ADB:Norrmann, Gerhard Philipp Heinrich
Büsch, des Directors der Handlungsakademie, welcher ihm nach Vollendung seines dreijährigen akademischen Cursus die Stelle eines zweiten Lehrers an seiner Schule übertrug, half ihm, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Durch Büsch wurden Norrmann’s frühe Neigungen zum Studium der Geographie und Statistik gefördert und er dankte wesentlich seiner Anregung den Entschluß, das „Geographisch-historische Handbuch der Länder-, Völker- und Staatenkunde“ zu schreiben, welches in 3 Bänden 1785–88 erschien und den wissenschaftlichen Ruf Norrmann’s begründete. 1782 wurde er zum Subconrector am Johanneum ernannt, und 1789 berief ihn Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin zum Professor der Geschichte und Staatswissenschaft an die reorganisirte Universität Rostock. Der Hofrathstitel, der Auftrag, die staatswissenschaftlichen und geschichtlichen Studien mehrerer die Universität besuchenden mecklenburgischer Prinzen zu leiten, die Betrauung mit Gutachten in staatswissenschaftlichen Fragen („Ueber die Freiheit des Getreidehandels“, 1802), bezeugten die Achtung, welche N. sich durch seine Lehrthätigkeit und sein litterarisches Schaffen erwarb. Einer geographisch-statistischen Darstellung der Schweiz (1785), ließ er eine solche der niederländischen Besitzungen in Ost- und Westindien (1796) folgen. Er bearbeitete „Büschings Vorbereitung zur europäischen Länder- und Staatenkunde“ (1802), „Büsch’s theoretisch-praktische Darstellung der Handlung“ (1808), gab ein „Wörterbuch der Producten- und Waarenkunde“ heraus (1805–7) und veröffentlichte zahlreiche kleinere Arbeiten zur Geschichte und Geographie; unvollendet blieb eine große Landeskunde von Mecklenburg, an welcher er bis zu seinem Tode arbeitete. N. war ein namhafter Vertreter der Büsching’schen Richtung [22] in der Staatenkunde: fleißiger Sammler statistischer Daten, geschickter Compilator, aufgeklärter Kopf.
Norrmann: Gerhard Philipp Heinrich N., Geograph und Statistiker, geboren zu Hamburg am 24. Februar 1753, † zu Rostock am 13. Januar 1837. N. war Sohn eines unbemittelten Buchbinders, dessen Vorfahren aus Schweden stammten, und wuchs als ältestes von acht Kindern nicht unter Verhältnissen auf, die man der Entwickelung geistiger Gaben günstig zu nennen pflegt. Er mußte vom 15. Jahre an durch Unterrichtgeben sich den Lebensunterhalt verschaffen und hatte sich einen Theil der zum Studium nöthigen Mittel zu ersparen, ehe er 1775 die Universität Göttingen beziehen konnte. Zu dem Kampfe mit der materiellen Noth kam der lebhafte Wunsch seines Vaters, ihn die Kanzel besteigen zu sehen. Die kräftige Unterstützung des damals in Hamburg sehr einflußreichen Professors- Neuer Nekrolog d. Deutschen XV. Jahrg. – Norrmann’s Bildniß steht vor dem XXXV. Bande der Geographischen Ephem. (1811).