ADB:Naaldwyk, Johann von
Wilhelm IV. unter den Streichen der Friesen bei Stavoren gefallen. Sein Sohn Heinrich folgte Herzog Albrecht bei dem Rachezuge des Jahres 1396 nach Friesland. Die Naaldwyk’s waren immer gut Hoekisch, was jedoch Wilhelm v. N., den letzten seines Geschlechts, der die Marschallswürde bekleidete, wenn er auch im Rathe Jacobaea’s eine einflußreiche Stimme geführt hatte, nicht abhielt, als Rath und Rentmeister von Holland dem burgundischen Philipp zu dienen, wie auch seine Söhne, wenn sie auch ihre Hoek’schen Sympathieen nicht immer verleugneten, in Ansehen blieben. So war auch N. ein Ritter am Hofe Karls des Kühnen. Aber nach dessen Tod war er unter den ersten, die sich der machtlosen Maria von Burgund widersetzten. Am Kampfe der Hoeks und Kabeljauer, der 1479–1481 namentlich dem Besitz Leidens galt, nahm er, als ein Führer der ersteren, einen hervorragenden Antheil. In Utrecht fand er immer Schutz, wenn es in Holland kein Bleiben für ihn gab. Als Abgesandter der Partei unterhandelte er vergeblich mit König Maximilian, seine Forderungen waren zu hoch. Von jetzt an stand er neben Franz v. Brederode in der ersten Reihe der Hoeks, beim Kampfe auf dem Meere und in den holländischen Gewässern, welche Maximilian so viele Sorge bereiteten, stand er immer an der Spitze. Er leitete 1490 von Sluis aus, wohin er nach der Schlacht bei Brouwershaven entkommen war, einen Angriff auf Holland von der Seeseite; die Gährung namentlich unter den unendlich gedrückten nordholländischen Bauern hoffte er benutzen zu können. Allein die Bevölkerung fürchtete die als Seeräuber verrufenen Hoeks noch mehr, als sie die österreichisch gesinnten Beamten und Regenten haßte; er ward überall abgewiesen, ohne nachher, als der Aufstand des Käse- und Brotvolkes durch das Land raste, den Zug zu erneuern. Vergeblich hatte er sich auch den Schieringern in Friesland anzuschließen versucht. Er war gezwungen gewesen sich in Sluis einzuschließen und von da aus das Meer unsicher zu machen, um seinen Leuten den Unterhalt zu verschaffen. Da machte der Herzog Albrecht von Sachsen seinem Treiben ein [187] Ende. In Sluis mit dem Rest der vlämischen Feinde Oesterreichs unter Philipp von Cleve eingeschlossen, ward N. nach kräftiger Vertheidigung zur Uebergabe gezwungen (13. October 1492). Wie sein Genosse wandte er sich nach Frankreich, wo er aber bald starb. N. wäre vielleicht nie so bekannt geworden, wenn er nicht neben dem Schwerte die Feder und zwar die des Historikers geführt hätte. Er schrieb eine Geschichte seiner Zeit, 1437–1477, die er mit der Chronik eines unbekannten Autors, die bis Jacobaea’s Tod, 1437, lief, zusammen herausgab. Leider war letztere eine vollständig werthlose, unkritische und von Fabeln wimmelnde Compilation, und so ist das nach dem ersten Druckort, Gouda, wo es 1478 zuerst erschien, von Petrus Scriverius, der 1633 die fünfte Ausgabe besorgte, „Out Goutsch Chronycxken“ benannte Buch zwar ganz allgemein verbreitet, allein auch sehr verrufen gewesen. Der von N. selbst verfaßte Theil ist jedoch nicht ohne Werth, wenn sein Name auch nicht unter den hervorragenden Historikern Hollands, und es gibt deren nur wenige, einen Platz gefunden hat.
Naaldwyk: Johann v. N., holländisches Parteihaupt und Geschichtschreiber im 15. Jahrhundert, stammte aus einem hochangesehenen Geschlecht, in welchem die Würde eines Marschalls von Holland seit zwei Jahrhunderten erblich war. Schon 1250 genannt, spielten die Naaldwyk’s eine hervorragende Rolle in den Kämpfen des 14. und 15. Jahrhunderts. Ein Wilhelm v. N. war neben dem Grafen- Vgl. De Wind, Bibliotheek van Nederlandsche Geschiedschryvers. – S. Muller, Lyst van Noord Nederlandsche Kronieken. Ueber Naaldwyk’s Leben die sogenannte Divisiekroniek und andere Chroniken des 14. Jahrh. Von neueren Autoren neben Wagenaar und Bilderdijk auch Velius, Kroniek van Hoorn, Alkemade, Jonker Fransenn-Oorlog. Eine Monographie erschien 1843 in der Zeitschrift de Fakkel, von der Hand M. van Brugge’s. Weiter Arend, Alg. Gesch. des Vaderl. Blok, Eene Hollandsche stad onder de Bourgondisch-Oostenryksche Heerschappy.