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ADB:Muhr, Julius

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Artikel „Muhr, Julius“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 484–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Muhr,_Julius&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:05 Uhr UTC)
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Muhr: Julius M., Historien- und Genremaler, geb. am 21. Juni 1819 zu Pleß in Oberschlesien, wo sein Vater Kaufmann war, kam, da sich entschiedene Begabung für Malerei gezeigt hatte, rechtzeitig nach Berlin, wo er an der dortigen Akademie den ersten Grund zu seiner künstlerischen Ausbildung legte. Im J. 1838 ging M. nach München an die Akademie zur Fortsetzung seiner Studien, wozu er durch kleine Arbeiten, als Porträts, Stations-Altar- und Genrebilder seinen Unterhalt gewann. Durch eine „Findung Mosis“ erregte er die Aufmerksamkeit Kaulbach’s, welcher ihn zur Ausführung seiner Wandgemälde in Berlin engagirte. Acht Sommer lang (1847–53) arbeitete M. mit Echter an der Ausführung der Museumsbilder und betheiligte sich später bei dem Freskencyclus an der Außenseite der Neuen Pinakothek. Dann wendete er sich nach Italien, dessen Kunstschätze er nachhaltig auf sich wirken ließ und begann, von 1852 bis 1858 fast jeden Winter in Rom, eine schöne selbständige Thätigkeit im Historien- und Porträtfach zu entwickeln. In erster Reihe malte er für den Grafen Lichnowsky „Eine Predigt in der Sixtinischen Kapelle“, ein damals vielgerühmtes Bild, zu welchem Papst Pius IX. und die dargestellten Cardinäle sämmtlich Modell sassen. Ein anderes „Die Pußta“ betitelt, eine kleine Zigeunergruppe darstellend, welche beim einsinkenden Abend dem Geigenspiel des Führers zuhorcht, kam in Besitz des Grafen Henckel von Donnersmark zu Berlin; eine ähnliche Wiederholung erwarb Graf Schack in München. Darauf folgte eine „Siesta der Camaldulenser-Mönche“ (Erzherzogin Sophie von Oesterreich), dann „Schachspiel aus Götz von Berlichingen“ (Adelheid und der Bischof von Bamberg) und die in einer Laube lesenden und arbeitenden „Nonnen“. Unter den Porträts verdienen die Bildnisse des Feldzeugmeisters Schlick in Lemberg, des Malers Overbeck (für Graf Raczynski in Berlin), des Grafen Lichnowsky, der Fürstin Poli in Rom und Sr. Majestät König Ludwig II. besondere Erwähnung. Im J. 1858 besuchte M. noch einmal Berlin, dann übersiedelte er bleibend nach München, wo er sein eheliches Glück begründete, welchem er nur zu früh, schon am 9. Februar 1865 entrissen wurde. In München entstanden (1859) das große „Gastmahl der Königin Johanna von Arragon“ (in England); 1860 die [485] „Musicirenden Mönche“ und die „Siesta der Nonnen“, nebst zwei Landschaftsbildern mit der „Küste von Capri“ und „Sorrent“; 1861 zwei „Genien“ (Nacht und Morgen) und das große Bild des von seinen Freunden getrösteten „Hiob“; 1862 ein in seiner Zelle „Musicirender Mönch“, eine „Bacchantin“ und „Trauernde Fischerin“; 1863 „Fischerhaus bei Sorrent“; 1864 „Mondaufgang“ und „Mädchen aus Ischia“; 1865 ein italienisches Genrebild. Sein letztes Werk, „Die beiden Leonoren“ vollendete Eugen Neureuther. M. gebot über eine sehr correcte Zeichnung und brillante Farbengebung, als Meister bewies er sich in der Darstellung des weiblich Schönen. Hübsche Befähigung hatte er auch auf dem poetischen Gebiete, ohne daß der Künstler je etwas davon in die Oeffentlichkeit gelangen ließ. Bringt man jene Reihe von Jahren in Abrechnung, welche M. dazu verwendete, die Conceptionen eines anderen großen Künstlergenius, der ihn seiner freundschaftlichsten Achtung würdigte, auszuführen, so leistete M. doch so Vieles und Bedeutendes, daß sein frühes Scheiden beim Gedanken an das, was er wol nun erst und mit welchem Feuereifer er es gerne geschaffen hätte, im Interesse seiner selbst und in dem der idealen Kunst tief betrauert werden muß.

Vgl. Nekr. von Franz Trautmann in Nr. 54 Morgenblatt zur Baier. Ztg. vom 23. Febr. 1865. Kunstvereinsbericht für 1865. S. 53. Seubert 1878. II. 616.