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ADB:Merode, Johann Philipp Eugen Graf von

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Artikel „Merode, Johann Philipp Eugen Graf von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 451–453, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merode,_Johann_Philipp_Eugen_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 10:34 Uhr UTC)
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Merode-Westerloo: Johann III. Philipp Eugen Graf M., Marquis von Westerloo, kaiserlicher Feldmarschall, Capitän der Arcièrengarde Kaiser [452] Karls VI., Ritter des goldenen Vließes, Grand von Spanien, Erbburggraf des Erzbisthums Köln, Mitglied des niederländischen Staatsrathes, wurde am 22. Juni 1674 zu Brüssel geboren als Sohn des spanischen Obersten und Gouverneurs von Namur Maximilian Freiherrn von M. und starb am 12. Sept. 1732 auf seinem Schlosse zu Merode. M. entstammte sohin jenem hochangesehenen, vielfach verzweigten Adelsgeschlechte der Merode, dessen Ursprung bis auf die Grafen von Barcelona und der Provence um das Jahr 800 zurückgeleitet wird. Merode’s Stammvater war Peter Berengar, der dritte Sohn Raimund Berengars IV., Königs von Aragon und Grafen von Barcelona, welcher 1174 die edelgeborene Aleyde (Adelaïde), die Erbin des Hugo, Herrn und Barons von Rode (Roide) ehelichte, und soll der für diese zweite Linie der Barone von Rode in Gebrauch gekommene Name Merode durch die Zusammenziehung der Worte: Meinher von Rode oder M’her Rode entstanden sein. Die bevorzugte Stellung der Merode knüpft sich aber theils an deren eheliche Verbindungen mit den Häusern Limburg, Holstein-Oldenburg, Nassau-Hadamar etc., theils an die den deutschen Kaisern bewährte Ergebenheit. Diese wurde denn auch schon von Kaiser Friedrich III. durch die im J. 1473 erfolgte Bestätigung der Merode’s als Edle, Panner- und Reichsfreiherren anerkannt, von Kaiser Ferdinand II. durch die Erhebung Johann I. von M. im J. 1622 zum Grafen geehrt und von König Philipp IV. von Spanien, Regenten der Niederlande durch die Ernennung gleichfalls Johann I. von M. im J. 1626 zum Marquis von Westerloo ausgezeichnet. Und so sah M.-W. auf Ahnen zurück, welche im Laufe der Zeiten die hohe Stellung des Geschlechtes sowohl begründet als gefestigt hatten und jederzeit in den unausgesetzten Kriegshändeln früherer Jahrhunderte ritterlichen Sinnes als heldenhafte Anführer hervorgetreten sind. Namentlich rühmende Erinnerung gilt dem Renaud de M., welcher 1543 bei der Erstürmung der Stadt Düren durch Kaiser Karl V. den Heldentod fand, dann Johann I. von M., der an der Spitze einer kaiserlichen Armee in der Schlacht bei Hameln 1633 getödtet wurde, und ferner Johann II., welchen als Capitän kaiserlicher Kürassiere in der Schlacht bei Prag 1620 der Heldentod ereilte. Ihnen allen als Kriegsheld nachzueifern, war auch Johanns III. Graf von M. frühzeitig geäußerter Wunsch; diesem trat jedoch sowohl seine Mutter sowie sein Stiefvater, Herzog Joachim Ernst von Holstein-Rethwisch, welcher im J. 1677 Merode’s verwittwete Mutter zur Gemahlin genommen hatte, um so beharrlicher entgegen, als Merode’s nicht starker Körperbau und dessen Augenschwäche jedwede Vorsicht erforderten. Dennoch stand M.-W., nach mehreren mit seinen Eltern nach Holstein, Spanien und Afrika unternommenen Reisen schon am 3. August 1692 an der Seite seines Vaters bei Steenkerque im Kampfe gegen die Franzosen. Sein eigenwilliger Charakter, welcher wiederholt zu Zerwürfnissen mit seinen Eltern führte und durch ungeeignete Erziehung nicht unterdrückt worden war, hatte ihn sohin bald an das erwünschte Ziel gebracht, und daß es ihm für den Kriegsberuf nicht an Unerschrockenheit, Bravour und Ausdauer fehle, bewies sein Verhalten gleich im Laufe des ersten Gefechts. Diesem folgten bald andere, denn unternehmungslustigen Sinnes wendete sich M. von Kampf zu Kampf, dabei stets die damaligen Vorrechte und Vortheile eines hochgeborenen Edelmanns genießend, der jederzeit auf die Zuweisung eines Commandos rechnen konnte und dem die Mühen der Feldzüge durch den Verkehr mit den höchsten Persönlichkeiten, sowie durch mehrfache Unterbrechungen wesentlich erleichtert wurden. Er diente von 1692–1704 im spanisch-niederländischen, von 1705 bis zu seinem Tode im kaiserlichen Heere und gelten als dessen besondere Leistungen: die Befreiung seines Stiefvaters aus ernster Gefahr im Gefechte bei Neerwinden 1693; seine Thätigkeit und Tapferkeit bei der Belagerung [453] von Namur 1695; die von ihm kühn und erfolgreich durchgeführten Streifzüge gelegentlich der Einschließung von Valenza 1696; der muthige Vorstoß bei Novarra 1702, wobei er den Obersten Grafen Arberg, Commandanten des Regiments Darmstadt, gefangen nahm; seine Geistesgegenwart und sorgsame Postirung der Truppen bei Luzzara 1702; der geschickte Bau von Trancheen und deren lebhafte Ausnützung gegen Guastalla 1702; die brave Leitung spanischer und wallonischer Truppen bei Höchstädt 1704, an welchem Tage er auch verwundet wurde. Und wenngleich diesem nach Merode’s Verdienste nicht das Maß des Außergewöhnlichen erreichten, so ward ihm doch in Ansehung auf seine Geburt und mächtige Stellung in den Niederlanden schon im J. 1703 die Charge eines maréchal de camp, im J. 1705 die eines Generales der Cavallerie und im J. 1717 jene eines Feldmarschalls verliehen, ferner wurde er auch 1725 zum Inhaber des gegenwärtigen k. k. österreichischen Dragonerregiments Nr. 14 ernannt, welches nach Cruyplants schon im J. 1713 aus den Resten der niederländischen Reiterregimenter Ferdinand de Ligne, Herzog von Holstein und Westerloo, jedoch vorerst als Dragonercorps, zusammengestellt worden ist. M.-W. war zweimal verheirathet: das erste Mal mit Maria Theresia Pignatelli, Herzogin von Monteleone (1702–1718), das andere Mal mit Charlotte Wilhelmine Prinzessin von Nassau-Hadamar (1721–1732), aus welch letzterer Verbindung die Grafen Johann Philipp, geb. 1722 und Philipp Maximilian, geb. 1729, entsprossen sind. Alles, was M.-W. erlebt, hat er in den von seinem Enkelkind Graf Merode-Westerloo im J. 1840 in zwei Bänden herausgegebenen Memoiren geschildert, die im allgemeinen einstweilen fast die einzige Originalquelle für die Kennzeichnung seines Lebenslaufes bilden. Und da dieselben erst vom Jahre 1704 an meistentheils aus dem Gedächtnisse seinem Secretär dictirt wurden und M. sichtlich leidenschaftlichen Temperaments war, so gebietet deren Benützung einige Vorsicht. Dessenungeachtet müssen diese flüchtigen Erinnerungen Merode’s als schätzenswerther Beitrag für die Geschichte jener Zeit betrachtet werden, denn sie bieten viele Aufschlüsse über die Vorgänge in den maßgebenden Kreisen und eine große Zahl Charakteristiken hervorragender Persönlichkeiten.

Mérode-Westerloo, Mémoires du Feldmaréchal comte de Mérode-Westerloo etc., Bruxelles 1840. Wurzbach, Biogr. Lex. des Kaiserth. Oesterreich, 17. Th. Wien 1867. Cruyplants, Hist. de la caval. belge au service d’Autriche etc., Gand 1880.