Zum Inhalt springen

ADB:Millenet, Johann Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Millenet, Johann Heinrich“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 745–747, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Millenet,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 23:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Milich, Jakob
Nächster>>>
Miller, Johannes
Band 21 (1885), S. 745–747 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Februar 2020, suchen)
Johann Heinrich Millenet in Wikidata
GND-Nummer 117042196
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|745|747|Millenet, Johann Heinrich|Albert Schumann|ADB:Millenet, Johann Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117042196}}    

Millenet: Johann Heinrich M., unter dem Namensanagramm M. Tenelli als Theaterdichter und Romanschriftsteller bekannt und als Sohn eines Organisten am 4. September 1785 zu Berlin geboren, war französischer Abkunft und der Sprößling einer nach Aufhebung des Edicts von Nantes in Deutschland eingewanderten Hugenottenfamilie. Auf dem französischen Gymnasium und dem Séminaire de Théologie seiner Vaterstadt gebildet, übernahm er 1809, bald nach Vollendung seiner Studien, die Stelle eines Lehrers an der [746] ersteren Anstalt und beim königlichen Kadettencorps, trat aber mit dem Beginne der Freiheitskriege in die Dienste des Prinzen Wilhelm, eines Oheims des jetzigen Deutschen Kaisers, und begleitete denselben als Privatsecretär während des Feldzuges und bis nach Paris. Als der Friede geschlossen war, löste sich dieses Verhältniß wieder, und M. gründete nun zu Neubrandenburg in Mecklenburg-Strelitz eine Privatlehranstalt, die unter seiner Leitung einen so gedeihlichen Aufschwung nahm, daß er seine jugendliche Braut, Julie Charton aus Berlin, als Gattin heimführen konnte. 1825 folgte er einem Rufe als Professor der französischen Sprache an das Gymnasium zu Gotha, wo er fortan 27 Jahre lang vielfach anregend gewirkt hat, bis ihn im März 1852 ein lästiges Brustleiden zum Rücktritt von seinem Amte bewog. In ungeschwächter geistiger Frische und zu Anfang 1853 von seinem Fürsten zum Hofrathe ernannt, verlebte er die ihm noch beschiedenen Ruhejahre und starb, über 73 Jahre alt, unter der treuen Pflege seiner zweiten Gattin, mit welcher er sich 1850 vermählt hatte, nachdem die erste 1833 mit Hinterlassung eines einzigen Sohnes aus dem Leben geschieden war. – Schon während seines Aufenthaltes in Neubrandenburg war M. unter dem Namen M. Tenelli, den er in der Folge stets beibehielt, litterarisch thätig gewesen und zwar gleich anfangs in der doppelten Richtung als Roman- und Bühnenschriftsteller. Die von ihm zuerst herausgegebene zweibändige Monatsschrift „Die Laren“ (Berlin 1818) enthielt außer Beiträgen Anderer auch Gedichte, Erzählungen, ein Lustspiel und eine Posse von ihm selber. Dann folgte die Erzählung „Das Johanniswürmchen“ (1819) und der Roman „Die Abenteuer des Grafen von Heyden“ (1819), welchen sich verschiedene theils im Drucke veröffentlichte, theils handschriftlich verbliebene, aber auf die Bühne gelangte dramatische Arbeiten und ein Band Erzählungen anschlossen, nämlich: „Thalia, Beitrag für deutsche Bühnen“ (Berlin 1819), die Opern „Die Hottentottin“, mit Musik von G. A. Schneider und „Das verborgene Fenster, oder ein Abend in Madrid“, mit Musik von J. P. Schmidt, jene am 5. Januar 1820, diese am 4. Februar 1824 in Berlin aufgeführt, und „Meines Oheims Flausrock“ (1824), Erzählungen, unter denen sich außer fünf neuen noch zwei in Symanski’s „Freimüthigem für Deutschland“ (1. Jahrgang 1819) bereits abgedruckte befinden. Fruchtbarer noch gestaltete sich Millenet’s litterarische Thätigkeit in Gotha, da er bald nach der Neugründung des dortigen Theaters (1. Juni 1827) in nähere Beziehungen zu demselben trat. Von 1829 bis zu seinem Tode verging fast kein Jahr, ohne daß nicht ein oder mehrere selbständige oder nach dem Französischen bearbeitete Bühnenstücke von ihm zur Aufführung gelangt wären. Diese Beziehungen zu dem genannten Institute brachten ihm auch 1840 den Titel eines Hof- und Theaterdichters ein. Ein Verzeichniß der zahlreichen von ihm herrührenden Arbeiten dieser Art enthält Kawaczynski’s unten angeführte Festschrift. Nur zum kleineren Theile sind diese Lustspiele, Vaudevilles und Possen, unter denen „Die Mönche“ wohl am häufigsten die Bretter beschritten haben, entweder in Einzelausgaben gedruckt oder, wie in den „Jährlichen Beiträgen für die deutsche Bühne“ (Gotha 1837), zu Sammlungen vereinigt worden. Daneben verfaßte M. auch eine Anzahl Prologe und Epiloge bei festlichen Anlässen des Hoftheaters, wie denn z. B. 1840 die neugebauten Schauspielhäuser in Gotha und Koburg durch seine Prologe eröffnet wurden. Ebenfalls in jener Periode entstanden die beiden Romane „Baron Duverney“ (2 Bde., 1839) und „Die Atheisten. Historischer Roman aus der Ludwigs XIV.“ (2 Bde., 1846), sowie die Uebersetzungen aus dem Französischen: „Eduard. Von der Verfasserin der Ourika“ (2 Bdchn., 1826), „Beaumarchais’ Sämmtliche Schauspiele“ (2 Bdchn., 1826), die auf den „Barbier von Sevilla“ und „Eugenie“ beschränkt blieben und deshalb im folgenden [747] Jahre unter dem Titel: „Beaumarchais. Bestes aus dessen Werken“ in neuer Ausgabe erschienen; ferner: Scribe’s Lustspiel „Vormund und Mündel“ (1830) und Victor Hugo’s „Maria Tudor“ (1834) und „Marion de Lorme“ (1839). Zu den beiden vom Herzog Ernst II. zu Sachsen-Koburg-Gotha in Musik gesetzten Opern „Zayre“ (1847) und „Casilda“ (1851) – erstere nach Voltaire’s gleichnamiger Urschrift bearbeitet, letztere eine freigeschaffene Dichtung – lieferte M. die Textesworte. Bescheidener war seine schriftstellerische Thätigkeit beim „Gothaischen Hofkalender“, dessen französische Ausgabe er eine Zeitlang besorgte, und bei zwei Schulbüchern, die er ausnahmsweise unter seinem wirklichen Namen veröffentlichte: ein französisches Uebersetzungsbuch und eine französische Chrestomathie (1826, 1839).

Programm des Gymnasii illustris zu Gotha. Gotha 1853, S. 31 f. (Lebensskizze). – Goedeke, Grundriß, 3. Bd. (1881), S. 898 f. (Schriftenverzeichniß). – Vgl. auch (F. W. v. Kawaczynski) Das Herzogl. S. Hoftheater zu Coburg-Gotha. (Coburg 1877.) – Illustrirte Zeitung. (Leipzig, J. J. Weber.) Nr. 185 vom 16. Januar 1847, S. 41 f. (Zayre) und Nr. 411 vom 17. Mai 1851, S. 319–321 (Casilda). – Außerdem nach privaten Nachrichten und eigenen Erinnerungen.