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ADB:Pape, Wilhelm

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Artikel „Pape, Johann Georg Wilhelm“ von Binder. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 138–139, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pape,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:11 Uhr UTC)
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Pape: Johann Georg Wilhelm P., Dr., namhafter Lexicograph, geb. zu Berlin am 3. Januar 1807, † daselbst am 23. Februar 1854. P. kam in früher Jugend nach Culm in Westpreußen, wo sein Vater, nachdem er als Soldat dem Vaterlande treue Dienste geleistet, eine kleine Anstellung an dem dortigen Cadettenhause erhalten hatte; daselbst erhielt P. auch den ersten Unterricht. Das Interesse, welches die Lehrer und der Leiter der genannten Anstalt an dem Knaben nahmen, gab ihm Gelegenheit seine trefflichen Anlagen zu entwickeln, und er fand an einem Herrn v. Scheliha einen wohlwollenden Gönner, der ihm seine persönliche Unterstützung und Fürsprache zuwendete, so daß P. 1820 zu seiner weiteren Ausbildung nach Berlin gesendet in die Untertertia des Gymnasiums zum grauen Kloster eintreten konnte. Hier machte P. bei unermüdlichem Fleiße unter der Leitung eines Bellermann, Fischer, Giesebrecht, Heinsius, Köpke, Stein und anderer Männer so rasche und treffliche Fortschritte, daß er schon an Ostern 1825 als Selectaner und Primus omnium das Gymnasium absolvirte und die Berliner Universität bezog, wo er sich dem Studium der Theologie und Philologie widmete. Angeregt durch Boeckh’s, Lachmann’s und Bernhardy’s Vorträge wandte P. sich indessen bald mit steigender Vorliebe ganz der classischen Philologie zu, bestand nach Beendigung des akademischen Trienniums das Examen pro facultate docendi und trat sodann 1828 als Candidatus probandus in das Lehramt an dem Gymnasium zum grauen Kloster ein. Schon nach Verlauf der ersten Hälfte seines Probejahres wurde P. durch Köpke, welcher die außerordentliche didaktische Befähigung desselben erkannte, zum Collaborator befördert. Eine wissenschaftliche Arbeit, seine „Lectiones Varronianae“, erwarb ihm 1829 in Halle die philosophische Doctorwürde; ein Jahr später wurde P. zum ordentlichen Lehrer und am 31. Juli 1837 zum Professor an dem erwähnten Gymnasium ernannt, eine rasche, aber der Würdigkeit der Leistungen Pape’s entsprechende Laufbahn. – Neben einer sehr anstrengenden und mit äußerster Pflichttreue geführten Lehrthätigkeit fand P. noch Zeit und Kraft zu hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, die in ihrer Art umfassende und andauernde Studien erfordern; P. wandte seine Thätigkeit mit Neigung und Erfolg dem Gebiete der Lexicographie zu. So erschien von ihm 1836 zuerst sein „Etymologisches Wörterbuch der griechischen Sprache“, sodann 1837 ein Programm „de inveniendis Graecae linguae radicibus“, Arbeiten, die von gründlichster Forschung zeugen. Sein Hauptwerk, „Griechisch-deutsches Handwörterbuch“, erschien 1842, das als ein wesentlicher Fortschritt im Fache der Lexicographie zu bezeichnen ist und schon 1849 und 1850 eine zweite Auflage erforderte; diesem Werke hatte P. gleichzeitig ein eigenes „Wörterbuch der griechischen Eigennamen“ beigegeben, das besonders in der Neugestaltung, die es durch G. E. Benseler erhalten hat (2 Bde., Braunschw. 1863–70), als eine sehr dankenswerthe Ergänzung des Passow’schen Werkes betrachtet werden muß. Hieran schloß sich sein 1845 erschienenes „Deutsch-griechisches Wörterbuch zum Schulgebrauch“, das mannigfache kritische Anfechtungen insbesondere von V. Chr. Fr. Rost erfuhr, das aber ebenso wie das „Griechisch-deutsche Wörterbuch“, zumal nach den von M. Sengebusch geschehenen Bearbeitungen, sich als treffliches Hilfsmittel im Gebrauche erhalten und bei manchem Mangel im Einzelnen auch seine bedeutenden Vorzüge hat. – Diese umfängliche wissenschaftliche und litterarische Thätigkeit beeinträchtigte aber keineswegs Pape’s Wirksamkeit als Lehrer; mit der Gediegenheit seines Wissens und mit einer vortrefflichen Lehrmethode verband P. eine fromme, sittlich ernste, liebevolle Gesinnung, die ihren Einfluß auf die ihn umgebende Jugend übte, ferner eine wissenschaftliche Gründlichkeit, die sich seinen Schülern mittheilte, und eine seltene Hingabe an seinen Beruf, die ihn zuletzt noch bei schwerem körperlichen [139] Leiden, das ihn zum Gehen unfähig machte, den Unterricht bis drei Wochen vor seinem Tode fortsetzen ließ. Zu Anfang des Jahres 1852 hatten sich die Anfänge eines Rückenmarkleidens bei P. gezeigt, das rasch in bedenklicher Weise zunahm und das, wiewohl zwei Jahre lang hin und wieder einige Hoffnung auf Genesung vorhanden schien, doch schließlich mit solcher Heftigkeit sich steigerte, daß er ihm im 48. Lebensjahre erlag.

Chronik des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin, Programm, Jahrg. 1854, S. 36. – Heindl, Biographien der ber. u. verdienstv. Pädagogen und Schulmänner, S. 348 ff. – Geschichte der classischen Philologie in Deutschland von C. Bursian. Zweite Hälfte, S. 757.
Binder.