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ADB:Miltitz, Karl von (päpstlicher Diplomat)

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Artikel „Miltitz, Karl von“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 759–760, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miltitz,_Karl_von_(p%C3%A4pstlicher_Diplomat)&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:35 Uhr UTC)
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Miltitz: Karl v. M., Sohn Sigismunds v. M., Landvogts zu Meißen in Pirna und Herrn auf Rabenau, erhielt seine Bildung zu Köln, war Domherr zu Mainz, Trier und Meißen und siedelte 1514 oder 1515 nach Rom über, wo er die Stellung eines päpstlichen Kämmerers, Notarius et cubicularius secretus et familiaris, endlich eines Nuntius und apostolischen Commissarius bekleidete und dem Kurfürsten Friedrich, ingleichen dem Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen als Agent am päpstlichen Hofe diente; letzterem erwirkte er unter Anderem die päpstliche Erlaubniß, einiges von der aus Jerusalem stammenden Erde des Campo santo zu Rom für den Kirchhof zu Annaberg holen zu lassen. Nachdem des Cardinal Cajetan Versuch, Luther zum Schweigen zu bringen, fehlgeschlagen war, schien M. der geeignetste Mann, diese Sache beizulegen; als äußerlicher Vorwand diente der Auftrag Papst Leos X., dem Kurfürsten Friedrich die geweihte goldene Rose zu überbringen, um die derselbe seit drei Jahren vergebens sollicitirt hatte. Um den Zweck seiner Mission nicht zu gefährden, [760] vermied M. dem Cardinallegaten zu begegnen, suchte vielmehr den kurfürstlichen geheimen Rath Degenhard Pfeffinger auf dessen Gütern auf und ließ sich von ihm nach Altenburg begleiten, wo er in Spalatin’s Wohnung in Gegenwart Fabians v. Feilitzsch seine erste Unterredung mit Luther hatte, 3. Januar 1519. Absehend von der Forderung eines Widerrufs kam er mit Luther überein, daß beiden Theilen Schweigen auferlegt und des letzteren Sache einem gelehrten Bischofe, als welchen er den Erzbischof Richard von Trier bezeichnete, zur Untersuchung aufgetragen werden solle. Eine Folge dieser Verhandlung war der demüthige Brief, den Luther an den Papst richtete. Nachdem M. hierauf Tetzeln in Leipzig zur Ruhe verwiesen, begab er sich nach Koblenz und drang in Luther ebenfalls dahin zu kommen, damit dort seine Sache durch den Erzbischof von Trier geschlichtet werde. Dies geschah jedoch ebenso wenig wie Kurfürst Friedrich auf Miltitz’s Vorschlag einging, die mittlerweile bei den Fugger in Augsburg angelangte goldene Rose selbst dort abholen zu lassen. Vielmehr mußte sie M. daselbst abholen, allein seine Absicht, mit der Rose pomphaft in Wittenberg einzuziehen, wurde durch die Verstimmung des Kurfürsten über die lange Vorenthaltung derselben vereitelt und M. mußte sich begnügen, dieselbe am 24. September 1519 den kurfürstlichen Commissarien zu Altenburg auszuhändigen. Er empfing dafür 200 Gulden Gratial und die Ernennung zum kurfürstlichen Rathe auf drei Jahre mit 100 Gulden Jahresgehalt, zeigte sich aber hiermit wenig zufrieden und bat wiederholt um Erhöhung dieser Summen. M. hielt sich noch längere Zeit in Sachsen auf, gern verweilend „an den Orten, wo man ihm gutlich thut und wol aufwart“. Mit Luther hatte er eine zweite Zusammenkunft am 9. October zu Liebenwerda. eine dritte, der auch Melanchthon beiwohnte, im October 1520 zu Lichtenburg, nachdem er in der Zwischenzeit den Augustinerconvent zu Eisleben im August 1520 besucht und die Veröffentlichung von Luther’s neuen Streitschriften zu hintertreiben gesucht hatte. Auf einer späteren Reise nach Deutschland 1529 fand er seinen Tod, indem er, angeblich in trunkenem Zustande, im Main unweit Steinau ertrank.

J. K. Seidemann, Karl v. Miltitz. Eine chronologische Untersuchung. Dresden 1844.