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ADB:Pálffy von Erdöd, Nikolaus Graf

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Artikel „Pálffy von Erdöd, Nikolaus II., auch der Aeltere, Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 75–76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:P%C3%A1lffy_von_Erd%C3%B6d,_Nikolaus_Graf&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:12 Uhr UTC)
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Pálffy: Nikolaus II., auch der Aeltere, Graf P. v. Erdöd, Freiherr v. Bibersburg und Stampfen, kaiserlicher Generalfeldmarschall und Generalcapitän des Kreises diesseits der Donau, Ritter des goldenen Sporns, wurde als Sohn Peter Pálffy’s v. Zelina und dessen Gattin Sophie, Freiin v. Dersffy (Dewsffy) zu Zerdichely im December 1552 geboren und nach seinem auf dem Schlosse zu Bibersburg am 23. April 1600 erfolgten Tode in der St. Martinikirche zu Preßburg bestattet. Pálffy’s Geschlecht bezeichnet als Vorfahren die Herren und Grafen von Altenburg und Hochberg, von welchen Konrad v. Altenburg 1028 als Abgesandter des Kaisers Konrad II. nach Ungarn gekommen sein soll, wo dessen Nachkommen anfänglich den Namen ihrer Herrschaft Herdervari auch als Familiennamen gebrauchten. Erst mit dem Sohne des Paul Conth v. Herdervari, welcher ebenfalls Paul hieß und Pauls Sohn – Pálffy – gerufen wurde, festigte sich letztere Bezeichnung als bleibender Geschlechtsname. Das Prädicat Erdöd und das diesbezügliche Wappen wurde jedoch von Paul III. P. nach dessen Verehelichung mit Clara, geborenen Erdöd von Czorna angenommen. Jedenfalls war schon damals das Geschlecht der P. ein angesehenes und erhielt dasselbe mit Nikolaus II. P., eines seiner ritterlichsten, vom Kaiser und den Zeitgenossen hochgeschätztesten Mitglieder und in dessen 1600 zum Reichsgrafen erhobenen Sohne Stephan II. den dauernden Begründer des Geschlechtes der Grafen P. Wie mehrfach berichtet wird, erfreute sich Nikolaus II. P. einer höchst sorgfältigen Erziehung und dann der baldigen Aufnahme in das Gefolge des Kaisers, in welchem Verhältnisse er sich auf wiederholten Reisen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland eine hervorragende Selbständigkeit, mehrfache Sprachenkenntnisse und frühzeitige, lehrreiche Erfahrungen erwarb. Seiner oft bethätigten, hingebungsvollen Treue zum Kaiser, sowie seinem Heldenmuthe und seiner Wirksamkeit bei Bekämpfung der Türken dankte er aber eine selten große Reihe rasch aufeinander folgender Gnadenbezeigungen und Vertrauensstellungen, und zwar: 1580 die Ernennung zum Obergespan des Preßburger Comitats und zum Schloßhauptmann des königlichen Schlosses zu Preßburg; 1581 die nachträgliche Zuerkennung der schon von seinen Vorfahren genossenen freiherrlichen Würde, sowie die Verleihung des Reichsbaronates als Erzkämmerer des Königreichs Ungarn; 1582 die Erhebung zum wirklichen geheimen Rath; 1584 die Ernennung zum Obergespan des Komorner Comitats und zum Commandanten der Festung Komorn; 1587 die Bestallung mit den Preßburger Gütern nebst den Schlössern zu Preßburg und den Gütern zu St. Georgen und Pösing nebst dem Titel eines ungarischen Erbgrafen; 1589 die Zuweisung des Commandos der Festung Neuhäusel und des Generalcapitanats des Kreises diesseits der Donau; 1592 die Aufnahme in den böhmischen Landstand; 1594 die Bestimmung zum Obersten der bergstädtischen Militärgrenzen und zum Commandanten der Festung Gran; 1595 die Führung des Generalcapitanats der bergstädtischen Grenzen; 1598 die Berufung zum niederösterreichischen Landstande und die Erhebung zum Generalfeldmarschall; 1599 die geschenkweise Ueberlassung der Obergespanswürde und der Schloßhauptmannschaft zu Preßburg. Und läßt sich nun auch einstweilen nicht vollkommen bestimmt nachweisen, was P. in jeder der genannten Positionen geleistet, so ist es doch zweifellos, daß er namentlich von 1593 an bis 1598 die ihm überwiesenen Landstriche und Orte gegen die allseits verwüstend vordrängenden Türkenhorden todesmuthig, ausdauernd und erfolgreich vertheidigte und schützte. Während dieser Zeit soll P. in 27 wichtigeren Kämpfen siegreich gewesen sein und steht hievon in besonders anerkannter Erinnerung vorerst die 1593 am 3. November stattgehabte Vernichtung der Janitscharen in der Schlacht bei Stuhlweißenburg, in welcher er seinen Streitern mit hinreißendem Beispiele voranging und wobei sein [76] Pferd verwundet und seine Sturmhaube durch vielfache Kolbenschläge stark geschädigt wurde. Ebenso aneifernd war Pálffy’s Verhalten bei der Belagerung und Erstürmung von Fülek am 11–26. November, denn dort hatte er ohne Rücksicht auf das mächtige Feuer des Feindes die Belagerungsarbeiten sowie die Thätigkeit der Büchsenmeister sorgsamst geleitet und die entscheidenden Angriffe persönlich veranlaßt und überwacht. Nachdem nun P. im J. 1593 noch einige kleinere Orte genommen, beantragte er 1594 im Kriegsrathe einen Eroberungszug gegen Neograd, welcher ihm auch anvertraut wurde. Schon am 12. März löste P. sein diesfalls gegebenes Wort durch Eroberung der Feste ein, worauf er bei Gran in den Monaten Mai und Juni mit bewährtem Muthe kämpfte, einen glücklichen Angriff auf das Lager des Feindes am Raabflusse machte und ungeachtet der hiebei erlittemn Verwundung am Fuße noch Párkány erstürmte, Waitzen besetzte und sich an dem scharfen Treffen bei Keresztes betheiligte. Rühmlich war weiterhin sein unerschrockenes Eingreifen 1595 bei der Einschließung von Gran am 21. Juni, später bei der Niedermetzelung des türkischen Ersatzheeres, sowie bei der Eroberung von Visegrad am 25. August; dann im J. 1596 bei Erlau am 18. September, Keresztes am 23. und 24. October und gelegentlich des gelungenen, zur Befreiung von Gefangenen unternommenen „Streiffs“ gegen Waitzen; ferner im J. 1597 bei Dotis am 23. Mai und bei Raab September bis October. Den lebhaftesten Dank der gesammten Christenheit brachte ihm aber vornehmlich die im Vereine mit Adolf Schwarzenberg vollführte Bewältigung der Türkenschaaren bei Raab und die Wiederbesetzung dieser als Vormauer in Geltung gestandenen Feste am 29. März 1598. Dieselbe fiel, indem beide Führer die wohlbedachten Pläne zur Ueberrumpekung in treuer Uebereinstimmung geheim hielten, im nächtlichen blutigen Ringen selbst- und neidlos das sich gestellte Ziel anstrebten, und weil P., als seine Reiter vor dem ungewohnten Kampfe zu Fuß zurückschreckten, der Erste vom Pferde sprang und voranstürmend durch das gesprengte Stuhlweißenburger Thor alles zum letzten entscheidenden Kampfe begeisterte. Hiedurch befreit von schweren Sorgen erbaten und erwirkten Ungarns, Niederösterreichs und Böhmens Stände beim Kaiser reichen Lohn für P.; zur mahnenden Erinnerung an den Tag selbst ließ Kaiser Rudolf an allen Kreuzungen Denksäulen mit der Inschrift: „Sag’ Gott dem Herrn Lob und Dank, daß Raab ist kommen in Christenhand“ errichten. Für die Abwendung weiterer Einbrüche der Osmanen wurde aber P. neuerlich ausersehen, er sollte mit Rath und That dem Kaiser zur Seite stehen und war dies auch sein fester Wille, den jedoch wider Erwarten sein im 48. Lebensjahre erfolgter Tod zur Betrübniß Aller brach. Tief erschüttert, gedachten bei dieser Kunde sowohl der Kaiser als Papst Clemens VIII. mit großer Anerkennung des tapfern Vertheidigers der Christenheit; theilnahmsvoll wendete sich das allgemeine Mitgefühl Pálffy’s Wittwe, geborenen Maria Magdalena Fugger aus Augsburg und ihren sieben Kindern zu und ehrenvoll besagt Pálffy’s Grabstein in der St. Martinskirche zu Preßburg unter anderm: „cujus, par generi et titulis, virtus rem Hungaricam difficillimis temporibus, cum omnium admiratione et gratulatione conservavit et amplificavit“.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 21. Th. Wien 1870. – Kepner, Thaten berühmter österr. Feldh. 1. Bd. 1. Abth. Wien 1808. – Hormayr’s Archiv f. Geschichte etc. Wien 1826. – Taschenbuch f. vaterländ. Gesch. v. Hormayr u. Medniansky, Wien 1828. – Weingärtner, Unter Habsburgs Banner, Teschen 1882. – Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer, 1. Bd. Wurzen 1852. – (Adam), Erinnerungsblätter f. d. Sammlung von Bildnissen berühmter österr. Feldherrn. (Als Manuscript vor 1805 gedruckt.) – Ortelius redivivus etc. Frankfurt 1665.