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ADB:Niemann, August Christian Heinrich

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Artikel „Niemann, August Christian Heinrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 673–674, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Niemann,_August_Christian_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:45 Uhr UTC)
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Niemann: August Christian Heinrich N., staats- und forstwissenschaftlicher Gelehrter. Er war am 30. Januar 1761 in Altona geboren, als Sohn des Advokaten H. F. N. († 1806), unter fünf Kindern das zweite. Nachdem er das vaterstädtische Gymnasium absolvirt, dessen Director Henrici war, bezog er 1780 die Universität Jena, woher die Mutter stammte, zum Studium der Rechtswissenschaft. 1½ Jahr verweilte er hier und ging dann nach Kiel. 1782 übernahm er den Posten als Hofmeister eines jungen Grafen Ahlfeld von Langeland und begleitete denselben auf die Universität Göttingen, wo er dann zugleich in drei Semestern die eignen Studien fortsetzte und dann nach Kiel zurückkehrte. Indem sein Zögling vorzugsweise zum Staatsmann ausgebildet werden sollte, fühlte unser N. sich veranlaßt, sich insbesondere mit dem Studium der Staatswissenschaften zu beschäftigen. Nachdem ihm von Jena der Magistergrad ertheilt war, promovirte er nun in Kiel ordnungsmäßig zum Dr. phil. und habilitirte sich dann an der Universität daselbst als Privatdocent 1785. Er las zunächst Statistik und Polizeiwissenschaft. Nachdem er noch als Student ein akademisches Liederbuch 1782 herausgegeben, zu dem von ihm 1795 ein zweites Bändchen zugefügt worden, worin auch einige von ihm selbst verfaßte Lieder enthalten sind, veröffentlichte er nun eine kleine Schrift: „Von der Industrie, ihren Hindernissen [674] und Beförderungsmitteln“ 1784, und begann die Herausgabe der schleswig-holsteinischen Provinzialberichte. 1787 ward er zum prof. extraord. der philosophischen Facultät ernannt. Als hierauf der königl. dänische Oberst v. Binzer eine Forstlehranstalt in Kiel begründete, ward N. zugleich Lehrer an derselben und arbeitete sich bald in diese, ihm bisher fremde Wissenschaft hinein. Diese seine Thätigkeit hat großen Erfolg gehabt und hat er eine lange Reihe von Jahren hindurch eine ausgezeichnete Wirksamkeit in Ausbildung der jungen Forstmänner der Provinz geübt. 1794 ward er ordentlicher Professor, 1811 ward er Ritter vom Danebrog und 1817 Etatsrath. Er war auch Archivar des Geheimen ehemal. Großfürstl. Conseil-Archivs. Mehrere Rufe an andere Universitäten hatte er abgelehnt. Er starb am 21. Mai 1832. Nichts war ihm fremd geblieben, was das Interesse der Menschheit betraf, er nahm den wärmsten Antheil an den großen welthistorischen Begebenheiten und hoffte fest auf die allmähliche Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände der Menschheit. Eine große Thätigkeit entwickelte er für die Verbesserung des Armenwesens in der Stadt Kiel, er war Mitstifter und eifriges Mitglied der dortigen Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde. Bei der Eröffnung hielt er eine Rede „Ueber die Hoffnung besserer Zeiten“ 1793, „Ueber Armenpflege“ 1794, „Uebersicht über die neue Armenpflege in der Stadt Kiel“ 1798. Für die specielle Vaterlandskunde verfaßte er zunächst schon 1786 Vorschläge, Hoffnungen und Wünsche zur Beförderung der Landeskunde. Durch die Herausgabe der schleswig-holstein’schen Provinzialberichte von 1786–1793, 12 Jahrgänge, dann fortgesetzt als „Schleswig-Holstein’sche Blätter für Polizei und Kultur“ 1799–1800 und „Blätter für Polizei und Kultur“ 1801–1803, sowie „Miscellaneen historisch-statistischen und ökonomischen Inhalts“ 1798, 2 Bde., „Schleswig-Holstein’sche Vaterlandskunde“ 1802, 3 Bde., desgleichen durch seine Mitarbeiten an den Kieler Blättern und Kieler Beiträgen und dem staatsbürgerlichen Magazin von Falk, endlich durch sein „Handbuch der schleswig-holstein’schen Landeskunde“ 1799, davon leider nur der erste Band erschienen, hat er außerordentlich viel zur Beförderung der Landeskunde im engeren Vaterland beigetragen. Außerdem erschienen von ihm zur Staatswissenschaft überhaupt: „Erste Grundsätze der Staatswirthschaft“ 1790. „Abriß der sog. Cameralstudien“ 1792. „Abriß der Statistik- und Staatenkunde“ 1807. „Nebenstunden für die innere Staatenkunde“ 1823. Zur Forstwissenschaft lieferte er: „Sammlungen zur Forstgeographie“ 1791. „Allgemeine Forststatistik“ 1808. „Forststatistik der dänischen Staaten“ 1809. „Inbegriff der Forstwissenschaft“ 1814. „Vaterländische Waldberichte“ 1820, 2 Bde. „Wald und Wild. Allgemeins deutsches Forst- und Jagd-Liederbuch“ 1827. Akademische Reden sind von ihm gedruckt 1823 bei der Feier der 50jährigen Wiedervereinigung Holsteins: 1828 „Der Vaterlandsliebe Wesen und Wirken“. – Noch 1826 begründete er die Universitätschronik, die er bis an seinen Tod jährlich fortführte und deren Herausgabe seitdem bis auf die Gegenwart fortgesetzt worden ist. Die Schüler der Forstanstalt haben ihm auf dem Kieler Friedhofe ein Denkmal gesetzt, das die Inschrift trägt: „Der bessern Zukunft weihte er seine Tage“.

Falk’s Neues staatsbürgerl. Magazin (1834) II S. 722 III. 1. – S.-H. Provinzialberichte 1833, 1. – Rüder III, 324. – Steffens, Was ich erlebte III, 295 und die Schriftstellerlexica v. Kordes, Lübker-Schröder und Alberti s. v.R. Heß, Lebensbilder hervorrag. Forstmänner. Berl. 1885, S. 253.