Zum Inhalt springen

ADB:Nikolaus von Frauenfeld

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Nicolaus von Frauenfeld, Bischof von Constanz“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 613–615, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nikolaus_von_Frauenfeld&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Nicolaus
Band 23 (1886), S. 613–615 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nikolaus von Frauenfeld in der Wikipedia
Nikolaus von Frauenfeld in Wikidata
GND-Nummer 138244677
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|613|615|Nicolaus von Frauenfeld, Bischof von Constanz|Georg von Wyß|ADB:Nikolaus von Frauenfeld}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138244677}}    

Nicolaus, genannt von Frauenfeld, Bischof von Constanz, erwählt am 15. April 1334, † am 25. Juli 1344. – Als am 27. März 1334 Bischof Rudolf von Constanz aus dem Grafenhause von Montfort in Arbon starb, wohin er sich, in den letzten Jahren ein Anhänger Kaiser Ludwigs, zurückgezogen hatte und das Domcapitel am 15. April darauf zur neuen Wahl eines Nachfolgers schritt, fiel diese zwiespältig aus. Die Mehrheit der Stimmen erwählte den Stiftsdecan, zugleich Pfarrherrn der Kirchen Windisch im Aargau und Kenzingen im Breisgau, N., Sohn des Ritters Jacob des Hofmeisters (oder Vogtes) von Frauenfeld, eines österreichischen Dienstmannes und Vogtes in Kiburg. Eine Minderheit erklärte sich für Graf Albrecht von Hohenberg, den Sohn des kaiserlichen Landvogtes Graf Rudolf im Elsaß, Domherr in Constanz und Straßburg und nachmals Kanzler des Kaisers und Bischof in Freising. Beide Bewerber zogen nach Rom, um sich Bestätigung von Papst Johann XXII. in dem ihnen zugedachten Amte zu erbitten. Der Papst, den Hohenberg als Anhängern des Kaisers nicht günstig, bestätigte den Erwählten der Mehrheit Nicolaus („den Hofmeister“ oder „den von Kenzingen“, wie man ihn zu nennen pflegte), der zugleich Spenden am richtigen Orte zu verwenden gewußt hatte. Bischof N. kam zurück, versicherte sich der Burgen des Bisthums und legte insbesonders eine starke Besatzung in das wichtige Mersburg. Vierzehn Wochen lang, von Mitte Mai bis Ende August 1334, versuchte Graf Rudolf von Hohenberg ihm dieses [614] zu entreißen, unterstützt vom Kaiser, der mit eigener Mannschaft und einem Aufgebote aus den benachbarten Reichsstädten im Lager Rudolfs erschien. Allein die Besatzung der Feste, mit Constanz stets in Verbindung durch den See, behauptete sich tapfer, ohne viel Schaden zu leiden, und Herzog Otto von Oesterreich, der im Juli 1334 aus Wien in die oberen Lande heraufkam, gelang es, den Kaiser von dem Unternehmen abzuziehen. Mersburg und das Bisthum blieben in Bischof Nicolaus’ Händen, den Oesterreich unterstützte. Sein förmlicher Regierungsantritt lief freilich nicht ohne eine unerwartete Kränkung ab, wenn Vitoduran Wahres berichtet. Zur Feier seiner ersten Bischofsmesse entbot N. Vertreter aller Klöster seiner Diöcese nach Constanz, mit der Insinuation, ihm Geschenke, sei es an Vieh, sei es an anderen Gegenständen mitzubringen. Die Landherren aber, die Truchsessen von Diessenhofen, von Waldburg, der Graf von Wirtemberg u. a. m., verhinderten die Ausführung dieser Vorschrift, indem sie die nach Constanz Wandernden mit ihren Geschenken heimzukehren anwiesen, was die Feier – nicht zum Mißvergnügen der Angehörigen der Diöcese – schmälerte. Ehrenvoller für den Bischof war, daß er durch die Herzoge von Oesterreich, als Otto im Frühjahr 1335 nach Oesterreich zurückging, als ihr „Hauptmann in ihren Landen zu Schwaben und im Elsaß“ mit der obersten Verwaltung dieser Lande betraut wurde und daß es ihm gelang, in dieser Eigenschaft der kurz nach Herzog Otto’s Abreise wieder ausgebrochenen heftigen Fehde Luzerns und der Waldstätte gegen die Herzoge durch einen am 16. Mai 1336 in Rotenburg bei Luzern unter seiner persönlichen Leitung geschlossenen Compromiß ein vorläufiges Ziel zu setzen, dem die darauf folgenden Schiedssprüche längere Dauer verliehen. Um diese Zeit sandte der Bischof auch in Verbindung mit den österreichischen Beamten Herzog Otto Kriegsmannschaft nach Oesterreich zur Vertheidigung wider Ungarn und Böhmen. Im J. 1337 erlitt der Bischof von den Freiherrn v. Tengen eine schmähliche Mißhandlung. Sich von ihm gekränkt behauptend, ließen sie ihn am 5. Mai 1337 im Dorfe Glattfelden aufgreifen und nach der Feste Höwen bringen, wo er eine fünfzehnwöchige Haft in Fesseln zu ertragen hatte, bis seine Feinde ihn am 21. August endlich losgaben. Dann beschäftigten ihn die kirchlichen Verhältnisse seiner Bischofsstadt, wo die Welt- und Klostergeistlichkeit Mitte Januar 1339 infolge der Beschlüsse des Kaisers und der Kurfürsten vom August 1338 zu Rense den seit drei Jahren nicht mehr geübten öffentlichen Gottesdienst wieder aufnahm, entgegen den vom Papst Benedict XII. festgehaltenen Verboten seines Vorgängers. Es geschah ohne des Bischofs Willen, der vielmehr denjenigen Geistlichen günstig gesinnt war, die sich aus Constanz entfernten, um nicht an der Uebertretung des päpstlichen Gebotes theilnehmen zu müssen. Bei den heftigen bürgerlichen Streitigkeiten, die am 22. December 1342 in Constanz ausbrachen und mit Errichtung einer Zunftverfassung, Einsetzung eines neuen und großen Rathes schlossen, wurden diejenigen Domherren, die das päpstliche Interdict beobachten und öffentlichen Gottesdienst nicht halten wollten, aus der Stadt vertrieben und blieben bis zum 5. August 1343 von derselben ausgeschlossen (auch nach ihrer Rückkehr beharrlich bei ihrem Entschlusse verbleibend). Bischof N. theilte ihre Ueberzeugung und ihr Verhalten; niemals wollte er die Regalien von Kaiser Ludwig empfangen. Doch scheint er persönlich nicht in Conflicte mit den seinem Hirtenstabe Untergebenen gekommen zu sein. Mit großem Lobe gedenken vielmehr Vitoduran und Diessenhofen der reichen Spenden, durch die er – „angeborne Sparsamkeit und Geldliebe gänzlich von sich abschüttelnd“, sagt ersterer – während der Theuerung der Jahre 1343 und 1344 der armen Bevölkerung aus seinen Vorräthen zu Hülfe kam. Mindestens dreimal wöchentlich speiste er während dieser zwei Jahre, nach Angabe des Vitoduran, 2–3000, zuweilen bis auf 3500 Arme mit Brot und Suppe. Auf 1757 Scheffel Roggen und 40 Pfund Constanzer Währung berechnet Diessenhofen [615] die wohlthätigen Ausgaben des Bischofs von Weihnacht 1343 bis zum Jacobitage, 25. Juli 1344. An diesem Tage, nach zehn Jahren und drei Monaten der Amtsführung, starb Bischof N. in seinem Schlosse Castel bei Constanz. Nach seiner Verordnung durften seinem Sarge außer dem Gesinde nur die von ihm gespeisten Armen folgen. Im Kloster St. Paul in Constanz empfingen sie nach vollbrachtem Geleite eine reiche letzte Gabe; in der Domkirche im Grabe seines einstmaligen Amtsvorgängers Heinrich von Klingenberg wurde N. bestattet.

Joh. Vitodurani Chronicon. - Heinrici de Diessenhofen, Chron. Stälin, Wirtemb. Gesch. III, 190. – Anzeiger für schweiz. Geschichte, Jahrg. 1881, Nr. 2, S. 377, wo Prof. Brandstetter aus nachgelassenen Aufzeichnungen von Lütolf den Todestag Bischof Rudolfs und den Tag der Bischofswahl von Nicolaus mit Gewißheit nachweist.