s. u.), studirte Medicin und erlangte in dieser Wissenschaft auch den Doctorgrad. An welchem Orte er seine erworbenen Kenntnisse praktisch verwerthete, ist unbekannt. Doch bald machte er sich durch geschichtliche und philosophische Arbeiten sowie durch lateinische Dichtungen bekannt. 1641 erschien in Leyden und Danzig ein von ihm verfaßter „Florus Polonicus“, ein kurzer Auszug aus Cromers die Geschichte Polens behandelnden Werken. Mit diesem Werke half er offenbar einem schon lang gefühlten Desiderium ab; sein „Florus P.“ erschien bereits 1642 in zweiter Auflage und hat noch zwei weitere Auflagen erlebt. So ward aber auch sein Name in weitere Kreise getragen, man ward aufmerksam auf ihn. Philosophische Arbeiten und lateinische Dichtwerke, wie Heroës Sacri, Musa peregrinans, Flos Poloniae et epigrammata varia (1644 edirt) verstärkten den günstigen Eindruck. Auch versäumte er nicht, nach der damals gebräuchlichen Sitte die Vornehmen durch ihnen gewidmete Dichtungen auf sich aufmerksam zu machen. So hat er 1649 dem Könige Johann Kasimir von Polen durch die Dichtung „Aquilae Sarmaticae super augustis nuptiis Joh. Casimiri applausus“ gehuldigt. Vielleicht hat ihn auch wie manchen Schlesier jener Zeit der Einfluß der Gräfin Margaretha Sibylla v. Doenhoff, einer geborenen Prinzessin von Liegnitz und Brieg gefördert, wofür der Umstand spricht, daß er ihr nach ihrem 1657 erfolgten Tode einen ganz besonders schwungvollen Nachruf gewidmet und in dem Anhang seiner „Palaestra nobilium“ 1678 veröffentlicht hat. Immerhin erhielt er jetzt eine feste Anstellung als Stadtphysikus in Elbing und 1651 an dem dortigen Gymnasium das Amt eines Professors der Geschichte, 1652 das des Rectors. Ungefähr siebzehn Schriften sind während seines Elbinger Aufenthaltes von ihm verfaßt und publicirt worden, [220] darunter 1654 die oben erwähnte „Palaestra nobilium“; eine pädagogische Schrift, auf der er sich nur J. P. M. D. genannt hat. 1654 ward er von dem Danziger Rathe, bei dem alle Bedenken gegen seine Anstellung geschwunden, da P. sich jetzt der lutherischen Kirche zugewandt hatte, zur Professur der Geschichte am Particulare berufen und am 28. Januar 1655 in dies Amt eingeführt. Seine Wirksamkeit bewegte sich in denselben Bahnen wie bisher. Bei allen größeren politischen Ereignissen oder wichtigen Vorfällen in der polnischen Königsfamilie erschien ein Gedicht seiner Hand. Auch größere Gedichtsammlungen erschienen, wie „Sylvae“ (p. I 1656, p. II 1657, Danzig, 12°), und einige Abhandlungen zur polnischen Geschichte. Seiner Thätigkeit fehlte nicht persönlicher Erfolg; 1656 erhielt er den Titel eines „Historicus Resgius“, 1662 wird er von dem polnischen Reichstage wegen seiner Verdienste um die polnische Geschichte mit dem „Indigenat“ bedacht, in Folge dessen er sich „ab Hirtenberg“ nannte, „ex exemplo fratris Tonsoris in Suecia“ sagt eine Satyre jener Zeit, und 1665 ist er zum „Secretarius Regius“ ernannt worden. 1667 ist er in den Lectionskatalogen des Danziger Gymnasiums zum letzten Male genannt. Am Ende gen. Jahres hat er seinen Abschied genommen. Bald nachdem er resignirt hatte, trat er „vergente aetate“, sagt sein Biograph, zur katholischen Kirche über, in der er, trotzdem er verheirathet war und seine Frau erst 1675 starb, hohe Würden und Pfründen erhielt, u. a. das General-Officialat für Pommerellen und die Domherrnwürde zu Frauenburg. In dieser seiner letzten Lebenszeit hat er neben einigen religiösen Gedichten und Gelegenheitspoesien, eine größere, umfassendere Geschichte Polens verfaßt, deren erster Theil 1680 erschien, und deren zweiter von seinem Sohne vollendet nach seinem Tode 1685 herauskam. Er starb am 26. December 1681 zu Frauenburg. Im dortigen Dome ward ein Epitaph mit einer Portraitbüste und langer Inschrift angebracht.

Witte, Diarium biograph. ad a. 1681. – Ephr. Praetorii Athenae Gedanenses (Lips. 1713. 8°) pag. 114 ff. und 233. – Ueber seine religiösen Anschauungen und deren Wandelungen: Joann. Friedr. Hackius, Regia via pag. 209. – Scherzerus, collegium Antisocinianum Disp. 1 pag. 14 (2. Ausg.), an welcher Stelle der Danziger Theologe Aug. Strauch sein Urtheil abgibt. – Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie II, 17. Buch 13. Cap. § 23. – Sicher ist, daß P. das Leben des Joh. Crell, des Socinianers, geschrieben hat. Es findet sich den „Opera Crellii“ (Eleutherop. 1656) als Anhang beigefügt, wie auch der „Bibliotheca fratrum Polonorum“. – Siehe auch Placcius, theatrum anonymorum pag. 308.